Quotencheck

«Big Brother»

von

Die XL-Quotenanalyse. Wie liefen die Re-Runs bei sixx? Wie die Erstausstrahlungen? Welche Erwartungen hatte der Sender und wieso reicht es nicht zu einer neuen Staffel in 2016?

Nochmal die Kurve gekriegt?

Ja, «Big Brother 12» war Ende September und Anfang Oktober sicherlich eine Art Kulturschock in seiner (abgespeckten) Variante mit kleinerem Haus als zuletzt - und ohne Matches und sonstigen Schnickschnack. Im Laufe der drei Monate hat sich aber gezeigt, dass der Cast so ausgezeichnet zusammengestellt wurde, dass die Staffel inhaltlich so stark war wie vielleicht seit Runde sechs nicht mehr. Die Fans belohnten das leider erst spät mit steigenden Quoten. So spät, dass die Macher zwischenzeitlich sogar Alt-Promis zur Steigerung der Marktanteile in dem Format auftauchen lassen mussten. Was bleibt, ist ein geerdetes «Big Brother», das eigentlich eine tolle Grundlage für weitere Staffeln geschaffen hat. Aber sixx will nicht, was irgendwo verständlich ist. Auch wenn man sich in Unterföhring in Sachen Erwartungen bisher erstaunlich zurückhaltend gab und offiziell nur den Senderschnitt als Ziel nannte, lag die wahre Messlatte bedeutend höher. Dass die bekannteste Reality-Show der Welt in Deutschland nun beim kleinen sixx nur eine Staffel alt wurde, bedeutet nichts Gutes für deren Zukunft.
Kurz kommentiert von Manuel Weis
Ja, was wollen sie denn eigentlich?
Als Daily-Signature-Projekt wurde «Big Brother» bei sixx ins Rennen geschickt. Als erhoffter großer Wurf. Eine Marke, die die Zuschauer immer wieder in die Primetime des Frauensenders führen sollte – und somit auch die umliegenden Programme antreiben. All das passte aber nicht mit den stets von Senderchefin Christina Kuby geäußerten Zielvorgaben zusammen. Schon direkt vor Sendestart im September nannte sie als erhofften Korridor den Senderschnitt, der damals schon bei nicht sonderlich starken 1,5 Prozent Marktanteil lag. Und auch in einer Mitteilung zum Finale ließ sie sich mit zufriedenen Sätzen zitieren, weil die tägliche Reality-Show eben diesen Senderschnitt erreicht hatte. Im gleichen Atemzug nahm sixx aber Abstand von der Bestellung einer weiteren Staffel. Hatte man bei sixx also die Rechnung gemacht, dass das normale «Big Brother» halb so stark sein könnte wie die «Promi BB»-Late-Night-Show? Also irgendwo bei vier oder fünf Prozent landet?

Wie geht’s eigentlich dem Sender selbst?


Um zu verstehen, warum die zwölfte «Big Brother»-Staffel mit ihren durchschnittlich erreichten 1,9 Prozent Marktanteil in der klassischen Zielgruppe (inklusive Liveshows), für sixx nicht genug ist, muss man die Entwicklung der Senderin kennen und wissen, dass es dem verrückten Huhn gerade selbst nicht blendend geht. Nachdem man sich im August noch bei 1,7 Prozent Marktanteil befand und somit wieder im Aufwärtstrend, fiel man im «BB»-Startmonat auf schon deutlich weniger prickelnde 1,5 Prozent. Im Oktober, dem ersten vollen Monat mit dem großen Bruder, fielen sie dann sogar auf 1,3 Prozent. Längst hatte der älteste der Sender der dritten Generation aus dem Hause ProSiebenSat.1 die Vormachtstellung an Sat.1 Gold verloren und auch ProSieben Maxx zog von hinten schon einmal raus auf die Überholspur. Auch im November blieb sixx dann bei 1,3 Prozent stecken und musste sich die Rücklichter von ProSieben Maxx anschauen, der auf 1,4 Prozent kam.

