Interview

Tommy Wosch: „Ich schaffe es nicht, Projekte in gewöhnliche Formen zu gießen“

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Seit zwei Jahren arbeitet Tommy Wosch nun als Produzent bei der UFA Fiction. Der passionierte Radiomacher, der auch vor der Kamera für unkonventionelles Fernsehen («ProSieben Morningshow», «Woschs Woche») steht, sprach mit uns über Humorverständnis und seinen besonderen Draht zu Alexander Schubert.

Zur Person: Tommy Wosch

Tommy Wosch leitet seit ziemlich genau drei Jahren die neue Comedy-Unit der UFA Fiction. Zuvor war er hinter der Kamera unter anderem an der Entstehung von «2 Funny» oder «Böse Mädchen» beteiligt. Vor der Linse moderierte er vor langer Zeit die «ProSieben Morningshow», «StarWosch» oder «Krieg am Gartenzaun». Zudem arbeitete Wosch lange als Radiomoderator, zuletzt bei radioeins. Zwischen 1995 und 2010 war er auch Stimme des Jugendprogramms Fritz.
Herr Wosch, fast 15 Jahre ist es her, dass Sie mit einem Bühnenprogramm namens „Eine Medienhure packt aus“ unterwegs waren. In Ihrer Medienkarriere hatten Sie viele Formate und Auftraggeber. Mal direkt gefragt: Mit wem hat’s am meisten Spaß gemacht?
(lacht) Dann sage ich: Mit den «Bösen Mädchen». Nein – jedes Projekt ist besonders. Neben den großen Sendungen habe ich auch viele ganz kleine Projekte umsetzen können. Formate, die kaum einer Kontrolle unterlagen. Neben «Böse Mädchen» waren es aber auch Sketch-Shows wie «2 Funny» oder «In jeder Beziehung», an die ich mich gerne erinnere.

Vor der Kamera haben Sie «Die ProSieben Morningshow» oder eine Sendung rund um Nachbarschaftsstreit gemacht, deren Namen man heute glaube ich nicht mehr sagen darf. Sagen wir es so: Gewöhnlich machen Sie für gewöhnlich nicht?
Je mehr eine solche Sendung wirklich mit mir zu tun hat, umso ungewöhnlicher wird sie wohl. Ich schaffe es nicht, Projekte in wirklich gewöhnliche Formen zu gießen. Ich glaube, ich hätte es leichter, wenn ich öfter Kai Pflaume sein könnte. Ich habe es probiert. Es hat nicht funktioniert.

Aber so haben Sie, etwa mit dem Morgenformat bei ProSieben, immerhin etwas geschaffen, über das man auch heute in Fachkreisen noch hin und wieder redet. Auch wenn das Morgenformat kein langlebiges Format war.
Ist das so? Wenn ja, dann freut mich das. Ja, das waren noch andere Zeiten im Fernsehen. Damals hatte man noch etwas mehr Freiraum.

Sie haben 2015 nun als Produzent bei UFA Fiction angefangen. Was waren damals Ihre ersten Schritte?
Ich habe erstmal ein großes Brainstorming mit mir in meiner 1-Mann-Abteilung abgehalten. Ich hätte gerne ein Projekt mit Dr. Marc Benecke umgesetzt, aber der hatte vor 2019 keine Zeit. So lange konnte ich leider nicht warten. Da kam mir eine RTL-Sitcom-Ausschreibung damals sehr recht. Der Fokus lag also schnell auf dem Projekt, aus dem nun «Triple Ex» wurde.

Mainstream ist auch «Triple Ex» nicht…
Ich habe eigentlich alles probiert, dass es mainstreamig wird. Aber vielleicht müssen wir da noch nachbessern.

Donnerstags um 21.15 Uhr, also auf Ihrem Sendeplatz, lief bisher «Magda». Und ich kann so viel sagen: Von der Tonalität sind beide Formate ziemlich verschieden.
Absolut. Aber ich finde das gut. Das spricht für RTL. Es wäre doch schlimm, wenn RTL nur Serien zeigen würde, die aus einem Topf kämen. Das Tolle an dem Pitch damals war ja, dass RTL so viel zugelassen hat – sogar Ideen von Nicht-Profis. So kamen sehr viele und sehr unterschiedliche Ideen bei RTL an.

