Sonntagsfragen

Sonntagsfragen an Olaf Rehahn (Teil II)

von
Im Gespräch mit Quotenmeter.de verriet Setdesigner Olaf Rehahn, warum sämtliche Fußböden bei «Schmetterlinge im Bauch» handgemalt sind und erzählt vom Bau einer echten Straße für «Gute Zeiten, schlechte Zeiten». Rehahn entwarf auch die Kulissen der historischen Serie «Unter den Linden».

Sämtliche Fußböden sind handgemalt – was eine wahnsinnige Arbeit ist. Warum haben Sie das gemacht?
Die Fußbodenmalerei wird von den Theatermalern gemacht. Ich arbeite seit geraumer Zeit mit den gleichen Kollegen zusammen, die ich auch sehr bewundere, da Fußbodenmalerei wirklich eine hohe Kunst ist. Es erfordert eine ruhige Hand und viele Techniken, unter anderem mit Schablonen und bestimmten Pinseln. Das können die Theatermaler so realistisch abbilden, dass sich alle im Studio fragen, warum sie sich eigentlich noch Parkett legen und es nicht einfach malen lassen. Die Fußbodenmalerei ist aus folgendem Grund wichtig: Nur so kann die Kamera auch wirklich ruckelfrei über verschiedene Stein- und Holzböden fahren. Unsere Studiokameras sind sehr empfindlich gegen jede noch so kleine Unebenheit im Boden. Würden wir echten Laminat verlegen, würden wir jede Nahtstelle im Bild bemerken, denn jede Unebenheit im Boden verlängert sich über die Länge des Stativs, auf dem die Kamera steht, deutlich.

Wie lange haben Sie am Set von «Schmetterlinge im Bauch» gebaut?
Etwa acht Wochen.

Acht stressige Wochen?
Ich würde sie nicht stressig nennen. Es waren eher Wochen mit logistischen Höchstleistungen. Wir machen vorher immer präzise Zeitpläne – schließlich müssen ja auch unterschiedliche Gewerke eng ineinander greifen. Jeder muss wissen, dass er sich nicht auf einer Jahresbaustelle befindet. Aber irgendwo haben Sie schon recht: Acht Wochen – das ist eine sehr sportliche Zeit.

Sie haben ja nicht nur für die beiden schon genannten Projekte die Dekorationen gebaut. Wenn Sie zurückdenken: Was war ihr persönliches Highlight?
Da fällt mir ganz spontan «Unter den Linden» ein. Das war die anspruchvollste Baustelle mit der anspruchvollsten Recherchearbeit im Vorfeld. Wir mussten ja das Rad hundert Jahre zurückdrehen. Es war aufwändig, die Schwierigkeiten von einer historischen Dekoration mit den Tücken einer schnell zu produzierenden Serie zu vereinen. Wir hatten aber das Glück, die Serie mit Partnern zu produzieren, die ebenfalls extreme Liebe ins Detail gesteckt haben – in diesem Fall war das die Berliner Union Film.

«Unter den Linden» wird nicht fortgesetzt. Das heißt, dass Ihre Kulissen größtenteils auf dem Müll landen. Tut das weh?
Im Gegensatz zu meinem eigentlichen Beruf, dem des Architekten, ist es hier so, dass ich von Anfang an weiß, dass alles nur eine begrenzte Zeit lang stehen wird. Das gehört zum Beruf des Szenenbildners dazu. Aber es ist schon bedauerlich, dass die Dekoration von «Unter den Linden» nur eine so kurze Lebenszeit hatte. Es hat sich herausgestellt, dass Dekoration extrem gut zu bedrehen war – also die Drehs verliefen wunderbar.

Sie können das also verschmerzen?!
Wäre ich Architekt und meine Häuser würden alle nur ein halbes Jahr lang stehen, würde es mich glaube ich in eine kreative Sinnkrise stürzen. So hält sich das aber in Grenzen.

Man stellt sich ja ohnehin von Anfang an darauf ein…
Genau. Alle diese Bauten sind eben nur temporär. Vor kurzer Zeit haben wir aber zum Beispiel eine neue Außendekoration für «Gute Zeiten, schlechte Zeiten» gebaut, da stellen wir uns schon vor, dass sie einige Jahre lang stehen wird. Wir haben dort eine richtige Straße gebaut.

Das ist unser nächstes Thema: Eine echte Straße für eine Daily-Soap – wie ist das Projekt gelungen?
Auch die Straße haben wir in einer Kampfzeit von knapp acht Wochen gebaut. Es war sehr anspruchsvoll, aber ich finde, dass das Set sehr gelungen ist. Unser großer Vorteil ist dort, dass die Straße von ganz allein immer natürlicher wird. Es regnet drauf, im Herbst fallen die Blätter auf die Straße und so weiter.

Zum Abschluss stellen wir auch Ihnen noch kurze Sonntagsfragen:
Welche Fernsehsendung verpassen Sie denn nie?

Wenn ich es einrichten kann, dann «Tatort».

Wo würden Sie gerne Urlaub machen?
In Australien.

Was war ihr letztes Projekt, an dem Sie arbeitet haben?
Wir haben die Dekoration zur ARD-Telenovela «Rote Rosen» entworfen. Auch das hat viel Spaß gemacht.
Herr Rehahn, ich bedanke mich für das Gespräch.

Kurz-URL: qmde.de/17119
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