Die Kritiker

«Stieg Larsson: Vergebung»

von

Story


Nachdem Lisbeth erfahren hatte, dass der Vergewaltiger ihrer Mutter nicht nur ihr Vater ist, sondern ob seiner Wichtigkeit für die schwedische Sicherheitspolizei auch mitverantwortlich für ihre Einweisung in eine Nervenklinik und damit den bisherigen Verlauf ihres Lebens war, suchte sie ihn auf. Das Zusammentreffen mit dem rekrutierten russischen Ex-Spion überlebte sie nur knapp - dennoch hat sie es geschafft, auch Zala schwer zu verletzen und wird mit ihm im selben Krankenhaus behandelt. Seine Bedeutung für politische Kreise wird erstmals deutlich, als er von einem ehemaligen Sicherheitspolizisten ermordet wird, da Zala gedroht hatte, die Machenschaften des Zirkels aufzudecken, wenn er nicht weiter unterstützt werden würde. Auch Lisbeth gerät ins Visier des ominösen Politkreises aus ehemaligen Sicherheitspolizisten und wird obendrein weiterhin verdächtigt, für drei Morde nebst des versuchten Mordes an ihrem Vater verantwortlich zu sein. Die Schwester des Journalisten Mikael Blomkvist, Annika, erklärt sich bereit, Lisbeth vor Gericht zu verteidigen, während die Sicherheitspolizei und ehemalige Regierungsangehörige weiterhin einflussreiche Organe des Staatsapparats unterwandern und versuchen, die Verhandlung zu manipulieren. Als auch die Kriminalpolizei in ihrer Arbeit behindert wird und an Lisbeths Schuld zweifelt, scheint sich das Blatt zu wenden - doch der Einfluss der Sicherheitspolizei ist größer als befürchtet.

Darsteller


Michael Nyqvist («Die fünfte Frau») ist Mikael Blomkvist
Noomi Rapace («Daisy Diamond») ist Lisbeth Salander
Lena Endre («Der letzte Tag, die letzte Nacht») ist Erika Berger
Peter Andersson («Morgengrauen») ist Nils Bjurman
Sofia Ledarp («Der Kommissar und das Meer») ist Malin Erikson
Jacob Ericksson («Tsatsiki – Tintenfische und erste Küsse») ist Christer Malm
Georgi Staykov («Mankells Wallander: Vittnet») ist Alexander Zalachenko
Mikael Spreitz («Gangster») ist Roland Niedermann
Johan Kylén («Patrik 1,5») ist Jan Bublanski
Magnus Krepper («Mun mot mun») ist Hans Faste
Pelle Bolander («GSI - Spezialeinheit Göteborg») ist Sonny Nieminen
Niklas Hjulström («Deadline») ist Richard Eckström
Ralph Carlsson («Raus aus Åmål») ist Gunnar Björck
Aksel Morisse («Håkan Nesser - Das grobmaschige Netz») ist Dr. Jonasson
Hans Alfredson («Pippi Langstrumpf») ist Evert Gullberg
Sanna Krepper («Kommissar Winter») ist Susanne Linder
Tanja Lorentzon («Mankells Wallander») ist Sonja Modig
Michalis Koutsogiannakis («Das neue Land») ist Dragan Armanskij
Donald Högberg («Der Kommissar und das Meer») ist Jerker Holmberg

Kritik


War «Verblendung» noch ein eigenständiger Krimifilm ohne offenes Ende und übergreifende Handlungsstränge, so mussten sich die Zuschauer von «Verdammnis» nicht nur auf zahlreiche neue Charaktere, sondern auch auf Details des Vorgängers besinnen. Die Vollendung der «Millenium»-Trilogie wird jetzt in dem Zweiteiler «Vergebung» zelebriert - und wer die ersten beiden Werke nicht gesehen hat, steht trotz kurzem Rückblick am Anfang des Films auf vollkommen verlorenem Posten. Zu komplex ist der posthum veröffentlichte Krimimythos des Journalisten Stieg Larsson, um nachträglich in die Handlung einzusteigen und seine Freude daran zu haben. Doch das ist keine filmische Schwäche, sondern kommt den Fans der ersten Teile zugute: Die Fronten zwischen Gut und Böse sind geklärt, die differenzierte Charakterisierung steht auf wasserdichtem Boden und auch der Tatbestand der politischen Verschwörung gegen Schwedens Demokratie nebst Lisbeth Salander lässt sich schnell erahnen.

Ohne Umschweife knüpft Regisseur Daniel Alfredson, der bereits für den zweiten Teil der Trilogie verantwortlich zeichnete, an die vorhergehende Handlung samt üblem Cliffhanger an. Nachdem Lisbeth unschuldig des dreifachen Mordes verdächtigt und in ganz Schweden gesucht wird, taucht sie unter und gräbt versehentlich in ihrer Vergangenheit: Ein Drahtzieher der Morde scheint Zala zu sein, der sich als Lisbeths Vater entpuppt. Einen Zusammenstoß mit rekrutierte russische Ex-Spion überlebt sie nur knapp und scheint auch jetzt nicht sicher: Zala liegt im Nebenzimmer des Krankenhauses und wird alsbald von dem Mitglied einer politischen Geheimorganisation umgebracht, der er selbst angehörte und die es auch auf Lisbeth abgesehen hat - als wichtige Zeugin einer riesigen Verschwörung ist sie im Weg. Kaum greifbar ist zwar die Vorstellung eines einflussreichen innerstaatlichen Organs mit eigenen Regeln, das keiner Prüfung unterliegt und sich eigenmächtig die Sicherheit Schwedens ins Programmheft diktiert hat, während es den demokratischen Staatsapparat unterwandert; umso befriedigender allerdings der langsame Zerfall dieses Überbleibsels des Kalten Krieges.

Dass am Ende das Recht siegt, ist dramaturgisch nur logisch, denn der letzte «Millenium»-Zweiteiler hebt sich als Gerichtsdrama und Verschwörungsthriller von den Vorgängern ab. Deutlich actionlastiger und wesentlich plakativer kommt die Handlung daher, die Charaktere entwickeln sich weniger feingliedrig und alle Geschehnisse spitzen sich auf das große Gerechtigkeitsfeuerwerk am Ende zu - fast scheint es, als hätte man «Vergebung» produktionstechnisch noch massenkompatibler machen wollen. Wenngleich die Zusammenführung aller Nebenstränge und offener Fragen teils verwirrend erscheint und die Buchvorlage in einigen Punkten eher sträflich interpretiert als gelungen adaptiert wurde, machen auch die letzten zwei Teile der Krimireihe einen Heidenspaß. Nur am Rande erwähnt werden soll erneut die großartige Schauspielarbeit von Noomi Rapaces als Lisbeth Salander und Michael Nyqvist als Mikael Blomkvist, die spannende Inszenierung und die gelungene Atmosphäre. Mit der visuellen Adaption des Opus Magnum von Stieg Larsson schließt sich damit eine weitere Tür im Haus der derzeit angesagten und hochqualitativen Literaturverfilmungen - warum das ZDF diese mit Rundfunkgebühren kofinanzierte Perle allerdings nicht in der Primetime ausstrahlt, bleibt ein Rätsel.

Das ZDF zeigt den ersten Teil von «Stieg Larsson: Vergebung» am Sonntag, den 20. Februar 2011, um 22:15 Uhr. Den zweiten Teil programmiert das ZDF am Sonntag, den 27. Februar 2011, um 22:00 Uhr.

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