Die Kritiker

Verschenktes Potential...

von

"Die Wiederkehr", der neue «Tatort» aus Bremen, hätte das Zeug zu einem großartigen Film gehabt. Unsere Vorab-Kritik:

Cast & Crew

[v]Vor der Kamera:[/b]
Sabine Postel als Hauptkommissarin Inga Lürsen
Oliver Mommsen als Hauptkommissar Stedefreund
Camilla Renschke als Helen Reinders
Matthias Brenner als Dr. Katzmann
Gabriela Maria Schmeide als Silke Althoff
Gro Swantje Kohlhof als Fiona Althoff
Amelie Kiefer als Kathrin Althoff

[b]Hinter der Kamera:
Produktion: Bremedia Produktion GmbH und Bremer Bühnenhaus GmbH
Drehbuch: Matthias Tuchmann und Stefanie Veith
Regie: Florian Baxmeyer
Kamera: Peter Krause
Produzentin: Kirsten Lukaczik
Vor zehn Jahren verschwand im Großraum Bremen das kleine Mädchen Fiona Althoff. Der Hauptverdächtige, den Inga Lürsen und Stedefreund damals ausmachten, war der Vater des Kindes: Der war ein Säufer und in der Tatnacht so stark alkoholisiert, dass er sich nach einem Filmriss an nichts mehr erinnern konnte. In der Vergangenheit war er oftmals wegen diverser Gewalttätigkeiten gegen seine Frau Silke aufgefallen.

Der Fall konnte nie restlos aufgeklärt werden: Denn der Hauptverdächtige hat sich kurz nach dem Verhör erhängt. Silke Althoff wirft Lürsen und Stedefreund bis heute vor, Schuld am Tod ihres Mannes zu sein.

Nun, zehn Jahre später, klingelt plötzlich eine junge Frau mit pink gefärbten Haaren bei den Althoffs. Sie sagt, sie sei Fiona. Mutter Silke und ihr Bruder Jan scheinen ihr zu glauben; nur die ältere Schwester bleibt skeptisch. Ein erster DNA-Test ergibt, dass es sich bei der Wiederkehrerin tatsächlich um die damals verschwundene Fiona handelt. Doch Lürsen und Stedefreund plagen nach wie vor Zweifel. Denn für die Geschichte, die Fiona erzählt, finden sich wenige nachweisbare Anhaltspunkte und umso mehr Gegenindizien: Sie sei vor zehn Jahren von einem Paar gekidnappt worden und anschließend ein Jahrzehnt lang mit ihnen in ihrem Wohnmobil quer durch Europa gereist. Die beiden seien Teil eines Kinderschänderrings und Fiona gibt an, von dessen Mitgliedern sexuelle Gewalt erfahren zu haben.

Ohne das Rätsel an dieser Stelle aufzulösen: Die Zufälle müssen in „Wiederkehr“ kräftig mithelfen, damit am Schluss das rauskommt, was sich die Autoren ausgedacht haben. Das ist eines der größten Mankos der Dramaturgie in diesem Film, weil es die Glaubwürdigkeit oft unmäßig strapaziert.

Leider wird gleichzeitig in den thematischen Untersuchungsfeldern wenig mehr geleistet, als das Offensichtliche wiederzukäuen. In bekannten Mustern: Lürsen plagen die Selbstzweifel, ob sie damals einen unschuldigen Mann in den Suizid getrieben hat. Daraus ließe sich zweifellos eine filigrane Charakterstudie zaubern und gerne würde man Sabine Postel so einen Stoff spielen sehen. Doch „Die Wiederkehr“ beschränkt sich auf die üblichen Versatzstücke. Zwischentöne, latente Unsicherheiten, die sorgsam kaschiert werden wollen, mag dieser Film nur im überbetonten Hau-Ruck-Verfahren darstellen: Lürsen wird fahrig, zerdeppert unachtsam ein bisschen Geschirr, weil sie in Gedanken beim abgelegten Fall ist. Und ab und an guckt sie ganz mitgenommen und betroffen.

Ohnehin wird in Bremen diese Woche wieder viel betroffen geguckt. Und leidend. Und alles ziemlich penetrant. Einzig der Schluss gibt sich nahbar und wirklich emotional, wenn die alten Wunden der Familie aufbrechen und Gabriela Maria Schmeide – eine tolle Schauspielerin – als Silke Althoff furchtbar erschütternd über ihr unverarbeitetes Trauma sprechen darf. Wäre der ganze Film wie seine letzte Viertelstunde, er wäre einer der besten «Tatorte» der letzten Jahre.

Doch ansonsten bleibt „Die Wiederkehr“, trotz einer spannenden dramaturgischen Ausgangsposition, ziemlich halbgar: Zu sehr beschränkt man sich auf das stupide Abarbeiten des Vorhersehbaren, auf unnötig verkomplizierte Was-haben-wir-bis-jetzts und ermittlerische Taktierereien, anstatt sich kompromisslos und abseits der Klischees mit dem zerfallenen Familienbund der Althoffs auseinanderzusetzen. Der Kern des Stoffes wäre das eigentlich Interessante gewesen, doch meist liegt das Augenmerk auf dem Drumherum, das von einem Plot-Point zum nächsten führen soll. Dieser Film hätte ein spannendes Psychogramm werden können. Stattdessen wurde er ein Regelkrimi.

Das Erste zeigt «Tatort – Wiederkehr» am Sonntag, den 15. März um 20.15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/76931
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