Die Kritiker

«Dr. Psycho: Selbsthilfe»

von
Story
Der neue Tag beginnt nicht gut für Max Munzl. Eigentlich wollen ihn alle Polizeikollegen nur loswerden und sind sich sicher, dass sie keinen Psychologen brauchen. Keiner hört seinen Ausschweifungen zu, weswegen sie sogar schon eine Unterschriftenaktion gestartet haben. Derweil wird Kerstin unter Krawall von Polizeikollegen ins Präsidium gebracht, weil sie ihren Lebensgefährten in fremden Betten vermutet. Der Psychologe hat den Auftrag, zu verstehen, warum der Polizeichef so aggressiv ist.

Eddie hat ganz andere Probleme: Er hatte schon ewig keinen guten Sex mehr und bekommt so den Ratschlag, doch mal in eine Selbsthilfegruppe zu schauen. Da sie nun also keine Zeit haben, muss Dr. Psycho auf einem Schrottplatz Beweisbilder machen, um im aktuellen Fall weiterzukommen. Zuhause angekommen, sitzt sein Vater vor seiner Haustüre und sieht es als selbstverständlich, bei ihm wohnen zu dürfen. So wird wieder in alte Wunden Salz gestreut, indem sein Vater beteuert, er sei doch schon immer vom anderen Ufer gewesen. Ob das zu einem guten Ende führt?

Darsteller
Christian Ulmen («Elementarteilchen», «Herr Lehmann») ist Dr. Psycho oder Max Munzl
Anneke Kim Sarnau («Prager Botschaft») ist Kerstin Winter
Roeland Wiesnekker («Breakout») ist Victor 'Wickie' Kellinghoff
Hinnerk Schönemann («Yella») ist Edmund 'Eddie' Stachowiak
Ulrich Gebauer («Der Landarzt») ist Horst Hendricks
Annika Kuhl («Deadline – Jede Sekunde zählt») ist Lena Munzl

Kritik
„Wenn 'LG' die Kurzform von 'Liebe Grüße' ist, dann kann man einem ja auch ein Löffel Spucke ins Gesicht klatschen, um ihm die Kurzform eines Kusses zu geben“. Dr. Psycho, vom Polizeichef „Sprechender Polunder“ genannt, hat eine Hypersensibilität im Trommelfell und redet von steigenden Kupferpreisen. Diese Art von Sprüchen kann nur aus der Feder eines Autors stammen. Ralf Husmann, der «Stromberg» entwickelte, beweist mal wieder, zu welch kuriosen Witzen er fähig ist.

Teils grandiose Zeilen befinden sich im Drehbuch zur ersten Folge der zweiten Staffel. Um die Qualität der Episode „Selbsthilfe“ ansatzweise nachvollziehen zu können, sollten noch einige Beispiele genannt werden. Max Munzels Mutter ist in den Stachelbeeren zusammen gebrochen, weswegen sein Vater in den Tee heult. So banal es sich anhört, diese Art von trockenem Witz macht den ganz speziellen und wunderbaren Humor der Serie aus. Besonders hervorzuheben ist noch die Tatsache, dass beispielsweise das 'LG' zu einem Running Gag wird und immer wieder einsetzbar ist.

Der etwas andere Alltag auf der Polizeidienststelle wird grandios dokumentiert. So stellt Kerstin die Versöhnungsblumen ihres Freundes in eine mit einem Brotmesser aufgeschnittene Wasserflasche. Durch diese tollen Einfälle wird natürlich der eigentliche Haupthandlungsstrang einer Kriminalserie, nämlich die Auflösung des Verbrechens, in den Hintergrund gedrängt. Hier kann man nur sagen: Zum Glück, denn richtig spannend wird es nie (und das ist auch gar nicht die Intention). Im Vordergrund stehen die höchst unterschiedlichen Charaktere und sorgen für einzigartige Momente und verzwickte Verflechtungen.

Gerade deswegen muss die Folge auch mit «Stromberg» verglichen werden. Beachtlich ist, dass man nicht versucht hat, das Format und den darin enthaltenen Witz eins zu eins zu kopieren, sondern eine eigenständige Serie zu schaffen. Es gibt keine Wackelkamera, die sich hinter Kopierern und verdorrten Pflanzen versteckt und Dreh- und Angelpunkt ist auch nicht ein unmenschlicher Chef, der allen anderen das Leben zur Hölle macht. Im Grunde will Max Munzel allen nur helfen. Das macht seinen Charakter auch überaus sympathisch. Darüber hinaus gibt es durch die große Bandbreite an Personen genügend Identifikationsmöglichkeiten.

Im direkten Vergleich steht «Dr. Psycho» dennoch hinten an. Es wurde zwar ein hervorragendes Drehbuch entwickelt und Christian Ulmen spielt seine Figur schlichtweg überragend, doch der Witz ist noch ein Stückchen von der Genialität «Strombergs» entfernt. Die Unterhaltung mildert dieser Umstand natürlich nicht im Geringsten und die Serie ist in jedem Fall zu empfehlen. Ralf Husmann gelingt es problemlos, gleichzeitig eine Geschichte aus der «Lindenstraße» zu verwerten und Sätze wie „Ich bin bei einer Schlägerei gezeugt worden“ auf den Zuschauer loszulassen. Trotz des vielfältigen Humors entsteht ein homogenes Ganzes.

ProSieben zeigt «Dr. Psycho» ab Dienstag, dem 24. Juni 2008 immer um 22.15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/28068
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