Die Kritiker

«Body of Proof» (1x01)

von

Inhalt


Die Serie begleitet Dr. Megan Hunt, eine ehemalige Neurochirurgin, die nach einer tödlichen Fehloperation, folgend nach einem schweren Autounfall, ihre Karriere aufgeben musste. Heute arbeitet sie für das Philadelphia Police Department als Rechtsmedizinerin und stellt ihre Talente für die Mordkommission zur Verfügung. Ihr Partner seit sechs Monaten ist der ehemalige Cop Peter Dunlop, der immer noch Schwierigkeiten hat, Megan vollständig begreifen zu können. Zusammen arbeiten sie daran, den Mordfall einer Joggerin aufzuklären, welche tot in einem Fluss aufgefunden wurde. Während den Ermittlungen gerät Megan jedoch nicht nur mit ihrer wachsamen Chefin Kate Murphy aneinander, sondern auch mit den ermittelnden Detectives.

Megan ist auf der Suche nach Gerechtigkeit und macht keinen Halt vor ihrer provokativen Arbeitsweise, sowie ihrer emotionalen Verbindung zu den Mordopfern, mit welcher nicht alle ihre Kollegen klarkommen können. Ihre Sturhaftigkeit im Beruf macht sich allerdings auch in ihrem Privatleben breit: Ihr Autounfall hat nicht nur ihre Karriere, sondern auch ihre Familie zerstört. Nun befindet Megan sich mitten in ihrem ersten Schritt zu einem Wiederaufbau der Beziehung mit ihrer entfremdeten Tochter, deren zwölfter Geburtstag vor der Tür steht.

Darsteller


Dana Delany («Desperate Housewives») ist Dr. Megan Hunt
Nicholas Bishop («Past Life») ist Peter Dunlop
Jeri Ryan («Star Trek: Voyager») ist Dr. Kate Murphy
John Carroll Lynch («Close to Home») ist Detective Bud Morris
Sonja Sohn («The Wire») ist Detective Samantha Baker
Geoffrey Arend («(500) Days of Summer») ist Dr. Ethan Gross
Windell Middlebrooks («Scrubs – Die Anfänger») ist Dr. Curtis Brumfield

Kritik


Für «Body of Proof» hat Dana Delany ihre Paraderolle als Katherine Mayfair in «Desperate Housewives» aufgegeben. Für die Hauptrolle in einer generischen Krimiserie waren die schmutzigen Geheimnisse einer geschiedenen Hausfrau offenbar nicht mehr gut genug für die Darstellerin. Doch vielleicht hätte Delany vor ihrer Zusage zur Serie mal das Drehbuch genauer gelesen, ihr neuer Charakter gibt nämlich weitaus weniger Spielraum in der Entwicklung, und hat zudem mit dem Problem zu kämpfen, dass «Body of Proof» nicht allgemeiner hätte sein können. Die Serie beweist sich als eine akzeptable Mischung aus «Castle», «Bones – Die Knochenjägerin» und «Dr. House», schafft es allerdings nicht, eigenständig zu wirken und muss deshalb den Weg der weichgetrampelten Storypfade gehen, um eine Krimistunde voll zu bekommen. Da kommt es den Autoren gerade recht, Vorbilder in Richard Castle, Temperance Brennan und Gregory House zu haben, die zurzeit sicherlich einige der interessantesten Charaktere im Genre sind.

Die Pilotepisode ist im Grunde genommen solide Arbeit. Nichts wird verkompliziert dargestellt; die Vergangenheit (der Autounfall) von Megan Hunt wird dem Zuschauer ausreichend, aber nicht zu überladen, vermittelt; und Megan bekommt genügend Charakterzüge spendiert, um «Body of Proof» nicht als unbedingt genrespezifische Serie zu sehen, sondern als ein Charakterdrama. Das hat allerdings zur Folge, dass nach einer Weile die Thematik von Megans Vergangenheit und aktuellen Problemen mit ihrer Familie, welche immer wieder durch die Kriminalfälle schleichen und als Spiegelbild ihres Gemütszustands funktionieren, altbacken und langweilig wird. Zusätzlich verbrachte Serienerfinder Christopher Murphey, der auch das Drehbuch zum letztjährigen «Karate Kid»-Remake schrieb, viel Zeit damit, Megan einen harten Kern zu geben, der jedoch auch die gleiche Menge an Zeit benötigt, um eben diese Kanten aufzuweichen und ihre Emotionalität zu erklären. Ihr Trübsal und ihre formulierten Reden könnten besser funktionieren, wenn sie sich nicht nach einer Entschuldigung der Autoren anfühlen würden.

