Die Kino-Kritiker

«The Salvation»

von

«Hannibal»-Star Mads Mikkelsen begibt sich auf einen brutalen Rachefeldzug im Wilden Westen.

Filmfacts «The Salvation»

  • Kinostart: 9. Oktober 2014
  • Genre: Western/Drama
  • FSK: 16
  • Laufzeit: 92 Min.
  • Regie: Kristian Levring
  • Drehbuch: Kristian Levring, Anders Thomas Jensen
  • Darsteller: Mads Mikkelsen, Eva Green, Jeffrey Dean Morgan, Jonathan Pryce, Eric Cantona, Mikael Persbrandt, Douglas Henshall
  • OT: The Salvation (DK/GB/ZA 2014)
Das Western-Genre wird mit hartnäckiger Regelmäßigkeit gerne für tot erklärt. In der Tat klaffen Welten zwischen dem heutigen Stand der ur-amerikanischen Filmgattung und ihrer Hoch-Zeit in den ersten zwei Dritteln des 20. Jahrhunderts oder auch dem viel beachteten Revival in Form des Italo-Westerns der 60er und 70er Jahre. Dennoch wäre es wohl kaum gerechtfertigt, die Gattung komplett zu begraben, erblickt doch ebenso regelmäßig wie derartige voreilige Todeserklärungen ein neuer, aufwändig produzierter Western das Licht der (Film-)Welt. Der jüngste dieser Art trägt nun den schlichten Titel «The Salvation», kommt allerdings nicht aus den USA selbst, sondern überraschend aus dem mehrere Tausend Kilometer davon entfernt liegenden Dänemark. Während diesem Umstand zu Beginn des Rache-Westerns durchaus noch Rechnung getragen wird, spielt er im weiteren Verlauf aber im Grunde keine Rolle mehr. «The Salvation» ist vielmehr ein durch und durch klassischer Western – mit positiven und negativen Begleiterscheinungen.

Nach der Niederlage seines Landes im deutsch-dänischen Krieg 1864 ist der dänische Soldat Jon (Mads Mikkelsen) gemeinsam mit seinem Bruder Peter (Mikael Persbrandt) nach Amerika ausgewandert, um im Wilden Westen einen Neubeginn zu wagen. Sieben Jahre voller harter Arbeit später hat er sich schließlich eine solide neue Existenz aufgebaut und sieht somit endlich die Zeit gekommen, seine in der Heimat zurückgelassene Frau Marie (Nanna Øland Fabricius) und den gemeinsamen Sohn Kresten (Toke Lars Bjarke) zu sich zu holen.

Die Freude ist groß, als die beiden am Bahnhof des kleinen Städtchens Black Creek eintreffen, doch das Glück ist nicht von langer Dauer. Auf der Kutschfahrt gerät die wiedervereinte Familie an zwei kürzlich aus dem Gefängnis entlassene Trunkenbolde, die Jon aus dem Gefährt werfen, Kresten ermorden und schließlich Marie vergewaltigen und umbringen. Jon gelingt es, noch in derselben Nacht die beiden Täter aufzuspüren und zögert nicht lange damit, sie kaltblütig zu erschießen. Das ruft wenig später allerdings den gefürchteten Gesetzlosen Delarue (Jeffrey Dean Morgan) und seine Bande (u.a. Eric Cantona) auf den Plan, handelt es sich bei einem der von Jon zur Rechenschaft gezogenen Männer doch um Delarues Bruder. Auch wenn Delarue den Todesfall nutzt, um sich an dessen stummer Witwe (Eva Green) zu vergehen, will er um jeden Preis auch Rache an Jon nehmen und schreckt dafür vor nichts und niemandem zurück.

