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Fortsetzung von «Riverdale»: Sinnbild neuer Network-Ansprüche?

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Die Quoten der neuen The CW-Serie qualifizierten die Serie eigentlich nicht für eine weitere Staffel. Geholfen haben könnte eine Verbindung zu Netflix – und neue Ansprüche der Verantwortlichen.

Facts zum Format:

  • Genre: Teen-Drama / Mystery
  • Vorlage: Charaktere des "Archie Comics"-Franchise
  • Serienschöpfer: Roberto Aguirre-Sacasa
  • Darsteller: KJ Apa, Lili Reinhart, Camila Mendes, Cole Sprouse, Marisol Nichols u.w.
  • Episodenzahl: 13 (1 Staffel)
  • Executive Producers: Jon Goldwater, Sarah Schechter, Greg Berlanti & Roberto Aguirre-Sacasa
  • Premiere: 26. Januar 2017 (The CW)
Der US-Midseason-Start «Riverdale» stellt so etwas wie den Prototyp einer The CW-Serie dar. Sie basiert auf einer beliebten Comicbuchvorlage, was den kleinen Sender im Falle seiner DC-Serien bereits zu einigen Quotenerfolgen gebracht hat. Mysteriös, jugendlich und soapy kommt die auf den in den USA populären „Archie Comics“ basierende Drama-Serie obendrein daher und trifft somit genau den Ton, den The CW auch mit dem Großteil seiner weiteren Drama-Serien versucht anzuschlagen. Kurzum: «Riverdale» passt als jugendlicher Mix aus «Pretty Little Liars» und «Twin Peaks» inhaltlich perfekt ins Portfolio des Senders. Umso enttäuschender gestaltete sich für The CW der Blick auf die Quoten des Programm-Neustarts.

«Riverdale»: Linear eine Enttäuschung


Schon die erste Episode der nur 13 Ausgaben umfassenden ersten Staffel ließ Wünsche offen. Auf dem 21 Uhr-Sendeplatz unterhielt «Riverdale» am Donnerstag, den 26. Januar, 1,38 Millionen Personen und zwei Prozent der Zielgruppe. Dieses Ergebnis deckt sich in etwa mit dem Durchschnitt des kleinen The CW, gerade zum Start der Comicbuchadaption hoffte das Network jedoch sicher auf mehr Beteiligung der Zuschauer, zumal die Konkurrenz mit Reruns auf NBC oder beim jungen Publikum wenig gefragten Formaten wie «My Kitchen Rules» (FOX) oder «Mary Tyler Moore: Love Is All Around» ebenfalls verhaltene Werte generierte. Erste Verluste hatte die Mystery-Serie schon im Rahmen der zweiten Folge zu verkraften, die 1,15 Millionen Menschen erreichte und dabei noch immer zwei Prozent der 18- bis 49-Jährigen verbuchte.

Mit 1,20 Millionen Zuschauern und zwei Prozent hielt «Riverdale» diese Zahlen in etwa am 9. Februar, danach gab die Warner Bros.-Produktion mit 1,14 Millionen Interessenten am 16. Februar insgesamt nur leicht ab, doch bei den Werberelevanten stand schon in Ausgabe vier nur noch ein Prozent zu Buche. Dabei ist diese Altersgruppe so bedeutsam für The CW, das mit seinem Programm vor allem auf die sogenannten Millenials abzieht und sich weniger um das Gesamtpublikum schert. Dennoch wird The CW sorgenvoll die weitere Entwicklung des Formats betrachtet haben, das am 23. Februar beim Publikum ab Zwei auf 0,98 Millionen Interessenten einbrach, ohne dass die Konkurrenz ihre Form deutlich verbessert hatte. Weiterhin generierte «Riverdale» so nur ein Prozent bei den wichtigen jungen Zuschauern.

Besserung stellte sich Anfang März nur bei den Zuschauern ab Zwei ein: 1,09 und 1,03 Millionen Zuschauer am 2. und 9. März machten die durchwachsenen Zahlen der Vorwochen jedoch bei Weitem nicht wett, weiterhin sah nur ein Prozent der Umworbenen zu. Dies änderte sich nach einer dreiwöchigen Pause am 30. März, als «Riverdale» zwar insgesamt nur 0,99 Millionen Personen anlockte, aber wieder zu zwei Prozent beim jungen Publikum gelangte. Eine Woche später war von dem kurzen Aufschwung jedoch noch wenig zu spüren: Mit 0,91 Millionen Zuschauern am 6. April gab die US-Serie wieder auf ein Prozent ab, auch mit nur 0,87 und 0,89 Millionen Zuschauern am 13. und 27. April kam das Roberto Aguirre-Sacasa-Format nicht zu mehr als ein Prozent. Insgesamt verbesserte sich «Riverdale» am 4. Mai wieder mit 0,98 Millionen Zuschauern, erst zum Finale am 11. Mai gelangte die Serie aber wieder zu zwei Prozent bei 0,96 Millionen Interessenten.

