Die Kritiker

«Pfarrer Braun: Schwein gehabt»

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Inhalt


Pfarrer Guido Braun fährt auf Anraten des Bischofs Hemmelrath mit seiner Haushälterin Margot Roßhauptner in die Provinz Blankenwalde auf der schönen Ostseeinsel Usedom. Dort angekommen, wird er herzlich empfangen und erhält von einem der zahlreichen örtlichen Schweinezüchter sogar ein Stück Fleisch zum Eigenverzehr. Obwohl er schnell zu hören bekommt, dass in dem Örtchen nicht viel zu tun sei, wird der Pfarrer schon bald darauf Zeuge davon, wie der alte Nachbar Karl Gützkow seinem Sohn Holger aus einem ominösen Wandschrank 8.000 Euro zur Abzahlung seiner immensen Schulden zusteckt.

Am nächsten Tag trifft Braun zu einem Frühstück im Blankenwalder Schlosshotel ein. Er erfährt von seinem Vorgesetzten, dass die zuvor proklamierte "Angelegenheit höchster vatikanischer Kreise", weshalb er als Pfarrer in Blankenwalde einberufen wurde, in Wahrheit Hemmelraths Wunsch ist, den verstorbenen Pfarrer Mangelreich selig zu sprechen und das Provinzkaff zu einem Wallfahrtsort zu machen. Braun soll ermitteln, ob der Verstorbene ein der Seligsprechung adäquates Leben geführt hat.

Schon ein paar Stunden später auf der traditionellen Wildschweinjagd offenbart sich dem korpulenten Pfarrer jedoch eine wesentlich reizvollere Ermittlung: Die Leiche des alten Gützkows wird im Wald gefunden. Zunächst sieht alles nach einem bedauerlichen Jagdunfall aus, doch als Guido Braun eine Schnittwunde an Gützkows Hals entdeckt, wird ihm klar, dass die Sache "nicht ganz koscher" ist. Zusammen mit dem trotteligen Hauptkommissar Albin Geiger, der sich aufgrund eines Gewinns in einem Preisausschreiben in Blankenwalde befindet, geht er der Sache auf den Grund. Ob Sohn Holger, Tochter Anne, die finanziell ruinierte Adelsfamilie von Darendorf oder der dubiose Nachbar Köplinger: Alle scheinen ein gewisses Interesse am Tod des alten Schweinezüchters gehabt zu haben.

Darsteller


Ottfried Fischer («Der Bulle von Tölz») ist Pfarrer Braun
Hansi Jochmann («Der Bergdoktor») ist Margot Roßhauptner
Antonio Wannek («Der fremde Gast») ist Armin Knopp
Peter Heinrich Brix («Heimatgeschichten») ist Kommissar Geiger
Hans-Michael Rehberg («Lulu und JImi») ist Bischof Hemmelrath
Gilbert von Sohlern («Männersache») ist Priester Mühlich
Dominique Horwitz («Himmlischer Besuch für Lisa») ist Heini Kamke

Kritik


Manchmal ist das Leben schon ungerecht. Wie viele Serien, Dokumentationen, Shows und Filmreihen mussten nicht schon aufgrund schwachen Publikuminteresses die Segel streichen, obgleich sie eine interessante Geschichte erzählten, qualitativ hochwertige Informationen, grandiose Schauspieler oder dem Zuschauer auf sonstige Art Unterhaltung mit Mehrwert boten. «Pfarrer Braun» hingegen bietet all dies nicht und kann nun trotzdem auf die beachtliche Zahl von 17 Spielfilmen in sieben Jahren verweisen.

Wer nicht schon bei der obigen Lektüre der recht hanebüchenen und unrealistischen Handlung freiwillig vom Sehen der neuesten Episode des TV-Krimis absieht, der wird dies vielleicht tun, wenn er die nur in sehr bedingter Form vorhandenen Schauspielqualitäten des einstigen «Bullen von Tölz» sieht. Schon recht schnell wird dem Zuschauer klar, dass er bei diesem Hauptdarsteller keine schauspielerische Klasse zu erwarten hat. Mimiken und Gestiken existieren bei Ottfried Fischer einfach nicht. Zugegebenermaßen ist die Einschätzung von Ottfried Fischer als Pfarrer Guido Braun bis zu einem gewissen Grade subjektiv, denn manch einer wird sagen, dass diese bayrische Gelassenheit und Ruhe gerade den Charme des Niederbayern ausmacht. Schaut man allerdings auf den gesamten Cast, muss man die Leistungen der Darsteller insgesamt doch eindeutig kritisieren: Jede der Figuren spielt einen absoluten Stereotypen, dessen Charakterzeichnung keinerlei Variationen aufweisen kann. Geiger ist wieder einmal der Trottel, Roßhauptner die gute, alte Mutterfigur, Hemmelrath der gottesfürchtige Intellektuelle, der stets auf den eigenen Vorteil bedacht ist. Dies langweilt schon nach kurzer Zeit zunehmend, ganz davon abgesehen, dass man einigen ihre Rolle nicht wirklich abkaufen kann.

Die zahlreichen Versuche, das Geschehen durch Kalauer und flotte Sprüche aufzulockern, gehen in der Regel ebenfalls in die Hose. Hierbei wechselt man sich ab zwischen Gags, die wahrscheinlich schon Neanderthaler nur noch zu einem müden Lächeln bringen konnten, Running Gags wie dem des Konflikts zwischen Geiger und dem örtlichen Polizeichef, welche einem spätestens beim dritten Mal eher zu einem gewissen Anflug von Fremdscham ob der miesen darstellerischen Umsetzung verleiten und einiger weniger zumindest im Ansatz gelungener und witziger Situationen. Der Kriminalfall wird auch die allerwenigsten Zuschauer in Begeisterungsströme versetzen können, sind ähnliche Handlungen doch schon hinlänglich bekannt. Zudem gibt es bereits früh eine deutliche Tendenz bei der Mördersuche, die sich auch ziemlich bald als des Rätsels Lösung erweist.

Für das Stammpublikum von «Pfarrer Braun» wird diese Folge sicherlich wieder ein Spaß sein, für alle anspruchsvolleren Zuschauer hingegen ist sie hingegen nur sehr bedingt zu empfehlen. Wer gute deutsche Kriminalfilme sehen will, ist beim «Tatort» doch in aller Regel deutlich besser aufgehoben als hier, wo dem Zuschauer nur biedere und schon in tausendfacher Form da gewesene Unterhaltung geboten wird.

Das Erste zeigt «Pfarrer Braun: Schwein gehabt!» am Donnerstag, den 01. April 2010, um 20:15 Uhr.

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