Die Kritiker

«Mein Mann, seine Geliebte und ich»

von
Story
Rike und Erik: ein Ehepaar, eine große Tochter, die gerade auszieht. Sie haben ein Haus mit Garten, einen Freundeskreis, Rituale, Gewohnheiten, auch Geborgenheit. Als Rike, die in der Familie auch die gesamte private Korrespondenz verwaltet, eines Tages am Computer arbeitet, entdeckt sie einen neuen Ordner. "Dazu" ist der Ordner betitelt...

Neugierig geworden, öffnet sie den Ordner und entdeckt etwas, was sie ganz und gar aus der Bahn wirft: Es ist der E-mail-Verkehr ihres Mannes Erik mit seiner Geliebten Dana. Gleichzeitig starr vor Entsetzen und von einer unbändigen, selbstzerstörerischen Neugierde getrieben, liest die Ehefrau die Korrespondenz ihres Mannes mit der Geliebten. Vom ersten bis zum letzten Satz.

Nach dem ersten Schock folgen Wut, Verzweiflung, Mordlust, aber dann: Hilflosigkeit. Doch fasst Rike einen Plan. Sie will diese Frau, die ihr Mann ihr zurzeit vorzuziehen scheint, kennen lernen.

Was jetzt beginnt, ist der ebenso komische wie verzweifelte Feldzug einer Frau, die ihren Mann zurückgewinnen will. Am Ende wird sie ihn zurückerobern, aber ob die beiden noch einmal glücklich werden?

Darsteller
Mariele Millowitsch («Marie Brand und die Nacht der Vergeltung») ist Ulrike
Harald Krassnitzer («Tatort») ist Erik
Natalia Wörner («Unter anderen Umständen») ist Dana
Anna Werner («Ein unverbesserlicher Dickkopf») ist Lydia
Peter Benedict («Die Wölfe») ist Manne
Friederike Wagner («Schutzlos») ist Mia

Kritik
Ein Ehepaar in den besten Jahren, alles ist eingespielt, alles scheint perfekt. Doch Langeweile und Routine schleichen sich ein und der Ehemann will aus eben dieser ausbrechen. Er sucht das Abenteuer in einer Romanze, schreibt Liebesgedichte, flirtet per E-Mail und trifft sich heimlich mit der Geliebten in Hotels. Klingt altbekannt, doch die hier gezeigte Geschichte unterscheidet sich inszenatorisch und von der Auflösung her mal völlig anders. Die beiden Frauen wissen zwar nichts voneinander, lernen sich aber per Zufall kennen und schätzen. Doch wie es der Zuschauer auch ahnen mag, spitzt sich die Lage zu und die Ehefrau kommt der Liebelei des Mannes auf die Schliche und setzt ein Puzzleteil nach dem anderen zusammen.

Doch statt nun auf den klassischen Rosenkrieg zu setzen, zeigen die Drehbuchautorin Laila Stieler («Wolke Neun») und die Regisseurin Dagmar Hirtz («Der Kriminalist», «Bella Block») den Kampf der Ehefrau um die Liebe zu ihrem Mann. Sie lernt plötzlich aus ihrer Monotonie auszubrechen, neue Wege zu gehen und sogar Dirty-Talk-Übungen auf CD auszuprobieren. Die Verzweiflung kennt zum Teil also keine Grenzen. Auch der Charakter der Geliebten ist anders als sonst dargestellt. Kein extrem junges Ding, die sich an der Schulter des mittelalterlichen Mannes anschmiegt. Natalia Wörners Charakter ist anders, sie gibt sich intelligent, romantisch und als ganz normale Frau. Der Mann steht zwischen alledem und weiß mit der Situation nichts anzufangen, versucht dem Ganzen zu entfliehen, wagt am Ende den Absprung aber doch nicht. Und so mündet alles auf die finale Geburtstagsfeier hin, zu der jeder Zuschauer ein großes Finish erwartet. Doch auch hier weit gefehlt.

Es sind also die drei zentralen Figuren, die die Geschichte tragen. Mariele Millowitsch, Harald Krassnitzer und Natalia Wörner überzeugen durch die Bank als „Liebes-Trio“ und statten ihre jeweiligen Charaktere mit großer Glaubhaftigkeit aus. Niemand übertreibt sein Spiel, alles ist wohl dosiert, und glaubhaft. Hier hat Laila Stieler ganze Arbeit geleistet, dem Trio glänzende Charaktere auf den Leib zu schneidern.

Und so entsteht im Endeffekt ein kleiner, nachdenklich stimmender TV-Film, der die Dreiecksgeschichte mal auf eine andere Art und Weise beleuchtet. Ob diese Variante letztlich überzeugt und eine Übertragung in das wahre Leben realistisch erscheint, muss jeder für sich selbst entscheiden. Gute Unterhaltung ist in jedem Fall garantiert.

Das ZDF zeigt den TV-Film «Mein Mann, seine Geliebte und ich» am Montag, den 21. September 2009, um 20.15 Uhr.

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