Die Kritiker

«Wilsberg – Russisches Roulette»

von

Die ZDF-Samstagskrimireihe kehrt nach einer dramatischeren Phase in von ihr gewohntes Gefilde zurück. Diese Rückkehr zu alten Modellen bedeutet aber nicht die Rückkehr zu alter Form.

Cast und Crew

  • Regie: Martin Enlen
  • Darsteller: Leonard Lansink, Oliver Korittke, Ina Paule Klink, Rita Russek, Roland Jankowsky, Laura Louisa Garde, Josef Heynert, David Bredin, Julian Weigend, Thomas Limpinsel, Natalia Belitski, Vittorio Alfieri
  • Drehbuch: Eckehard Ziedrich
  • Kamera: Philipp Timme
  • Schnitt: Monika Abspacher
  • Musik: Matthias Weber
Gegen den Willen der „Hauptdarstellerin“ ins Netz gestellte Amateurpornos, ein junges Model, das zum Stalkingopfer wird und ein vermeintlicher Vergewaltiger, der seinen Ruf wieder reinwaschen will: In den vergangenen Monaten ging die ZDF-Reihe «Wilsberg» nicht nur Fälle an, die das übliche Schema ein wenig aufgebrochen haben. Sie verlieh den handelnden Figuren auch mehr Dimension und selbst wenn es dramaturgisch weiterhin keine Versuche gab, das Rad neu zu erfinden, so wurden die üblichen Elemente des Formats zuletzt einfallsreicher abgearbeitet als gewohnt.

Dies war allerdings nur eine Phase. Und eben diese findet mit «Wilsberg – Russisches Roulette» ein Ende. Daran wäre per se nichts auszusetzen, das deutsche Fernsehen hat durchaus genug Platz für etwas leichtfüßigere Krimis. Jedoch ist dieser Kriminalfall aus der Feder des Drehbuchautoren Eckehard Ziedrich keine glorreiche Rückkehr des Schmunzeltonfalls von «Wilsberg», sondern eher eine grundsolide Abkehr vom zuletzt gelieferten Stoff. Wer erst mit Folgen wie «Wilsberg: Nackt im Netz» einen Zugang zur Krimireihe fand, wird daher womöglich enttäuscht sein. Langjährige Fans unterdessen haben zwar keinen Grund zur Klage, trotzdem wäre es schöner gewesen, den Witz der Münsteraner mit einem Paukenschlag zurückkehren zu lassen.

Zu Beginn der Episode befindet sich der von Leonard Lansink verkörperte Titelheld mit dem Rücken zur Wand: Gemäß einer Steuerschätzung schuldet er dem Staat mehrere tausend Euro, dann wird er zu allem Übel in einen tragischen Autounfall mit einem LKW verwickelt. Eine junge Frau kommt dabei zu Tode – und hinterlässt die Unsumme von 20.000 Euro! Der Fahrer des Lastwagens ergreift indes die Flucht, während zahlreiche leicht bekleidete Damen aus dem Laderaum klettern und sich in einen nahe gelegenen Wald verkriechen. Am Morgen danach folgt die nächste Überraschung für Wilsberg: Die Frauen mit dickem russischen Akzent tauchen in seinem Antiquariat auf und bitten ihn um Hilfe …

Wilsberg in einer moralischen Zwickmühle, die ihn wohlgemerkt niemals ernstlich ins Grübeln bringt, etwas Falsches zu tun, und ein fehlgeschlagener Deal eines Menschenhändlerrings: Fast möchte man sagen, dass der Alltag «Wilsberg» wieder eingeholt hat. Die Charakterzeichnung, die in den jüngsten Fällen positiv auffiel, fällt hier zum Ausgleich besonders negativ auf – realistisches Handeln ist in einem Primetime-Humorkrimi ja nicht zwingend ein Muss, etwas mehr Plausibilität als hier hätte jedoch nicht geschadet.

Denn das sprunghafte, dick aufgetragene Verhalten der Figuren mindert mehrmals den Pepp der Gags, so dass öfters aus einem potentiellen Lacher „nur“ ein guter Schmunzler wird. Leicht verwunderlich: Dass Autor Ziedrich den «Wilsberg»-Witz beherrscht, steht außer Frage. Schließlich verantwortete er bereits einige gelungene Folgen dieser Reihe, in denen die Story einfach runder und pfiffiger ist.

Trotzdem werden sich langjährige Liebhaber der Reihe und des humorigen, deutschen Primetimekrimis generell nicht langweilen. Die Regie ist routiniert, die Schauplätze erlauben diverse kesse Wortspiele und der Soundtrack ist in seiner bewussten Klischeehaftigkeit („Horny“ und „Hey Sexy Lady“ in einer 2015 erstausgestrahlten Krimiepisode übers Rotlichtmilieu müssen ironisch gemeint sein) sehr unterhaltsam.

«Wilsberg – Russisches Roulette» ist am 14. Februar 2015 ab 20.15 Uhr im ZDF zu sehen.

Kurz-URL: qmde.de/76338
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