Wir wissen, dass die RTL-Serien am Donnerstag mehrheitlich von Frauen gesehen werden. Haben Sie Angst, dass der von Ihnen erzählte Humor etwas zu derb ist?
Meine (weibliche) Denkweise sagt mir: Unterschätze die Frauen nicht. Ich glaube, dass es auch Frauen gibt, die diese Art von Humor durchaus zu schätzen wissen. Wichtig ist, dass Frauen sich mit der Hauptfigur identifizieren können. Ich glaube, das geht.

«Der Lehrer» hat den Siegeszug der humorigen Serie bei RTL angestoßen. Haben Sie sich lose von dem Format inspirieren lassen?
Gar nicht. «Der Lehrer» ist für mich auch eine Dramedy, während wir eine Sitcom gemacht haben. Das ist schon ein riesiger Unterschied. Das Hauptproblem von Comedys aus Deutschland ist doch, dass man sich erstmal trauen muss und Mut haben muss, eine Pointe zu erzählen. Da springt man dann quasi mit nacktem Arsch auf die Herdplatte. Es ist schwer mit diesen Witzen. Entweder das Publikum lacht – oder halt nicht. Das gibt sofort eine Rückmeldung. Da hat jeder eine klare Meinung.

Ich halte Alex für einen der lustigsten Menschen überhaupt.
Tommy Wosch, Produzent und Autor von «Triple Ex» über Alexander Schubert
In der männlichen Hauptrolle ist Alexander Schubert zu sehen. Zumindest mir ging es so, dass ich immer an seine Figur aus der «heute-show» denken musste. Vorteil oder Nachteil?
Wenn alles gut läuft, denken die Leute bei der «heute-show» bald an seine Figur aus unserer RTL-Serie. Mit dem Alex arbeite ich seit vielen Jahren eng zusammen, angefangen damals bei einem Dreh auf Gran Canaria, er als schauspielernder Aufnahmeleiter und ich als junger Regisseur. Ich halte Alex für einen der lustigsten Menschen überhaupt. Insofern konnte ich da keine Rücksicht auf die «heute-show» nehmen.

Sie hatten es ja erwähnt: Sie können mit Ihren Projekten für die UFA nicht bis 2019 warten. Was ist noch im Köcher?
Wenn ich nebulös genug bleibe, dann kann ich antworten. Wir arbeiten an einer Serie und einem 90-Minüter. Was den Bereich Sitcom angeht, will ich wirklich die Ausstrahlung von «Triple Ex» abwarten. Ich will sehen, ob das funktioniert. Eins nach dem anderen.

Zurückblickend gefragt: Haben Sie sich die Arbeit als Produzent in einer so großen Firma so vorgestellt wie sie war?
Ich war von der Arbeit in einer großen Firma überrascht, ich war aber vor allem davon überrascht, wie schwierig es ist, eine gute Sitcom zu produzieren. Ich musste feststellen, dass wir da schon noch ganz am Anfang stehen. Wir sind quasi Anfänger mit Potential! Und damit meine ich gar nicht die UFA im Speziellen, sondern die Branche im Allgemeinen. Für ein solches Format ist es nicht einfach, die richtigen Autoren zu finden. Das gilt auch für Regisseure – viele von ihnen machen jetzt Kino oder sie wollen Sitcoms nicht mehr anfassen. Ich war erschrocken, als ich das gemerkt habe.

Dabei blüht die Sitcom heute doch wieder auf. Es gibt 2017 deutlich mehr Chancen für das Genre als noch 2010…
Das stimmt. Daraus ergibt sich für uns Fernsehmacher nun aber auch eine Verpflichtung. Wir müssen besser werden und auch für langfristigen Erfolg sorgen.

Den wünsche ich Ihnen und danke für das Gespräch.

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