Die Kino-Kritiker

«Escape Plan»

von

Kampf der Action-Titanen: Schwarzenegger und Stallone planen einen (äußerst zähen) Gefängnisausbruch.

Filmfacts «Escape Plan»

  • Kinostart: 14. November
  • Genre: Action/Thriller
  • Laufzeit: 115 Min.
  • FSK: 16
  • Kamera: Brendan Galvin
  • Musik: Alex Heffes
  • Drehbuch: Miles Chapman; Jason Keller
  • Regie: Mikael Håfström
  • Darsteller: Sylvester Stallone, Arnold Schwarzenegger, Jim Caviezel, Vincent D’Onofrio, Vinnie Jones, Sam Neill, Curtis „50 Cent“ Jackson
  • OT: Escape Plan (USA 2013)
Lange mussten eingefleischte Action-Liebhaber warten bis sich die (einstigen) Genre-Ikonen Arnold Schwarzenegger und Sylvester Stallone zusammenrauften und gemeinsam vor die Kamera traten. Als Schwarzeneggers zwischenzeitliche Politikkarriere sich allmählich ihrem Ende näherte, wurde jener Fantraum in der Action-Allstars-Zusammenkunft «The Expendables» (2010) jedoch endlich Wirklichkeit. Über einen winzigen, augenzwinkernden Gastauftritt des Gouvernators ging die Kollaboration dort jedoch damals nicht hinaus. Anders sah es da schon bei der Fortsetzung des Films zwei Jahre später aus, bei dem Schwarzeneggers Einsatz umfangreicher und spaßiger ausfiel, auch wenn er im Vergleich zu Hauptdarsteller Stallone allerdings weiterhin nur eine kleinere Nebenrolle bekleidete. Der Gefängnisausbruch-Thriller «Escape Plan» setzt nun schließlich diese Linie konsequent fort und vereint die beiden in die Jahre gekommenen Muskelpakete erstmals als annähernd gleichberechtigtes Hauptdarstellergespann. So erfreulich dies zunächst scheinen mag, so ernüchternd fällt dann jedoch leider das Ergebnis aus.

Ray Breslin (Stallone) ist Chef einer Sicherheitsfirma, die sich darauf spezialisiert hat, Hochsicherheitsgefängnisse gründlich auf Schwachstellen zu prüfen. Zu diesem Zweck hat es sich Breslin zur Lebensaufgabe gemacht, sich selbst in ebenjene Haftanstalten einzuschleusen und eigenhändig wieder auszubrechen, um die Gefängnisbetreiber anschließend aus erster Hand auf Sicherheitslücken aufmerksam machen zu können. Ist ihm dies bislang noch immer geglückt, bekommt er es eines Tages mit einem besonders schweren Brocken zu tun. So bietet ihm die CIA mehrere Millionen Dollar an, um die Ausbruchssicherheit eines neu entwickelten High-Tech-Gefängnisses für Schwerverbrecher zu testen. Nach anfänglichem Zögern veranlassen sein Ehrgeiz und die Aussicht auf das Geld Breslin dazu, dem Deal zuzustimmen. Doch entpuppt sich das Ganze recht schnell als tückische Falle.

Breslin wird, einer Entführung gleich, gewaltsam in einen Van verfrachtet, unter Drogen gesetzt und erwacht erst wieder im völlig von der Außenwelt abgeschnittenen Gefängnis. Dort stellt sich heraus, dass seine vermeintliche Kontaktperson nicht existiert und niemand sonst weiß, wo er sich befindet. Zu allem Überfluss bekommt er es mit einem skrupellosen Gefängnisdirektor (Jim Caviezel) zu tun, der scheinbar alles daran setzt, Breslin die Haft zur Hölle zu machen. Auf sich allein gestellt wird ein Entkommen aus dem völlig ausbruchsicher scheinenden Gefängnis immer aussichtsloser. Daher tut er sich bald mit dem abgebrühten Mitinsassen Emil Rottmayer (Schwarzenegger) zusammen, um gemeinsam einen Fluchtplan zu schmieden.

Bereits die Prämisse von «Escape Plan» mutet recht hanebüchen an. Dennoch bietet sie durchaus Potential für simple und spannende Unterhaltung voller genial ausgeklügelter Ausbruchsszenarien, wie sie insbesondere die erste Staffel der thematisch verwandten, aber hierin ungleich beeindruckenderen Fernsehserie «Prison Break» bot. Obwohl auch der Titel ebenjenes im Vorfeld nahe legen mag, ist in dieser Hinsicht weitestgehend Fehlanzeige. Das Austüfteln und anschließende Abarbeiten von Strategien plätschert wenig packend vor sich hin und kann weder durch Einfallsreichtum noch durch übermäßige Glaubwürdigkeit glänzen. Dies wird bereits zu Filmbeginn deutlich, wenn Breslins Job und Vorgehen bei einem ersten Ausbruch eingeführt werden, erstreckt sich schließlich aber auch auf den eigentlichen Hauptplot, der somit niemals wirklich in Fahrt kommen will.