Gegen die Quote: Online-Buzz, Netflix & Warner Bros.


Durchschnittlich 1,04 Millionen Zuschauer und meist ein Prozent Marktanteil in der Zielgruppe sind selbst für die niedrigeren The CW-Ansprüche im Rahmen einer neuen Serie zu wenig, deswegen hätte es nicht weiter verwundert, wenn sich das Network alleine anhand der linearen Sehbeteiligungen gegen eine zweite Staffel entschieden hätte. Einige günstige Umstände sorgten aber wohl für den Verbleib von «Riverdale», den The CW schon am 7. März 2017 und damit vor der siebten Episode offiziell beschloss. Dies hat auch mit den sich langsam wandelnden Ansprüchen der US-Networks zu tun.

Seit Jahren sinken die Zuschauerzahlen im linearen Fernsehen kontinuierlich, während zeitversetzte Abrufe und die Streaming-Nutzung ansteigen. Auch das klassische Fernsehen stellt seitdem etwas andere Ansprüche an seine Formate, die sich mit der weiteren Abnahme linearer Zuschauer weiter wandeln. Insbesondere für The CW, das auf junge Zuschauer setzt, die sich ohnehin in der Mehrzahl vom Fernsehen abwenden, gelten diese neuen Voraussetzungen. Zum einen beziehen die Sender die messbaren, zeitversetzten Abrufe stärker in die Bewertung ihrer Produktionen mit ein. Dort gewann «Riverdale» innerhalb der ersten sieben Ausgaben der ersten Staffel pro Episode mindestens 700.000 Personen, danach zumindest noch um die 600.000 Interessenten.

Neben der On-Demand-Performance neuer Formate achten die Networks dieser Tage aber auch verstärkt auf die Aufmerksamkeit, die eine Serie generiert. Diese gewinnt an Bedeutung, während die klassische Quoten an Stellenwert einbüßen. «Riverdale» schlug online nach guten Kritiken und vielversprechenden ersten Eindrücken seiner Zuschauer durchaus beträchtliche Wellen unter Serienfans, was das Format online besser vermarktbar macht. Auch Streaming-Riese Netflix spielte dabei eine Rolle. Der Online-Dienst erstand die exklusiven internationalen Ausstrahlungsrechte an «Riverdale» und bot das Format als Originalserie schon weniger als einen Tag nach der Erstausstrahlung im Fernsehen in seiner Mediathek an. Die Abrufe über Netflix, zu denen das US-Angebot Stillschweigen beibehält, müssen also hinzugerechnet werden. Außerdem erhielt «Riverdale» weit über die Landesgrenzen hinaus Beachtung und Produktionsfirma Warner Bros. verdiente am Rechte-Deal mit Netflix.

Auch die Rolle Warner Bros. ist damit am Fortbestand «Riverdales» nicht zu unterschätzen, zumal das Produktionsstudio kürzlich einen großen Deal mit „Archie Comics“ abschloss, auf dem «Riverdale» basiert. Weitere Serienableger des Comic-Franchises sind also durchaus möglich, kurz nach dem „Archie Comics“-Geschäft wollte Warner Bros. TV zumindest keinesfalls schon die Segel streichen. Die Verlängerung von «Riverdale» ist also nur eine kleine Überraschung, obwohl die linearen Zahlen nach ausbaufähigem Start deutlich abgaben. Allerdings muss sich die Serie steigern, denn von ihrem Erfolg hängt auch das Abschneiden anderer Formate im linearen Fernsehen ab, die nicht so rosige Voraussetzungen hinter den Kulissen mitbringen oder online weniger Aufmerksamkeit erzeugen. In der kommenden Saison baut der Neustart «Dynasty» am Mittwochabend auf das Lead-In von «Riverdale». Sinkt das Niveau von «Riverdale» weiter, könnte auch das heißerwartete Reboot des «Denver-Clans» massiv darunter leiden.

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