Wochenquotencheck

Scripted Reality rein, «Hold» raus: Neuer Vormittag mit Licht und Schatten

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Obwohl «Richter Alexander Hold» bis zuletzt beim älteren Publikum sehr beliebt war, musste die Sendung nun den Sat.1-Vormittag räumen. Das Ersatzprogramm lief aber nicht durchweg besser.

Die Scripted-Heavy-Rotation in Sat.1

  • 10 & 16 Uhr: «Klinik am Südring»
  • 11: «Im Namen der Gerechtigkeit»
  • 12: «Anwälte im Einsatz»
  • 13, 14, 15 & 18: «Auf Streife» (mit Ablegern)
  • 17 & 17:30: «Schicksale» (halbstündig)
  • 19: «Ruhrpottwache»
Manchmal wäre es schön, in der Zeit reisen zu können. Hätte sich ein Fernsehproduzent der 90er-Jahre in die zweite April-Woche 2017 beamen und das Sat.1-Daytime-Programm unter die Lupe nehmen können - der Stoff für ein dystopisches Drama oder eine bitterböse Mediensatire hätte sich von selbst ergeben. Denn seit dieser Woche zeigt der Bällchensender unglaubliche zehn Stunden lang Scripted-Reality-Formate und ließ im Gegenzug die Doppelfolgen von «Richter Alexander Hold» fallen, die bis dato noch zwischen 11 und 13 Uhr zumindest einen kleinen Funken an Rest-Abwechslung versprüht haben. Da sich das jüngere Publikum jedoch zuletzt immer störrischer präsentierte und die Gerichtsshow häufiger im roten als im grünen Bereich landete, sollen es nun alte Folgen von «Im Namen der Gerechtigkeit» und «Anwälte im Einsatz» richten. In Woche eins war aber noch nicht alles Quotengold, was dort versendet wurde.

So ging der Start am Montag zunächst einmal völlig nach hinten los: Um elf Uhr sahen gerade einmal 0,10 Millionen junge Menschen «Im Namen der Gerechtigkeit», die Folge waren desolate 4,8 Prozent Zielgruppen-Marktanteil, im Anschluss schlug sich «Anwälte im Einsatz» mit 6,4 Prozent bei 0,15 Millionen nur geringfügig besser. Für beide Sendungen sollte es aber zugleich auch die Talsohle darstellen, denn die weiteren drei Folgen der Woche liefen mit 8,0 bis 9,1 Prozent um elf Uhr zumindest recht solide und um zwölf Uhr mit 9,5 bis 11,6 Prozent sogar durchweg zufriedenstellend. Im Wochenschnitt stehen somit eher maue 7,6 Prozent für den früheren Sendeplatz, aber gute 9,5 Prozent für den späteren zu Buche - womit die große Quoten-Renaissance bislang allerdings noch ausbleibt, denn «Hold» performte in der Woche zuvor mit 8,8 und 7,9 Prozent ähnlich unspektakulär. Einziger Unterschied: Die spätere Folge schnitt in der Regel etwas schwächer ab als die frühere.

Und beim Gesamtpublikum? Da ging es erwartungsgemäß sogar etwas bergab, denn die Richtershow lief hier zuletzt mit Durchschnittswerten von 11,0 Prozent (11 Uhr) und 12,6 Prozent (12 Uhr) durchweg herausragend und knackte an besseren Tagen sogar manchmal die Millionenmarke. Eingedenk dessen legten zumindest die «Anwälte im Einsatz» einen zufriedenstellenden Start hin, immerhin kamen die vier Folgen mit 11,0 bis 11,9 Prozent auf sehr konstante Zahlen und erreichten im Schnitt 0,90 Millionen Zuschauer - nur minimal weniger als «Hold» zuvor. Etwas größere Probleme hat dagegen «Im Namen der Gerechtigkeit», das trotz der Beteiligung des TV-Richters an drei der vier Tage im einstelligen Bereich verharrte und den Wochenschnitt von 11,0 auf 9,6 Prozent verringerte. Oberhalb des Senderschnitts von zuletzt nur noch gut sieben Prozent liegt man damit aber noch immer problemlos.

Das beste Argument für die Programmänderung lässt sich nach dieser Woche aber eigentlich im direkten Anschluss finden: Die tägliche Wiederholung von «Auf Streife» verbesserte ihren durchschnittlichen Zielgruppen-Marktanteil von miesen 7,7 Prozent auf gute 10,0 Prozent, während es beim Gesamtpublikum mit 10,4 statt 10,2 Prozent kaum Bewegung zu vermelden gab. Und wenngleich die Vormittagsquoten immer mit einer gewissen Vorsicht zu genießen sind, da sie erheblichen Schwankungen unterliegen, spricht dies schon dafür, dass sich mit dem neuen Line-Up die jüngeren Zuschauer etwas leichter an das Vormittags- und Mittagsprogramm des Privatsender binden lassen. Zumal die Werte mit 9,6 bis 10,2 Prozent der 14- bis 49-Jährigen auch sehr konstant ausfielen, wo zuletzt noch oftmals nur rund sieben Prozent zu holen waren.

Erweitert man den Blick auf das Nachmittags- und Vorabendprogramm, sollte der Sender allerdings gewarnt sein bei seiner offensichtlichen Ausrichtung, sein Publikum mit horrenden Scripted-Strecken einzulullen: Immer häufiger bleiben die Sendungen in diesen Tagen in der Einstelligkeit hängen, immer seltener werden wirklich gute Werte verzeichnet. So erreichten zwischen dem 10. und 13. April in der Zeit von 14 bis 20 Uhr immerhin noch sieben Ausstrahlungen zweistellige Zielgruppen-Marktanteile, wobei «Klinik am Südring» davon alleine drei stellt - inklusive des Wochen-Topwerts von 12,1 Prozent. Im Gegenzug verpassten gleich elf Ausstrahlungen mit nur 5,7 bis 7,9 Prozent den Senderschnitt überdeutlich, vor allem das 19-Uhr-Format «Die Ruhrpottwache» ist hier zu nennen.

Kurz-URL: qmde.de/92501
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