
Ab 2014 war es der arrivierte ZDF-Schauspieler (u.a. auch «Schwarzwaldklinik»), der der (melo-)dramatischen Sendereihe mit Fernweh-Touch als Kreuzfahrt-Kapitän seinen Stempel aufdrückte. Über die Jahre wurde besagter Victor Burger für den Mimen zu einer neuen Paraderolle, die er trotz großen Zuspruchs 2018 wieder an den Nagel hing – zum Bedauern Vieler. In seiner Ära gelang dem Format ganze sechs Mal der Sprung über sechs Millionen, zweimal über sieben Millionen und zum Einstand sogar über acht Millionen Einschaltende.

Eine These, die man daraus ableiten könnte: Reisen/Fremde Orte/(Melo-)Drama/Sascha Hehn als Guide, das scheint ein Perfect Match zu sein. Umso ärgerlicher, dass man jene Kombination beim ZDF (noch) nicht wieder gehoben hat, um darum eine neue Reihe mit neuen Kontexten für Hehn bauen. Würde dieses Match in Mainz nämlich erkannt, wäre ein logischer Schritt, alles dafür zu tun, die Elemente zu verbinden, die ein für ein Hehn stimmiges Gebilde ergeben.
Denn gegangen ist er ja eben nicht, weil die Menschen ihn in seiner Rolle nicht mehr sehen wollten, sondern weil für ihn der Rahmen mit zu belanglosen Drehbüchern und zu dilettantischen Darstellern nicht mehr standesgemäß genug war. Warum nicht also an einem neuen Setting arbeiten, welches man auf Hehn zuschneidert, um mit dem beliebten Sendergesicht wieder übereinzukommen?

Möchte man ein Erfolgsgeheimnis von Hehns Spiel unterstellen, so lässt sich behaupten, dass er es (trotz) theatralisierter Stilistik geschafft hat, eine authentische Zuschauerbindung hervorzubringen. Faktoren hierbei sind sicherlich seine im Gegensatz zu Silbereisen professionelle Fähigkeit, schauspielerische und körperliche Präsenz zu erzeugen, seine durchdringende voluminöse tiefe Stimme sowie wie eine Überzeugung für die emotionale Bedeutung der Handlung nach außen zu tragen. Auch das punktuelle Signalisieren einer selbstironischen Ebene einer Figur stellt zumindest ein gewisses innerliches Verständnis der Situation aus, welches der leiernden Performance des aufsagenden Schlagersängers abgeht.
Was könnte also drehbuchmäßig getan werden, um der Wirkung des ehemaligen «Traumschiff»-Stars einen fruchtbaren Boden zu bereiten? Ein Ansatz wäre, Hehns Rolle zu einer Art Privatdetektiv zu machen, der alte ungeklärte Vermisstenfälle bearbeitet. Ungeklärt wären diese auch deshalb, weil sie deutsche Staatsangehörige an entlegenen ausländischen Orten betreffen (bspw. Touristen, die bei im Urlaub verschwunden sind). Nun muss sich Hehn durch teils unwegsames Gelände (Dschungel, Moorgebiet, Wüste, Steinküsten etc.) manövrieren, um zum vermeintlich letzten Aufenthaltsort zu gelangen. Hier wäre dann der (aufwändige) Weg das Ziel.

Ein letzte konzeptuelle Möglichkeit, die an dieser Stelle ins Spiel gebracht werden soll, ist die, Hehns potenzielle Rolle zu einem Locationscout zu machen. Hierbei wäre es dann nicht gefragt, Menschen oder Leichen zu finden, beziehungsweise einen Sachverhalt aufzuklären, sondern möglichst spektakuläre und außergewöhnliche Standorte für beispielsweise ein Restaurant, Konzert, Fotoshooting, Filmdreh oder Bau von einem Penthouse aufzuspüren. In diesem Kontext bestünde zudem die Option, eine Kontrahenten-Konstellation zu konstruieren, in der Hehns Figur in Konkurrenz zu einem anderen Scout steht und das Ganze zu einem Wetteifern darum wird, wer als erstes an bestimmten spektakulären Ort ankommt, beziehungsweise diese findet.
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