Hingeschaut

«Big Bounce»: Viel «Ninja Warrior», wenig Neues

von   |  4 Kommentare

Mit seiner neuen Trampolin-Show springt RTL etwas arg offensichtlich auf einen Zug auf, den man einst selbst ins Rollen gebracht hatte. Das ist nett, aber reicht es auch für einen großen Hit? Die Auftaktfolge jedenfalls ließ Kreativität in jeder Hinsicht vermissen - bot aber zumindest Kurzweil und Schauwert.

Die Körperspannung ist nicht zu unterschätzen, die man benötigt. Das beeindruckende beim Trampolinspringen und bei der Show ist aber, dass man kein Muskelprotz sein muss, um weit zu kommen. Man muss eine sehr gute Körperbeherrschung haben, mutig sein und etwas Glück haben, immer den Sweet Point zu treffen. [...] Man sollte schon konditionell nicht bei Null stehen, aber die Monster-Maschinen sind nicht automatisch weitergekommen. Es ist keine Frage der Kraft, sondern es spielen viele andere Komponenten eine Rolle.
Matthias Opdenhövel zum Anspruchsniveau de Trampolin-Parcours.
Manchmal lässt sich an den Namen der Moderatoren und Kommentatoren schon ablesen, wie sehr ein Sender an den Erfolg eines Formats glaubt. Folgt man dieser These, muss RTL im Falle von «Big Bounce» doch großes Vertrauen in die Marke gehabt haben, denn mit Matthias Opdenhövel und Wolff-Christoph Fuss haben sich die Kölner hierfür die Dienste zweier Männer gesichert, die zumindest unter Sportfans ein sehr großes Standing besitzen. Darüber hinaus sahen die Impressionen der Trampolin-Parcours, die man im Vorfeld zur Verfügung stellte, äußerst liebevoll und wertig, ja vielleicht sogar beeindruckend aus. Eigentlich konnte da am Freitagabend also gar nichts schiefgehen? Naja, wie man es nimmt - denn eine Antwort auf die Frage, warum es dieses Formats im RTL-Portfolio bedarf, blieb man leider weitgehend schuldig.

Und das hängt mit einer Marke zusammen, die 2016 erstmals höchst erfolgreich ausprobiert wurde und künftig um einem Team-Ableger erweitert wird: «Ninja Warrior Germany». Sportler gegen Parcours, neben Sportlichkeit kommt es vor allem auf Körperbeherrschung, Balance und Sprungkraft an - ein Anforderungsniveau, das sich auf beide Formate anwenden lässt, wenngleich natürlich das Trampolin-Element die erforderlichen Kompetenzen schon ein wenig verschiebt. Ein wenig, aber nicht so elementar, dass nicht doch die Gemeinsamkeiten und Ähnlichkeiten überwiegen. So interessant es auch anzuschauen sein mag, dass sogar Kinder bei dieser Show hier ernstzunehmende Mitbewerber sind, wenn sie nur gut mit dem wichtigsten Sportgerät der Sendung umzugehen wissen.



Aber das alleine reicht natürlich nicht, um das von Endemol Shine Germany produzierte Format signifikant von seinem offensichtlichen Vorbild abzuheben. Also muss man konzeptionell etwas in die Waagschale werfen, was man folgendermaßen tut: 80 Kandidaten treten in jeder Vorrunde in 1:1-Duellen gegeneinander an - wer zuerst den Buzzer am Ende des Parcours drückt, ist weiter und bestreitet einen weiteren Solo-Parcours, in dem man zunächst einem eingeblendeten Weg folgen und anschließend besonders hohen Hindernisse und besonders weiten Entfernungen trotzen muss. Man könnte auch sagen: Teil eins ist «Team Ninja Warrior» mit Trampolin, Teil zwei ist «Ninja Warrior» mit Trampolin. Also nein, auch hier hebt man sich nicht wirklich ab.