Immerhin bleibt «Escape Plan» abseits dessen aber noch sein zumindest auf dem Papier kultverdächtiges Aufeinandertreffen von Sylvester Stallone und Arnold Schwarzenegger. Der Vorfreude auf ebenjenes wird dessen letztendliche filmische Ausführung am Ende aber leider kaum gerecht. Die erste gemeinsame Szene der beiden ist zwar gerade in Erwartung der auf sie folgenden Geschehnisse durchaus ein besonderes Ereignis. Nachdem allerdings diese erste Freude verflogen ist, verpufft jener Hauch von Actionkino-Magie in Windeseile und Ernüchterung macht sich breit.

Das Zusammenspiel der beiden fügt sich nahtlos in das unspektakuläre Gesamtbild des Films ein. Die Stärken der Paarung werden nicht ansatzweise ausgespielt. Allein schon durch ihr bloßes Zustandekommen warten mannigfaltige Meta-Anspielungen und selbstironische Zitate regelrecht darauf, zahlreich abgerufen zu werden. Doch werden diese im Verlauf des Films größtenteils wartend zurückgelassen. Einprägsame One-Liner sucht man fast völlig vergeblich. Gerade gegen Ende erbarmt sich die ansonsten ebenfalls recht höhepunktarme Inszenierung aber immerhin dazu, zumindest Arnold Schwarzenegger in einer kurzen Sequenz übertrieben ikonisch in Szene zu setzen. Damit trifft Regisseur Mikael Håfström («Entgleist», «Zimmer 1408») einen Ton, der dem gesamten Werk gut zu Gesicht gestanden hätte, sodass ein ausgiebigerer Rückgriff auf derartige Elemente zweifellos wünschenswert gewesen wäre

Andererseits ist der weitestgehende Verzicht auf all dies gerade im Sinne einer Abgrenzung zur stärker auf einem solchen Metahumor beruhenden «Expendables»-Reihe in Ansätzen vielleicht sogar nachvollziehbar. Für einen straighten Actionthriller, der «Escape Plan» somit wohl am ehesten sein will, sind sowohl Action als auch Story des Films aber schlichtweg zu schwach. Bei den durchweg blassen Charakteren kann selbst die geballte (und ohnehin nicht angemessen genutzte) Präsenz von Stallone und Schwarzenegger nicht mehr viel rausreißen. Ganz zu schweigen vom schauspielerischen Können, für das beide noch nie sonderlich berühmt waren. Während Sylvester Stallone gewohnt komatös vor sich hinnuschelt, schießt Arnie hier aber eindeutig nochmal den Vogel ab.

So scheint der Österreicher in den Jahren seiner Leinwandabstinenz ungeahnte schauspielerische Ambitionen entwickelt zu haben, mit denen er nun verzweifelt versucht, eine Anstellung im örtlichen Dorftheater zu ergattern. Wenn er sich mit seiner zwischenzeitlich in Einzelhaft befindlichen Figur dilettantisch in irre Rage redet und sich in (auch im Original auf Deutsch vorgetragenen) Schimpftiraden verliert, entsteht eine eigenwillige und vor allem aufgrund ihrer ausufernden Länge zum belustigten Fremdschämen und ungläubigen Kopfschütteln einladende Mischung aus freiwilliger und unfreiwilliger Komik. Die besagte Szene dürfte mit diesem etwas bizarren Unterhaltungswert zu den wenigen Aspekten gehören, die auch nach dem Filmkonsum noch etwas länger im Gedächtnis bleiben - wenn auch nicht unbedingt positiv.

Insgesamt ist «Escape Plan» ohne Frage ein weitestgehend lahmes Stück Kino, das deutlich hinter den Möglichkeiten seiner fast schon epischen Hauptdarsteller-Konstellation zurückbleibt und somit den erhofften Charme früherer Erfolge der beiden Action-Giganten Stallone und Schwarzenegger kaum aufblitzen lassen kann. Die zwei nicht mehr ganz so taufrischen Haudegen wirken hier die meiste Zeit ebenso müde wie die erzählte Geschichte, wodurch der Wunsch nur verstärkt wird, sie hätten es bereits am Zenit ihrer jeweiligen Karrieren einmal gemeinsam vor der Kamera ordentlich krachen lassen. Die Existenz ihres neuesten Films tut letztlich wohl niemandem weh. Wird man sich ihr jedoch gar nicht erst bewusst, hat man auch keineswegs etwas verpasst.

«Escape Plan» ist ab 14. November in den deutschen Kinos zu sehen.

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