Die Kritiker

«In einer dunklen Nacht»

von  |  Quelle: Quelle: ZDF (Inhaltsangabe)

Der jüngste Krimi aus der Reihe «Der Kommissar und das Meer» bietet eine durchdachte Erzählung, stolpert aber über die bekannten Makel der Serie.

Inhalt


Hinter den Kulissen

  • Buch: Henriette Piper, Anno Saul
  • Regie: Anno Saul
  • Kamera: Wedigo von Schultzendorff
  • Musik: Florian Tessloff
  • Szenenbild: Andreas Rudolph
  • Redaktion: Wolfgang Feindt
Auf die Nerzfarm von Britt und Kent Norén wird ein Brandanschlag verübt, und die wertvollen Nagetiere laufen nun frei auf Gotland herum. Britt und Kent sind sich sicher, dass militante Tierschützer am Werk waren. Kurz darauf wird in das Haus des prominenten Fußballtrainers Björn Widemark eingebrochen. Kommissar Robert Anders und sein Team finden bei der Spurensicherung im Wohnzimmer ein Gewehr mit Blutspuren. Offensichtlich handelt es sich um das Blut des Landwirtes Mats Sjögren, der zuvor von seiner Schwester Karlotta als vermisst gemeldet wurde. Die Polizei geht von Mord aus, aber die Leiche scheint unauffindbar.

Kent Norén, der mit dem Toten seit Jahren im Streit lebte, gerät in den Fokus der Ermittlungen. Dann macht Pathologin Ewa eine ungeheure Entdeckung: Das Opfer wurde vor dem Brandanschlag auf die Nerzfarm an die hungrigen Tiere verfüttert. Doch warum wurde die mutmaßliche Mordwaffe im Hause des Fußballtrainers gefunden? Und welche Rolle spielt dabei dessen Frau Maria, die plötzlich behauptet, eine Affäre mit dem Toten gehabt zu haben? Die Polizei stößt auf eine Mauer des Schweigens. Gerade, als Robert das Geflecht von Lügen zu durchschauen beginnt, entschließt sich Karlotta, die Schwester des getöteten Landwirtes, selbst zu handeln …

Besetzung


Walter Sittler («Nikola») als Robert Anders
Frida Hallgren («Wie im Himmel») als Emma Winarve
Andy Gätjen («Die Holzbaronin») als Thomas Wittberg
Inger Nilsson («Pippi Langstrumpf») als Ewa Svensson
Tobias Hjelm als Björn Widemark
Sofia Ledarp («Verblendung») als Maria Widemark
Angela Kovacs («Irene Huss») als Karlotta Sjögren
Dag Malmberg («Die Brücke – Transit in den Tod») als Kent Norén
Anna Björk («Dabei: Ein Clown») als Britt Norén

Kritik


Die deutsch-schwedische Krimiserie «Der Kommissar und das Meer» wurde in der Vergangenheit für ihre soliden Erzählungen gelobt – und für das ungelenke Zusammenspiel zwischen deutsch- und schwedischsprachigen Schauspielern getadelt. Bei den Aufnahmen spricht der größte Teil des – später nachsynchronisierten – Casts die Landessprache des skandinavischen Drehortes, die die Importakteure aus der Bundesrepublik nicht beherrschen. Die daraus entstehenden, sprachüberschreitenden Dialoge sind so kaum mehr als abwechselnd aufgesagte Monologe zu sehen – insbesondere die Darstellung des durchaus talentierten Walter Sittler leidet deutlich darunter, dass er mit seinen Gegenübern nur sehr beschränkt interagieren kann.

Dieser Kritikpunkt führt jedoch nicht dazu, dass die jüngste Episode des Formats ungenießbar werden würde. Tatsächlich weiß auch «In einer dunklen Nacht» mit einer interessanten und von zahlreichen Wendungen begleiteten Handlung zu punkten. Die schlussendliche Auflösung ist so ungewöhnlich, wie von zufälliger gesellschaftlicher Aktualität; an dieser Stelle mehr zu verraten, würde das sicherlich viele Zuschauer zum Schmunzeln hinreißende Finale aber vorweg nehmen. Zwar hat die Entschlüsselung der Tat damit in den vergangenen Wochen einiges an realem Bezug gewonnen, anderswo nimmt das Werk es mit der Authentizität jedoch nicht so genau; zum Beispiel dann, wenn Sittlers Figur und deren Filmsohn einen verendeten Nerz gerade einmal eine handbreit unter dem gepflegten Rasen vergraben oder zum Ende des Films hin eine Entführung ihren Lauf nimmt, deren Aussichtslosigkeit sich selbst einem Toastbrot erschließen dürfte.

Sehr zu loben sind die im deutschen Fernsehen unverbrauchten schwedischen Darsteller, deren individuelles Auftreten auch die gute Synchronisation kaum verwischt. Insbesondere Dag Malmberg, der Kent Norén darstellt, weiß als verzweifelter Tatverdächtiger vollends zu überzeugen. Hervorgehoben werden sollte auch Sofia Ledarp als Maria Widemark. Aus den Reihen der außerhalb des Zuschauerblickfelds Agierenden ist insbesondere Wedigo von Schultzendorff hervorzuheben, dessen jahrzehntelange Erfahrung hinter der Kamera in der jüngste Folge von «Der Kommissar und das Meer» voll zur Geltung kommt. Die ideenreichend Perspektiven und Bildausschnitte unterstreichen die vermittelte Stimmung des Films mit großer Präzision.

Verbucht man das etwas hölzerne Spiel Sittlers als merkwürdige Eigenheit des dargestellten Kommissars, ergibt sich so ein durchaus unterhaltsamer Krimiabend, dem es gelingt, das Bullerbü-Schweden des deutschen Fernsehpublikums ein wenig mit Lügen und Missgunst zu besudeln. Eine längerfristige Fortsetzung der Serie wäre wünschenswert, auch wenn die Qualität der einzelnen Folgen erheblich schwankt – «In einer dunklen Nacht» gehört in jedem Falle zu den sehenswerteren Ausgaben.

Das ZDF zeigt die neueste Folge von «Der Kommissar und das Meer» am Samstag, den 15. Februar 2014, ab 20.15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/68999
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