Und die Moderation? Nunja, Opdenhövel und Fuss stehen abseits des Parcours und kommentieren die Leistungen der Springer. Mal gewitzt und verschmitzt, mal von den schier unmenschlichen Leistungen der Athleten im begeisterten Marktschreier-Modus. Kennt man auch irgendwie, und eben leider sogar eine Nuance besser als hier. Letzteres ist eher als Lob für die großartige Leistung von Jan Köppen und Frank Buschmann bei den Ninjas zu verstehen denn als Kritik an Opdenhövel und Fuss, die ihre Sache mit Sicherheit überdurchschnittlich machen, aber sich stilistisch vielleicht eine Idee zu sehr ähneln, um ein reizvolles Duo der Gegensätze darzustellen. Ohnehin haben die beiden zumindest zu Buschmann geradezu beängstigende Parallelen, was die eigene Vita angeht: Alle haben eine ProSieben-Vergangenheit, sind eigentlich eher im Sport-Segment zu verorten, arbeiten hier jedoch für andere Arbeitgeber. Und alle drei sind insbesondere beim jüngeren Publikum sehr beliebt.

Nur eine laue Kopie? Was haltet ihr von «Big Bounce»?
Super Show, die Parallelen zu «Ninja Warrior» stören nicht.
32,2%
Ist schon okay, hätte aber gerne etwas kreativer sein dürfen.
28,3%
Braucht die Welt nicht, sehr enttäuschende Angelegenheit.
30,3%
Habe es (noch) nicht gesehen.
9,2%


Schlussendlich wäre «Big Bounce» eine tolle, hochwertig produzierte, beeindruckende und wunderbar moderierte Show, die man gar nicht überschwänglich genug loben könnte - wenn wir aktuell den Januar 2016 und nicht den Januar 2018 schreiben würden, wo RTL schon eine Marke anzubieten hat, die nahezu exakt dasselbe anzubieten hat. Der Parcours mag hier noch etwas schmucker und liebevoller gestaltet sein, die Moderation geht mit leichtem Punktsieg an das bereits bestehende Format, aber das sind Nuancen, die nicht weiter ins Gewicht fallen. Schwerer wiegt der Aspekt Kreativität und Uniqueness: Und hier bietet das neue Action-Sportevent schlichtweg zu wenig an, um in ihm mehr als nur einen guten Mitläufer eines Trends zu sehen, dessen Aufbauarbeit anderweitig geleistet wurde.

Das Publikum hat nun zu entscheiden, ob es die Dreistigkeit, das eigene Produkt mit einer etwas anderen Verpackung noch einmal auf den Markt zu werfen, böse abstraft oder ob es den Schauwert, die liebevolle Arbeit und den offenkundigen Spaß der Verantwortlichen vor und hinter der Kamera trotzdem noch einmal zu belohnen gedenkt. Als Kritiker mag man da sehr gespalten sein in seinen Wünschen, die man an diesem Abend gen Köln richtet, bezogen auf die breite Masse des Publikums dürfte die simple Frage lauten: Haben die Zuschauer auch im Winter Lust auf «Ninja Warrior» in minimal anders? Und überreizt RTL schon jetzt wieder einen Trend, der sich bislang auf gerade einmal eine einzige Sendung bezieht, wenn es auch noch «Team Ninja Warrior» und ganz aktuell auch die «Broken Skull Challenge» (mehr Infos hier) nach Deutschland holen will? Mittelfristig wohl mit Sicherheit, wenn man auch weiter so wenig Neues auf immer mehr Marken verteilen möchte, wie man es nun bei «Big Bounce» betrieben hat.

RTL zeigt fünf weitere Folgen von «Big Bounce» am Freitagabend um 20:15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/98651
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Es gibt 4 Kommentare zum Artikel
Burpie
27.01.2018 08:04 Uhr 1
Opdenhövel und Fuss heben sich sehr wohltuend von Köppen und Buschi ab...
Kingsdale
27.01.2018 08:31 Uhr 2
Fuss zeigt zumindest mehr Emotionen wie Köppen und Opdenhövel hebt nicht so wie das HB-Männchen Buschi ab. Das nervt. Aber ansonsten ist es zwar mal nett anzusehen, aber eine wirkliche Event-Show ist das nicht. Wirklich eine laue Kopie non NW.
medical_fan
27.01.2018 18:01 Uhr 3
Wenigstens nicht so langweillig und Einödig wie NWG.(und dann das übertriebene Kommentieren bei NWG, ANW ist sowieso viel besser)

Ich schaue es gerne viel besser als das was RTL sonst an Shows zeigt, und zumindest besser als NWG.
Familie Tschiep
28.01.2018 00:47 Uhr 4
Ein Big Bounce verträgt der Markt noch, aber man sollte es nicht überreizen. Das ist nichts, was man in zig Varianten sehen muss.
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