Die Kritiker

«The Walking Dead: Days Gone By» (1x01)

von

Story


Die Kleinstadtpolizisten Rick und Shane geraten in einen Schusswechsel, bei dem Rick angeschossen wird und ins Koma fällt. Als er im Krankenhaus aufwacht, ist er in einer surrealen Welt gefangen: Das Krankenhaus ist verweist, im Hinterhof stapeln sich die Leichen toter Menschen und die Stadt liegt wie ausgestorben in einem Meer der Verwüstung. Ricks Ehefrau Lori und sein kleiner Sohn Carl sind wie Abertausende anderer Bewohner spurlos verschwunden - dafür laufen geifernde Untote durch die Straßen. Duane Jones, einer der wenigen verbliebenen Menschen in der Stadt, klärt Rick darüber auf, dass eine Zombie-Epidemie ausgebrochen sei. Rick glaubt, dass seine Frau und sein Sohn noch am Leben sind und macht sich auf die Suche nach seiner Familie und weiteren Überlebenden auf nach Atlanta, wo angeblich eine Quarantänestation eingerichtet worden sein soll.

Darsteller


Andrew Lincoln («Tatsächlich...Liebe») ist Rick Grimes
Sarah Wayne Callies («Prison Break») ist Lori Grimes
Chandler Riggs («Get Low») ist Carl Grimes
John Bernthal («The Ghost Writer») ist Shane Walsh
Laurie Holden («Akte X») ist Andrea
Emma Bell («Frozen») ist Amy
Steven Yeun («My Name is Jerry») ist Glenn

Kritik


Der US-amerikanische Bezahlsender AMC wurde in den 1980ern als werbefreies und auf Filmklassiker spezialisierter Fernsehkanal etabliert, der bis vor wenigen Jahren gar nicht oder mit geringem Erfolg («Remember WENN») auf Eigenproduktionen und Originalserien setzte. Doch gerade die nicht auf finanziellen Werbeerfolg und Einschaltquoten angewiesenen Bezahlsender sind es, die den Aufschwung des Seriengenres dank intelligenter Formate beflügelten, weil sie sich nicht scheuten, kontroverse wie gesellschaftskritische Serien zu produzieren. Seit einiger Zeit gehört auch AMC in die Riege dieser Sender und programmierte mit «Breaking Bad», «Mad Men» und «Rubicon» einige der spannendsten und mit Dutzenden Filmpreisen überhäuften Neuentwicklungen der letzten Jahre. Jetzt setzt der Sender mit «The Walking Dead» auf die Serienadaption der gleichnamigen Comicbuchreihe von Robert Kirkman - in den USA war der Pilot nicht nur ein qualitativer Kritikererfolg, sondern debütierte auch als die Cableserie mit den höchsten Einschaltquoten dieses Jahres.

Die Handlung ist dabei gar kein Novum: Der Kleinstadtpolizist Rick Grimes, von Andrew Lincoln in Perfektion als zerrissenerer Charakter zwischen Angst um seine Familie, Gewaltexzessen in einer surrealen Welt und einem letzten Hauch Menschlichkeit verkörpert, wacht nach einer Schussverletzung aus dem Koma auf und findet seine Stadt in Trümmern vor: Die Straßen sind verweist und verwüstet, im Hinterhof des Krankenhauses stapeln sich Leichen und auf dem Weg zu seinem Haus begegnet er Untoten. Seine Frau Lori, charakterisiert von der aus «Prison Break» bekannten Sarah Wayne Callies, und sein Sohn Carl sind verschwunden; der letzte Überlebende Duane Jones berichtet Rick von einer Zombie-Epidemie. In der festen Überzeugung, seine Familie lebend zu finden, plündert Rick die Waffenkammer seines Polizeireviers und macht sich per Pferd auf den Weg nach Atlanta. Die Szenerie ist so apokalyptisch wie bedrückend, als Rick in eine Stadt einreitet, die ohne Bewohner ihrer ganzen Existenz beraubt wurde, die ohne menschliches Leben nur eine sinnentleerte Betonwüste im Nirgendwo ist, vielleicht sogar ein Mahnmal gesellschaftlichen Wahnsinns.

Und genau das ist es, was «The Walking Dead» ausmacht, denn obwohl Gewalt, Blut und Massaker nicht zu kurz kommen, ist die Serie keine stereotype Splatterorgie. Der wahre Wert und die ganze Tiefe der Serie liegen eher in der entschleunigten Erzählweise und den vielen Motiven und Anleihen; in den paradoxen Momenten der Menschlichkeit in einer Endzeitwelt, wenn Rick einen Zombie nach den Worten «I am sorry this happened to you» mit einem gezielten Kopfschuss tötet; in den schmerzvollen Einzelschicksalen, wenn Rick in einem idyllischen Eigenheim in einem Vorort eine tote Familie vorfindet, die vor dem Suizid mit Blut «God Forgive Us» an die Wand geschmiert hat; in der Darstellung der von Erinnerung, Verzweiflung und Ausweglosigkeit geplagten Überlebenden wie Duane Jones, der mit seinem Sohn in der von Zombies überrannten Stadt geblieben ist, weil die geliebte Ehefrau und Mutter ebenfalls als Untote durch die Straßen geistert.

Die Riege des Casts ist eher klein, doch finden sich neben Andrew Lincoln und Sarah Wayne Callies mit Laurie Holden, John Bernthal, Emma Bell und Steven Yeun namhafte und hochkarätige Charakterdarsteller in der Serie wieder. Filmisch und erzählerisch setzt die Serie wie die AMC-Serien «Breaking Bad», «Mad Men» und «Rubicon» auf eine langsame Entfaltung seiner Möglichkeiten, eine Heranführung an die Szenerie. «The Walking Dead» ist dennoch schon in der ersten Folge eine durchweg faszinierende Produktion, die durch die thematisch fesselnde Situation einer Apokalypse und der Darstellung des psychischen wie physischen Stress menschlicher Extremsituationen allerdings auch mannigfaltige Möglichkeiten der charakterlichen Entwicklung der Protagonisten zulässt. Wenn das gelingt, wird das Format auch in Zukunft Massen an Zuschauern begeistern können, denn trotz eindeutiger Zuordnung in das Horrorgenre schafft es die Serie durch die elementaren Dramaelemente, eine Handlung aufzubauen, mit der sich der Zuschauer identifizieren kann. Nicht nur Liebhaber des Genres werden sich nach «The Walking Dead» die Finger lecken - und wer die Möglichkeit hat, die Serie bei FOX zu sehen, sollte unbedingt einen Blick auf das nächste große Format werfen.

FOX zeigt «The Walking Dead: Days Gone By» am Freitag, den 05. November 2010, um 21:45 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/45589
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