
Warum der Film so schrecklich ist? Erstens: Er verwechselt Tempo mit Timing. Viele Szenen wirken, als seien sie direkt aus dem Set ins Kino gestolpert – ohne Rhythmus, ohne Aufbau, ohne Punchline. Zweitens: Die Parodie bleibt Behauptung. «The Purge» böte reichlich Angriffsfläche – autoritäre Fantasien, vigilante Moral, Klassenhass. «Meet the Blacks» nutzt das Setting primär als Vorwand für Flucht-und-Schrei-Sequenzen und pubertäre Späße. Drittens: Der Humor ist inkonsequent. Zwischen derben One-Linern, Slapstick und Social-Media-Memes findet der Film keinen Ton. Die Kritik fasste es harsch zusammen: „nahezu unanschaubar“ („Common Sense Media“), „falsch gedacht, inkompetent und fast gänzlich witzfrei“ („The Hollywood Reporter“), „kriminell schlecht“ („Substream“). Rotten Tomatoes: 17 Prozent, Metacritic: 26/100 – Werte, die die Bauchschmerzen der Rezensenten ziemlich genau spiegeln.
Und doch: Mit rund 9,1 Mio. Dollar an den Kinokassen bei einem Mini-Budget von 900.000 Dollar war das Projekt wirtschaftlich erfolgreich. Die Rechnung: billige Produktion + prominente Gesichter + zugkräftige Vorlage = Gewinn. Taylor verstand das Geschäftsmodell und legte 2021 mit «The House Next Door: Meet the Blacks 2» nach. Inhaltlich half es dem Ruf des Originals kaum: Schon 2016 attestierten viele, die „Satire“ beschränke sich auf das möglichst häufige Sagen des Wortes „Purge“, während die eigentliche Idee – ein schwarzer Mittelklasse-Aufsteiger flüchtet in ein weißes Villenviertel und erlebt dort den Ausnahmezustand – nur angerissen wird. Eine verpasste Chance.
Was machen die Beteiligten heute? Deon Taylor baute seine Produktionsfirma Hidden Empire Film Group weiter aus und veröffentlichte fortlaufend Genreware (vom Heist- bis zum Thrillerkino), oft mit prominenten Besetzungen und Streaming-Fokus. Mike Epps blieb omnipräsent – Stand-up, Serien, Komödien-Features; als Instinktkomiker rettet er auch in «Meet the Blacks» einzelne Momente, kann aber das löchrige Script nicht stopfen. Bresha Webb (Tochter Allie) stach schon 2016 heraus; sie festigte seither ihre TV- und Filmkarriere mit Comedy- und Dramedy-Rollen. Zulay Henao pendelte zwischen Serien und TV-Filmen. Gary Owen, Lil Duval, King Bach und Michael Blackson blieben im Kern das, was sie beim Dreh bereits waren: umtriebige Comedians und Social-Media-Performer. Bittere Fußnote: Für Charlie Murphy war es die letzte Kinorolle vor seinem Tod 2017; Paul Mooney starb 2021 – beide Comedy-Ikonen, deren Vermächtnis mit diesem Film leider keinen Glanzmoment erhielt. RZA lieferte den Score – solide Handwerksarbeit, die aber bei dem inszenatorischen Durcheinander wenig ausrichten konnte.
Warum funktionierte das beim Publikum trotzdem? Zum einen bedient der Film die Reiz-Reaktions-Mechanik der Purge-Idee – Home-Invasion, Masken, Chaos – die auch ohne feine Satire funktioniert. Zum anderen lebt «Meet the Blacks» vom Cameo-Karussell und der Energie eines Mike Epps, der mit Impro-Schlagzahl gelegentlich Treffer landet. Schließlich hilft das Veröffentlichungsdatum (1. April) und die Positionierung als „freche Spoof-Komödie“ – Erwartungen werden niedrig gehalten, der Trailer liefert genug „Lautstärke“, um neugierig zu machen. Auf Hulu tauchte der Titel 2021 zudem in den meistgestreamten Filmen auf – ein Zeichen dafür, dass sich leicht konsumierbare Genre-Parodien im Streaming-Longtail gut schlagen, auch wenn sie künstlerisch leer laufen.
Fazit: «Meet the Blacks» ist weniger Film als lose Sketch-Parade – ein Paradebeispiel für „Filme des Grauens“-Reihe. Die Zutaten für eine intelligente, schwarzhumorige Klassenparodie sind vorhanden, doch das Drehbuch verweigert Struktur, und die Regie verwechselt Bewegung mit Witz. Bleibt ein ökonomischer Erfolg, der künstlerisch leer ausgeht – und ein Mahnmal dafür, dass Parodie mehr braucht als Zitate, Cameos und Geschrei.
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel