Fernsehfriedhof

Der Fernsehfriedhof: Zum Scheitern verurteilt

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Quotenmeter.de erinnert an all die Fernsehformate, die längst im Schleier der Vergessenheit untergegangen sind. Folge 168: Das überraschende Comeback einer TV-Legende der 90er, das von Anfang an unter keinem guten Stern stand.

Liebe Fernsehgemeinde, heute gedenken wir einer Frau, die sich wie keine andere trotz aller Misserfolge nie entmutigen ließ.

«Schreinemakers» wurde am 05. Januar 2004 im Ersten geboren und entstand zu einer Zeit als die Moderatorin Margarethe Schreinemakers fast gänzlich aus dem Bewusstsein der Menschen verschwunden war. Zu Beginn der 90er Jahre galt sie hingegen mit ihrer legendären Abendshow «Schreinemakers Live» als eine der erfolgreichsten Frauen des deutschen Fernsehens. Ihre große Anteilnahme für die Schicksale ihrer Gäste wurde damals oft belächelt und brachte ihr den Beinamen „Heulsuse“ der Nation ein. Ein Begriff, den übrigens auch schon Ross Antony, Claudia Roth und Xavier Naidoo verliehen bekamen. Nach einem öffentlichen Steuerskandal und dem Wechsel zum Konkurrenten RTL, ließ Schreinemakers Popularität dann jedoch deutlich nach. Nach einer knapp vierjährigen Pause kehrte sie kurzfristig als Moderatorin für das Reality-Format «Big Diet» auf die Bildschirme zurück, wurde jedoch nach nur wenigen Wochen durch Jenny Elvers ersetzt. Damit galt Ihre Karriere als endgültig beendet.

Doch weit gefehlt. Nach weiteren drei Jahren überraschte sie mit der Nachricht, ein weiteres Comeback wagen zu wollen - diesmal mit einer täglichen Sendung im Nachmittagsprogramm des Ersten. Damit traute sie sich an einen zu damaliger Zeit schwierigen Sendeplatz, auf dem sich nach dem Ende der «Wunschbox» keine Reihe mehr erfolgreich etablieren konnte. Zuletzt scheiterte dort das Lebenshilfe-Magazin «Dieter Speck», welches durch Serien-Wiederholungen ersetzt wurde. Wie üblich ließ sich Schreinemakers davon nicht beirren und fasste den Programmplatz eher als Chance auf: „Ich bin sicher, dass wir eine sinnvolle Alternative zu den zahlreichen Gerichtsformaten und Talkshows bieten.“ Auch der Geschäftsführer ihrer Produktionsfirma Michael Zrenner zeigte sich zuversichtlich: „Wir machen ein generationsübergreifendes Programm, eine Farbe, die ganz besonders zu dieser Sendezeit bislang fehlt."

Die "sinnvolle Alternative“ basierte im wesentlichen auf dem bewährten Konzept von «Schreinemakers Live». Wieder traten bekannte und unbekannte Menschen mit bewegenden Schicksalen auf, die von der Moderatorin gefühlsbetont befragt wurden. Neben diesen Talkelementen gab es auch Service-Abschnitte, eine Meckerecke für Kinder und eine Partnerbörse, was die knapp 50minütige Produktion ziemlich überfrachtete. Weil sich das Format aber eben nicht als reine Talkshow verstand, erhielt es das offizielle Label „Talk-Magazin“. Zusätzlich war es das erklärte Ziel von Schreinemakers die Zuschauer stärker einzubeziehen. Zum Start erklärte sie daher: „Ich wollte immer schon in meinen Sendungen direkt mit dem Zuschauer kommunizieren. Leider war das bislang nicht möglich. Diese tollen Chancen stecken aber jetzt im Internet. Und das werden wir gründlich nutzen." So gab es die Möglichkeit per Fax, E-Mail und Telefon die Ereignisse zu kommentieren und Themenvorschläge einzureichen. „Der Zuschauer als freier Mitarbeiter der Redaktion“, bezeichnete Schreinemakers dieses interaktive und auch zu jener Zeit nicht mehr wirklich innovative Prinzip.

Als Quoten-Ziel wurde vor dem Start der Show immer wieder ein zweistelliger Marktanteil kommuniziert. Weil es mehr als fraglich war, ob dieser Wert erreicht werden konnte, wurde zunächst eine rund zweimonatige Testphase vereinbart, nach deren Ende über eine fortlaufende Produktion entschieden werden sollte. Produziert wurden die Pilotfolgen von der Firma Bavaria Entertainment. Weil jedoch der MDR für das Format verantwortlich war, wurden sie in Leipzig hergestellt, von der je eine Ausgabe pro Woche live über den Sender ging.

Zu den konzeptionellen und inhaltlichen Schwächen des Formats kam, dass ihre Rückkehr von einem großen (meist negativen) Medieninteresse begleitet wurde, denn eigentlich wollte man die gescheiterte Moderatorin erneut scheitern sehen. Dazu passend veröffentlichte die Fernsehzeitung TV Today im Vorfeld eine repräsentative Umfrage, die ermittelt haben soll, dass nur neun Prozent der Befragten Margarethe Schreinemakers wieder im TV sehen möchte. Auch der Starttermin stellte sich als unglücklich heraus, denn fast zeitgleich kündigten die öffentlich-rechtlichen Sender eine Gebührenerhöhung an, mit der ihre Verpflichtung dann immer wieder in Zusammenhang gebracht wurde. Kurz, ihre Chancen, sich mit der neuen Sendung erfolgreich behaupten zu können, waren von Anfang an wegen ihrer mangelnden Beliebtheit, des schwierigen Sendeplatzes, der starken Konkurrenz durch Angelika Kallwass im Gegenprogramm, die Unausgereiftheit des Konzepts, und der ablehnenden Vorberichterstattung nicht sehr hoch. Doch diese Tatsachen schienen die 44jährige Moderatorin nicht abzuschrecken, die sich stets kämpferisch präsentierte: „Ich habe noch eine Rechnung offen und will zeigen, was in mir steckt.“

Letztlich sollten aber alle Skeptiker bestätigt werden, denn die Premiere fand wenig überraschend kein großes Publikum. Nur 0,91 Millionen Menschen schalteten ein und ließen den Marktanteil bei 7,8 Prozent verharren. Überraschender fiel jedoch das Medienecho nach der ersten Ausgabe aus, das nicht so negativ war, wie es zu befürchten galt. „Nicht gerade gut, aber auch nicht wirklich schlimm“, urteilte beispielsweise Die Welt. Absolute Verrisse der Sendung ließen sich kaum finden. Als größter Schwachpunkt wurde indessen nur das verbrauchte und angestaubte Konzept bemängelt. Auf den Punkt brachte es damals die FAZ, die schrieb: „«Schreinemakers» ist Margarethe Schreinemakers, sonst nichts“.

Selbst diese gemäßigten Worte halfen der Show allerdings nicht, denn auch die weiteren Ausgaben hatten nur schwache Sehbeteiligungen. Streckenweise rutschten die Marktanteile auf unter fünf Prozent ab und stellten die niedrigsten Werte des gesamten Tagesprogramms des Senders dar. Nach dem Ende der Testfolgen waren die Werte mit einer durchschnittlichen Reichweite von 0,74 Mio. Zuschauern und einem mittleren Marktanteil von 6,6 Prozent weit von den gesetzten Zielen entfernt. Der Richtwert von mindestens zehn Prozent konnte mit keiner Ausgabe geknackt werden. Es war daher wenig verwunderlich, dass die ARD-Direktoren die Fortsetzung der Show ablehnten. Rund drei Wochen nach Ausstrahlung der letzten Folge wurde das Ende dann auch offiziell bei der Tagung der Direktoren beschlossen.

«Schreinemakers» wurde am 01. März 2004 beerdigt und erreichte ein Alter von 32 Folgen. Die Show hinterließ die Moderatorin Margarethe Schreinemakers, die eine erneute Fernsehpause einlegte und diese nur für eine kurze Teilnahme in der zweiten Staffel der Tanzshow «Let’s Dance» unterbrach. Im April 2008 versuchte sie dann mit einem Format beim Quizsender 9Live ein weiteres Comeback. In der Call-In-Sendung, die bei ihr im heimischen Studio produziert wurde, konzentrierte sie sich noch stärker auf den Dialog mit ihren Zuschauern und bot eine Lebensberatung an. Zum Teil lagen die Quoten von «Schreinemakers 01805 - 100 232» jedoch im nicht messbaren Bereich, weswegen sie ebenfalls schnell wieder verschwand. Der nachmittägliche Sendeplatz im Ersten wurde übrigens anschließend mit Wiederholungen der Serie «In aller Freundschaft» bespielt.

Möge die Show in Frieden ruhen!

Die nächste Ausgabe des Fernsehfriedhofs erscheint am kommenden Donnerstag und widmet sich dann der Castingshow für Witzbolde.

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