Hingeschaut

«Das perfekte Model»: Hang zum Understatement

von
Eva Padberg und Karolina Kurkova suchen ein Model – billiger Abklatsch oder ernsthafte Konkurrenz für ProSieben?

Noch bis zum 23. Februar dauert es, dann sucht Heidi Klum auf ProSieben in einer neuen Staffel von «Germany‘s Next Topmodel» die nächste Generation williger „Mädchen“ für «taff»-Homestorys und «red»-Backstageberichte – ähm, für hochkarätige Modeljobs natürlich. Und weil sich die Sendung in den vergangenen Jahren zum Quotenhit gemausert hat, war es nur eine Frage der Zeit, bis sich Konkurrenz im thematischen Schatten der Show breitmacht. Wohl auch, weil RTL mit «Deutschland sucht den Superstar» und «Das Supertalent» eine jahresfüllende Talentschmiede betreibt, darf der kleine Bruder VOX ran – gesucht wird in den kommenden Wochen jeweils am Dienstagabend «Das perfekte Model», mit im Boot sind die Topmodel Eva Padberg und Karolina Kurkova.

Eine gute Wahl: Die Inszenierungsmaschinerie der klum‘schen Modelsuche tauschen Padberg und Kurkova gegen eine familiär anmutende Wohlfühlatmosphäre, dem bis ins letzte Detail durchchoreografierte Hochglanzformat von ProSieben kontert man mit lässigem Understatement und einer angenehmen Unaufgeregtheit. Statt folgsamen Jurygespielen setzt VOX voll auf das Zweiergespann, das sich à la «X Factor» oder «The Voice» im Konkurrenzkampf beweisen darf: In den kommenden Folgen werden Padberg und Kurkova jeweils zehn Modelanwärterinnen in ihr Team wählen und die Gruppen gegeneinander antreten lassen; über die Siegerin richten dann die Zuschauer in der live ausgestrahlten Finalshow per Telefonvoting. Das klingt soweit gut, doch die Chance auf eine wirklich eigenständige «Germany‘s Next Topmodel»-Adaption hat man sich entgehen lassen.

Denn das folgende Prozedere ist dem beim Konkurrenten aus München ähnlich: In einem offenen Casting werden die geeigneten Kandidatinnen auserkoren, zusätzlich suchen Padberg und Kurkova im Einkaufszentrum, Krankenhaus und an der Universität nach vielversprechenden Mädchen. Dass sie dabei zahllose Frauen fragen, wo man hübsche Frauen finden könne, ist dreist; dass die Modelsuche auch in einer professionellen Modelagentur weitergeht, ist unverständlich und offenbar das schwammige Konzept. Für die Wahl in die nächste Runde müssen die Modelanwärterinnen ein Fotoshooting über sich ergehen lassen, das sich Heidi Klum nicht besser hätte ausdenken können: Um vier der sieben Todsünden darzustellen, räkeln sich die Kandidatinnen für die „Wolllust“ halbnackt auf dem Boden, für den „Hochmut“ muss ein Model im Rollstuhl herablassend angeschaut werden.

Dazu werden tragische Schicksale der jungen Frauen ausgepackt, die ein oder andere Homestory wird folgen. Spätestens als sich Kurkova dazu herablässt, sich ebenfalls in den Modelhaufen der Wolllust zu werfen und sich kurze Zeit später darüber beschwert, dass ihre Frisur ruiniert sei, steht fest: Wirkliche Unterschiede zu «Germany‘s Next Topmodel» bestehen nicht, auch «Das perfekte Model» setzt auf langweilige Konfrontation und Belanglosigkeiten. Allein Eva Padberg schafft es, dass der VOX-Klon erträglich wird, sie ist weniger künstlich, weniger steril und auch weniger anstrengend als Klum und ihre Kollegin Kurkova. Gänzlich überzeugen konnte das neue Format dennoch nicht, denn zu viel Altbekanntes, zu viel Potential zum Fremdscham und zu viel «Germany‘s Next Topmodel» trüben den Genuss. Etwas subtiler, etwas weniger laut, im Grunde aber auch nicht viel besser als die ProSieben-Konkurrenz, verkommt «Das perfekte Model» zu einem niedlichen Abklatsch, der sehr viel mehr hätte sein können.

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