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Formel 1: So will RTL wieder einen Gang höher schalten

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Nach gesunkenen Quoten im Rahmen der vergangenen Saison, erhofft sich RTL wieder bessere Zahlen. Pressesprecher Matthias Bolhöfer über die Gründe für den Quotenrückgang, Neuerungen und den Vertrag mit der Formel 1.

Und das hat Sky vor:

Auch Sky überträgt alle Rennen, inklusive Trainings und Qualifyings. Wie gewohnt werden wieder Sascha Roos und Sky-Experte Marc Surer die Grand-Prixs begleiten. Die Moderationen übernimmt Simon Südel, Tanja Bauer ist als Reporterin in den Boxengassen unterwegs. Rund 30 Minuten länger als RTL, insgesamt 90 Minuten, setzt Sky auf Vorberichte, darunter auch die Fahrerparade. Insgesamt will der Pay-TV-Sender mehr Analysen und Grafiken zur näheren Veranschaulichung des Geschehens auf der Strecke einsetzen. Vermutlich könnten die Übertragungen von Sky Deutschland auch vom Zusammenschluss auch von der Bündelung des Münchner Pay-TV-Senders mit BSkyB und Sky Italia profitieren. Denkbar ist, dass bei Sky auch Interviews und Bilder der italienischen und britischen Kollegen zu sehen sind.
30,6 Prozent bei den Zuschauern ab drei Jahren, durchschnittlich 26,1 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen - die Formel 1 auf RTL verzeichnete auch 2014 so hohe Quoten wie kaum ein anderes Format im Fernsehjahr. Betrachtet man jedoch die Zahlen der Saison 2013, scheint es, als seien die Rennsport-Übertragungen im vergangenen Jahr eher mit angezogener Handbremse gefahren (hier geht es zum Quotencheck der vergangenen Saison). Rund fünf Prozent verlor der Kölner Sender gegenüber dem Vorjahr beim Gesamtpublikum, ebenfalls satte vier Prozent waren es bei den jungen Menschen. Durchschnittlich 4,36 Millionen Zuschauer pro Rennen wurden zuletzt vor 20 Jahren gemessen. "Der Quotenrückgang ist nicht wegzulächeln", betont RTL-Pressesprecher Matthias Bolhöfer im Gespräch mit Quotenmeter.de. "Dazu haben wir nach Ende der vergangenen Saison auch deutlich Stellung bezogen."

Gemeint sind die Aussagen des RTL-Sportchefs Manfred Loppe, der im Juli 2014 klarstellte: "Aus unserer Sicht gibt es überhaupt keinen Grund, an der Formel 1 zu zweifeln. Es ist nach wie vor seriell eines der besten Sport-Events überhaupt.“ Deutlich weniger als fünf Millionen Zuschauer verfolgten zu diesem Zeitpunkt bereits regelmäßig die Renn-Übertragungen. Nach einer gründlichen Analyse der Gesamtsituation glaube man nicht, dass die tieferen Gründe für den Zuschauerrückgang bei RTL zu suchen seien, so Bolhöfer. „Auch die Ergebnisse der Zuschauerbefragungen attestieren uns unterm Strich, dass wir die Königsklasse nach wie vor sehr professionell präsentieren."

Nicht nur in Deutschland verzeichneten die Formel 1-Übertragungen zuletzt Einbußen: "Zudem war der Zuschauertrend zuletzt weltweit rückläufig – an den Strecken und im TV. Die Gründe dafür sind vielschichtig. Komplizierte Regeln, eine regelrechte Technikrevolution, ungewohnt leise Motoren und eine mitunter kontraproduktive Außendarstellung der Formel 1 durch Promoter und Fahrer haben 2014 viele Fans verunsichert", erläutert Bolhöfer weiter. Das Image der Formel 1 scheint in der jüngeren Vergangenheit gelitten zu haben, Manfred Loppe führte das sinkende Interesse der Zuschauer zuvor bereits auf Gründe zurück, die den Wettbewerb selbst betreffen. Innerhalb der Formel 1 beschäftigen derzeit einige Unklarheiten die Verantwortlichen. So stehen mit dem Großen Preis von Südkorea und dem Grand-Prix am Nürburgring zwei eingeplante Rennen auf der Kippe, da den Veranstaltern das Startgeld zu hoch ist – nicht unwahrscheinlich, dass die Rennen abgesetzt werden müssen. Zusätzlich gingen mit Caterham und Marussia vergangenes Jahr zwei Rennställe in die Insolvenz.

Im Rahmen der Ursachenforschung thematisierten die RTL-Verantwortlichen auch die veränderten Nutzungsgewohnheiten der Zuschauer. Bereits im Sommer 2014 sah Loppe einen Zusammenhang zwischen der sich zunehmend diversifizierenden und fragmentierenden TV-Landschaft und den Zuschauerverlusten. "Lineares Fernsehen wird gerade bei jungen Zuschauern immer seltener als Primärquelle genutzt", konkretisiert Matthias Bolhöfer.