Das führt dazu, dass Dana Delany in ihrer eigenen Serie sträflich unterbeschäftigt ist und kein herausragendes Material bekommt. Sie ist eine viel zu gute und angesehene Darstellerin, um in einer generischen Serie einen generischen Charakter mit generischen Ecken und Kanten zu spielen. Da hilft auch eine emotional geladene Szene zwischen Megan und ihrer Tochter nicht, welche mehr gezwungen als echt wirkt; und da hilft es auch nicht, wenn die Serie ständig andeutet, dass Megan mit ihren vergangenen Entscheidungen eigenhändig ihr Familienleben ruiniert hat und deshalb 24 Stunden am Tag unter einer symbolischen dunklen Wolke läuft. Die Mischung zwischen der üblichen Kriminalprozedur und dem Zwang, Delany einen durchdachten und entwickelten Charakter zu geben, war zumindest in der Pilotfolge kein unbedingt gutes Rezept und lässt den Zuschauer achselzuckend zurück. Besonders, wenn «Body of Proof» sich als Charakterdrama im Krimigenre etablieren will, jedoch nichts anderes zu bieten hat als eine Rechtsmedizinerin, die schon fast im Eigenverfahren den Mordfall aufklären will und vor nichts Halt macht.

Wie in fast jeder anderen Krimiserie hat «Body of Proof» auch mit dem Problem zu kämpfen, dass die Mordfälle stereotypisch und vorhersehbar sind. Nach dem Muster „Drehbuchschreiben nach Zahlen“ lässt sich der Mörder schon nach einem Drittel der Episode erraten; nach dem Muster der Verwirrung versuchte Murphey auch, mit einem Twist im vierten Akt die Mordermittlung in eine andere Richtung zu lenken. Dass dadurch die erste Hälfte der Episode zu einer Unwichtigkeit und Zeitverschwendung gerät, wird von TV-Autoren gerne übersehen, doch diese üblich von den Autoren akzeptierte Drehbuchschwäche wirft absolut kein gutes Licht auf das Storytelling über eine Laufzeit von einer Stunde. Helfen kann nur ein Element, welches sowohl «Castle» als auch «Bones» zu einer unterhaltsamen Serie macht: eine interessante Interaktion zwischen den beiden Hauptpersonen Megan und Peter, welche mehr als das altbekannte und in der Pilotfolge leicht angedeutete „Kriegen sie sich oder nicht?“ zu bieten hat; eine Abwechslung in den einzelnen Geschichten; oder einfach nur eine Auflockerung des ganzen Geschehens um die Detectives und ihre Rechtsmedizinerin.

Die Aufmachung der Serie ist gut genug, um über die genannten Mängel erst einmal hinwegzusehen. Die Autoren sollten den Ton ihrer Serie jedoch schnellstens finden, bevor auch der letzte Zuschauer begriffen hat, dass Megan nicht mehr als das weibliche Pendant zu Dr. R. Quincy ist, und «Body of Proof» demnach nicht nur die Geschichten heutiger und vergangener Krimiserien kopiert, sondern auch die Charaktere aus jenen Serien. Für die Freunde des Genres ist «Body of Proof» sicherlich ein Blick wert, doch das Interesse kann schnell verfliegen, wenn sich nichts an der Standardware der Serie ändert. Am Ende spiegelt sich das Bild der Serie in ihrem Hauptcharakter wieder: «Body of Proof» will intelligent sein, hat aber allerhand Risse unter der Oberfläche.

ProSieben zeigt die erste Staffel von «Body of Proof», beginnend am Mittwoch, 24. August 2011 um 21.20 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/51580
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