Schlüter sieht's

«Schlüter sieht's»: Achtung, fertig und los!

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«Die Pyramide» erlebt im Sommer eine Neuauflage beim ZDF. Ein Kommentar zu Show-Revivals.

„Achtung, fertig und los!“ Mit diesen Worten eröffnete Dieter Tomas Heck meist eine neue Spielrunde seiner Quizshow «Die Pyramide», die es ab 1979 auf mehr als 150 Sendungen gebracht hatte und Mitte der 90er Jahre eingestellt wurde. Nun wird die Show eine Neuauflage erhalten: Ab dem 6. August ist sie montags bis freitags um 19.30 Uhr bei ZDFneo zu sehen, einige Wochen später startet sie im Programm des ZDF.

Dann aber natürlich nicht mehr mit Moderator Heck, dem großen Show-Conférencier, dessen sonorige Stimme bis heute nachhallt. Soll eine Neuauflage der eigentlich untrennbar mit Heck verbundenen Show gelingen, muss ein junger Moderator her: Einer wie Micky Beisenherz, den das ZDF für «Die Pyramide» verpflichtet hat. Beisenherz ist eine gute Wahl: Mit dem überraschend unterhaltsamen Format «Stadt, Land,...-Promi-Spezial» hat er sein Können jüngst dort bewiesen, wo andere sich im Showbereich kaum profilieren können – bei RTL II.

Und als Autor von erfolgreichen Sendungen wie dem RTL-Dschungelcamp oder der «heute-show» lässt Beisenherz hoffen, dass «Die Pyramide» ihren eigenen, mit Sicherheit ziemlich humorvollen, Charakter erhält. Beisenherz steht auch für Ironie und Sarkasmus – im Zusammenspiel mit dem Schiedsrichter Joachim Llambi («Let’s Dance») dürfte diese Mischung brisant werden und wird das schaffen, woran viele Show-Neuauflagen scheitern: einen geeigneten Moderator zu finden, der seinen ganz eigenen Charakter und neue Elemente in das Format einbringt, während das Konzept unverändert bleibt.

Gute Konzepte wie das der «Pyramide» funktionieren nämlich unabhängig davon, ob es 1985 oder 2012 ist und sollten den Charme des Originals immer beibehalten – aber sie müssen auch den richtigen Rahmen erhalten. So wie es die Neuauflage von «Dalli Dalli» mit Kai Pflaume im vergangenen Jahr großartig vorgemacht hat. Oder vor einigen Jahren auch das langjährig erfolgreiche «Was bin ich?» bei kabel eins, welches das bekannte Konzept mit unterhaltsamen neuen Gesichtern auffrischte.

Wie man ein Revival hingegen vermasselt, hat vor einigen Jahren RTL mit der «100.000 Euro Show» gezeigt. Seitdem trauen sich Privatsender kaum mehr an frühere Show-Erfolge wie «Jeopardy», «Das Glücksrad» oder «Geh auf’s Ganze!». Nein, die Neuauflagen großer Spielshows finden leider fast ausschließlich bei den Öffentlich-Rechtlichen statt: Neben der «Pyramide» und dem bereits gestarteten «Dalli Dalli» arbeitet Jörg Pilawa beispielsweise an «Der große Preis 2.0» und einer Neuauflage der «Versteckten Kamera», auch wenn letztere keine klassische Spielshow ist.

Solche Pläne zeigen aber zumindest, dass Fernsehmacher die großen zeitlosen Konzepte ihrer TV-Vergangenheit nicht vergessen. Die «Dalli Dalli»-Neuauflage war der wichtigste Punkt in diesem Trend: Denn sie zeigte, dass ein scheinbar so mit dem Namen Hans Rosenthal verbundenes Format wie dieses heute eben doch erfolgreich funktionieren kann. Sollte «Die Pyramide» ähnlich populär werden, können Showfans sich in den nächsten Jahren vielleicht an weiteren Neuauflagen erfreuen: Im Archiv der Öffentlich-Rechtlichen liegen noch solch großartige Konzepte wie «Auf Los geht’s los» von Blacky Fuchsberger, Rudi Carrells «Am laufenden Band» oder «Die Montagsmaler». Hoffentlich heißt es auch für solche Sendungen bald wieder: Achtung, fertig und los!

Jan Schlüters Branchenkommentar geht in eine kleine Sommerpause und ist am 26. Juni wieder zurück.

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