Der Schlamassel mit den Re-Runs


Ehe der Blick nun auf den eigentlichen «BB»-Sendeplatz um 22.15 Uhr geworfen wird, zunächst ein kleiner Absatz zu den zahlreichen Wiederholungen der Show. Geplant hatte sixx zu Beginn eigentlich nachmittägliche Re-Runs für alle, denen der Termin am Abend zu spät war und eine nächtliche Wiederholung gegen ein Uhr für die, denen 22.10 Uhr noch zu früh war. Schnell flog «BB» wegen Werten weit unter ein Prozent aber aus dem Nachmittags-Line-Up und wurde stattdessen am ganz frühen Sonntagmorgen mit fünf Folgen am Stück gezeigt – mit durchwachsenem Erfolg. Die ganz früh, also vor sieben Uhr, gezeigten Ausgaben kämpften mit der quotentechnischen Bedeutungslosigkeit, während das Format später dann auch mal über den Senderschnitt kam. Im Schnitt holte die Produktion von Endemol Shine auf allem Re-Run-Slots nur 1,3 Prozent Marktanteil bei den Umworbenen. Kaum eine Wiederholung holte mehr als 200.000 Zuschauer zur Senderin.

Jetzt aber – 22.10 Uhr


Für Diskussionen sorgte durchaus die Startzeit der Tageszusammenfassungen. sixx entschied sich für 22.10 Uhr, weil der Termin früher von Fans durchaus gewünscht wurde, er als gelernter Platz (durch «Promi Big Brother» und «Ich bin ein Star» gilt und sixx damit eben auch die umliegende Primetime anschieben wollte. Schnell aber kam Kritik auf, dass «Big Brother» mal schon um 22.05 Uhr, mal aber auch erst um 22.25 Uhr startete. Ob das letztlich ursächlich für die nicht erfüllten Erwartungen war, ist aber unklar. Fakt ist: Zum Auftakt lief es für den großen Bruder mit vier Prozent bei den Umworbenen und insgesamt rund 770.000 Zuschauern noch optimal. Das Finale, das am Dienstag dieser Woche lief, erreichte noch 0,58 Millionen und schon deutlich niedrigere 2,5 Prozent Marktanteil. Schnell nach dem Auftakt fiel die Endemol-Shine-Show auf ein mäßiges Level. Schon in der ersten Oktober-Hälfte kam die Produktion nicht über 1,7 Prozent Marktanteil im Schnitt hinaus. 1,5 Prozent waren es gar in der zweiten Hälfte des zehnten Monats.

Besserung folgte im November, auch weil «Big Brother» nach eiligen Auszügen mit Nachrückern den Cast optimierte. So landeten die 22.10-Uhr-Folgen im November bei 1,8 Prozent im Schnitt und im Dezember sogar bei genau zwei Prozent. Die erfolgreichste Daily lief in der Vorwoche: Am 14. Dezember bescherten knapp 500.000 Fans der Senderin 3,2 Prozent Marktanteil. Alle Folgen kamen im Schnitt auf 1,8 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe und rund 330.000 Zuschauer ab drei Jahren. Die dienstags ab 20.15 Uhr gezeigten Entscheidungsshows holten im Schnitt 2,2 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen.

Der verflixte Freitag und der doofe Samstag


Die Werte wären noch weitaus besser gewesen, hätte «Big Brother» nicht freitags und samstags regelmäßig daneben gegriffen – also genau an den Tagen, wo sixx selbst einen Quotenboost gebraucht hätte. Für den sorgte der große Bruder aber nicht. Nimmt man mal die 1,3 Prozent als derzeit geltenden sixx-Senderschnitt, dann gab es 13 Ausgaben um 22.10 Uhr, die diesen nicht erreichten. Im schlechtesten Fall fiel «Big Brother» im First Run gar auf 0,8 Prozent (10.10. und 8.11.). Von diesen 13 Problemfolgen liefen zehn freitags oder samstags, eine an einem Donnerstag im Oktober und zwei am Sonntagabend.

Ab an die Bar, Big Bro
Für den großen Bruder heißt die Einstellung bei sixx nach nur einer Staffel wahrlich nichts Gutes. Verglichen mit der Zeit bei RTL II hat die tägliche Sendung zwar wieder an Qualität gewonnen, aber rund zwei Drittel seiner Fans verloren. Das nun ein anderer Sender – Sat.1 etwa – oder ein ganz anderer Konzern dieses Pferd reiten möchte, ist unwahrscheinlich. Vielmehr scheint es so, als stünde der Normalo-Version die nächste lange Pause ins Haus. Ob die Sendung daraus überhaupt noch einmal zurückkommt, darf in Frage gestellt werden. Zeit also, sich ordentlich einen hinter die Binde zu kippen. Zeit zum Auskatern gibt es genug.

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