Die Aussagen lassen darauf schließen, dass RTL auf Senderseite nur einen begrenzten Handlungsspielraum sieht. „Unsere Aufgabe als TV-Sender ist es, das Hochglanzprodukt Formel 1 in seiner ganzen Vielfalt so informativ und unterhaltsam wie möglich abzubilden. Dafür werden wir uns auch in der neuen Saison gewaltig strecken“, beteuert Bolhöfer. Eine offensichtliche Neuerung findet sich in Kürzungen der Vor- und Nachberichterstattungen wieder. Ab dem Saisonstart am 15.3. wird RTL den Vorlauf auf 60 statt zuvor 75 Minuten reduzieren. Auch die Nachberichterstattungen sowie die Qualifying-Übertragungen werden kürzer gehalten. RTL habe im vergangenen Jahr zwei stichprobenartige Zuschauerbefragungen durchgeführt, erklärt Bolhöfer. „Das Feedback der Zuschauer war, dass die Vor- und Nachberichterstattung kürzer und kompakter ausfallen könnten. Das haben wir beherzigt.“

Inhaltlich werden die Änderungen wohl kleiner ausfallen. Weiterhin moderiert Florian König mit Hilfe von Experte Niki Lauda, Heiko Waßer und Christian Danner sind erneut als Kommentatoren tätig und Kai Ebel fängt Stimmen aus den Boxengassen ein. RTL gibt sich bezüglich inhaltlichen Neuerungen verschwiegen. „Wir werden bei der Zuschaueransprache auch neue Wege ausprobieren“, so RTL-Pressesprecher Matthias Bolhöfer, ohne jedoch Details verraten zu wollen. Ohnehin könnten Quotengewinne maßgeblich von den Geschehnissen im Sport selbst abhängig sein, zum Beispiel von Sebastian Vettels Performance nach seinem Wechsel zu Ferrari. „Wir gehen mit einem guten Bauchgefühl in die neue Saison, einem Grundoptimismus, den auch viele Experten teilen. Niki Lauda etwa sagt, dass er ganz deutlich eine Aufbruchstimmung in der Branche spüre. Und der muss es ja wissen…“, gibt sich Bolhöfer zuversichtlich - von einer „neuen Aufbruchsstimmung“ ist die Rede. „Auch die vielen Kommentare der Fans in den Foren und das mediale Interesse deuten darauf hin, dass das Stimmungsbarometer deutlich nach oben zeigt. Dass der viermalige Weltmeister Sebastian Vettel nun für den Mythos Ferrari und damit auf den Spuren eines Michael Schumacher fährt, ist eine wunderbare Inspiration für alle, die diesem Sport verbunden sind. Aus deutscher Sicht ist es doch eine tolle Ausgangssituation, dass der WM-Zweite Nico Rosberg seinen Teamrivalen Lewis Hamilton und dass Sebastian Vettel wiederum die beiden Mercedespiloten jagen wird.“

Wie es Manfred Loppe bereits 2014 tat, so spricht sich auch Matthias Bolhöfer weiterhin für die Formel 1 bei RTL aus. In diesem Jahr nämlich muss ein neuer Vertrag zwischen den Rechteinhabern und RTL ausgehandelt werden. Der jetzige läuft aus. „Die Formel 1 bei RTL ist mit Marktanteilen von oft über 30 Prozent nach wie vor die populärste serielle Sportart im deutschen Fernsehen. Diese Quoten sind und bleiben nahezu einzigartig im deutschen Fernsehen.“ Anders als Fußball-Länderspiele und Klitschko-Kämpfe sieht sich die Formel 1 bei RTL durch Übertragungen, die meist am Sonntagnachmittag vonstatten gehen, jedoch einer deutlich schwächeren Konkurrenz auf anderen Sendern ausgesetzt. Obendrein sollten die Quoten auch die finanziellen Aufwendungen rechtfertigen, die der Vertrag zwischen RTL und der Formel 1 mit sich bringt. Um genau diesen Vertrag ging es zuletzt häufiger. Spekulationen der „Sport Bild“, dass die Formel 1 bald bei einem anderen Sender beheimatet sein könnte, wies RTL im Dezember 2014 vehement von sich. „Seit 1991 sind wir der Formel 1-Sender in Deutschland. Das wollen wir auch bleiben. Aber die Konditionen für einen neuen TV-Vertrag müssen wirtschaftlich darstellbar sein. Wir stehen nicht unter Druck, aber wir gehen in die Gespräche mit dem Willen, die erfolgreiche Zusammenarbeit weiter fortzusetzen“, so Bolhöfer. Zu viel dürfen die Übertragungsrechte für RTL also nicht kosten. Welche Summe die Formel 1 verlangt, hängt sicherlich auch mit der Attraktivität der kommenden Saison zusammen, in die RTL zuversichtlich hineingeht.

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