Der dänische Regisseur Kristian Levring und sein Co-Autor Anders Thomas Jensen halten sich in «The Salvation» nicht lange mit einleitenden Erklärungen auf. Die notwendigsten Informationen zur Ausgangssituation werden zu Beginn lediglich mittels knapper Texttafel bereitgestellt, bevor es direkt zur kurzen Familienzusammenführung und der verhängnisvollen Kutschfahrt kommt. In nicht einmal zehn Minuten werden somit die wesentlichen Geschehnisse abgehandelt, die die weitere Handlung in Gang setzen. Dass die Exposition trotz ihrer Kürze aufgeht, kann zunächst einmal den involvierten Darstellern angerechnet werden. Wie nicht anders zu erwarten war, meistert der dänische Superstar Mads Mikkelsen («Die Jagd») seine zugegebenermaßen nicht allzu fordernde Rolle mit fast schon routinierter Bravour. Doch auch seine Landsfrau Nanna Øland Fabricius, die zuvor in erster Linie als Pop-Sängerin Oh Land von sich reden gemacht hat, kann im Zusammenspiel mit Mikkelsen vollends überzeugen.

Die authentisch verkörperte Mischung aus leichter Unsicherheit und subtil-zurückhaltender Freude beim Wiedersehen von Jon und Marie trägt entscheidend dazu bei, dass die Beziehung der beiden von der ersten Minute an ohne Weiteres glaubhaft erscheint. Auch wenn die Zeit für eine wirklich tiefe emotionale Einbindung des Zuschauers wahrlich nicht ausreicht, genügt sie doch definitiv, um die folgende unfreiwillige Begegnung in der Kutsche schwer erträglich und die für einen filmischen Racheakt essentielle Motivation des Protagonisten greifbar zu machen. Das unstete beklemmende Klima verleiht den Anfangsszenen eine Intensität, die später leider nicht mehr erreicht wird. Dennoch bleiben auch die erfrischend knackigen 80 Minuten, die sich ihnen anschließen, fast durchweg spannend, wenn auch äußerst vorhersehbar.

Seinen Unterhaltungswert erhält der Grundkonflikt zu großen Teilen dadurch, dass der Hauptfigur Jon mit dem skrupellosen Delarue ein durchaus ebenbürtiger Antagonist gegenüber gestellt wird. Wie die meisten Figuren des Films, ist zwar auch Delarue nur auf die nötigsten Charaktereigenschaften beschränkt, doch gelingt es Jeffrey Dean Morgan, seine Figur mit der einnehmend düsteren Präsenz einer tickenden Zeitbombe auszustatten, die ähnlich wie schon sein Comedian in Zack Snyders grandioser Comic-Verfilmung «Watchmen» jederzeit hochgehen kann. Eva Green («Casino Royale»), die die stumme Frau an seiner Seite verkörpert, bleibt dagegen weitestgehend verschenkt.

Etwas dürftig fällt hier und da auch die visuelle Gestaltung des Films aus. Zwar können Levring und Kameramann Jens Schlosser die karge Landschaft mitunter in ansehnliche Bilder packen, doch befinden sich jene gattungsspezifischen Aufnahmen allerhöchstens auf Genre-Standard, was teilweise auch dem Umstand geschuldet sein mag, dass der Großteil der Dreharbeiten nicht an Originalschauplätzen, sondern in Südafrika stattgefunden hat. Ein kleines Ärgernis ist außerdem die bescheidene Qualität der gelegentlich eingestreuten visuellen Effekte, die auch einige der zahlreichen Tode durch Schusswaffen ein Stück weit ihrer Wucht beraubt. Wirklich befremdlich fallen allerdings die Nacht-Szenen des Films aus, die – wohl mit entsprechenden Filtern bzw. nachträglicher Bearbeitung – augenscheinlich bei Tag gedreht worden sind und den jeweiligen Sequenzen einen recht eigenwilligen, unschönen Look verleihen.

Fazit: Mit dem optisch nicht immer tadellosen «The Salvation» liefert Regisseur Kristian Levring einen äußerst geradlinigen sowie schnörkel- und kompromisslosen Rache-Western, wie er in ähnlicher Form wohl schon vor 50 Jahren hätte gedreht werden können. Der simpel, aber solide gestrickte Film kann dem angestaubten Genre trotz seiner für die Gattung eher atypischen Herkunft aus Dänemark keinerlei neue Impulse geben. Als spannende und vom gewohnt starken Mads Mikkelsen getragene Hommage an klassische Genre-Vertreter und insbesondere den Italo-Western funktioniert er aber allemal.

«The Salvation - Spur der Vergeltung» ist ab dem 9. Oktober in den deutschen Kinos zu sehen.

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