Die Kritiker

«Die Fälscher»

von

Story


Der jüdische Geld- und Ausweisfälscher Salomon Sorowitsch hat sich im Berlin der 30er Jahre eine angenehme Existenz aufgebaut und genießt als undurchsichtiger «König der Geldfälscher» ein Luxusleben – bis er an die Polizei verraten und von Kommissar Friedrich Herzog verhaftet wird. Sorowitsch wird ins Konzentrationslager Sachsenhausen interniert und trifft Herzog wieder, dem die Verhaftung des Fälschers eine Karriere bis zum Obersturmbannführer beschert hat und der ihn vor die Wahl stellt: Entweder beteiligt sich Sorowitsch als privilegierter Gefangener an einer staatlich angeordneten Geldfälschung, um die Wirtschaft der alliierten Kriegsgegner mit ungedecktem Kapital zu schwächen, oder er wird erschossen.

Sorowitsch zögert keinen Augenblick und wird durch seine kriminelle Vergangenheit schnell einer der wichtigsten Köpfe des «Unternehmen Bernhard». Als dem Kommando in einem abgeschotteten Trakt des Konzentrationslagers bewusst wird, dass ihre Fälschungen den Krieg des bankrotten Staates finanzieren, müssen sie sich zwischen ihrem Gewissen und dem eigenen Leben entscheiden. Der Kommunist Adolf Burger ist überzeugt, mit Widerstand ein Zeichen setzen zu können und sabotiert mit anderen Fälschern die Herstellung von Dollarnoten – ein Selbstmordkommando, denn Herzog sieht seine Zukunft gefährdet.

Darsteller


Karl Markovics («Kommissar Rex», «Die Gustloff») ist Salomon Sorowitsch
August Diehl («Buddenbrooks», «Anatomie 2») ist Adolf Burger
Devid Striesow («Was tun, wenn’s brennt?», «Der Untergang») ist Friedrich Herzog
Martin Brambach («Good Bye, Lenin!», «Das Leben der Anderen») ist Holst
Veit Stübner («FC Venus – Elf Paare müsst ihr sein», «Koslowski») ist Atze

Kritik


Das im Jahr 2008 mit einem Oscar als „Bester fremdsprachiger Film“ ausgezeichnete Drama «Die Fälscher» basiert auf den Erinnerungen des Buchdruckers Adolf Burger, der 1944 als politischer Gefangener an der größten Geldfälschung der Geschichte beteiligt war. „Unternehmen Bernhard“, so der offizielle Codename, sollte die bankrotte Staatskasse des Dritten Reiches füllen und durch Übersättigung des britischen und amerikanischen Geldmarktes mit Falschgeld gleichzeitig der Wirtschaft der Alliierten nachhaltig schädigen. Dazu wurde im KZ Sachsenhausen eine abgeschottete Fälscherwerkstatt eingerichtet, in der jüdische Gefangene Pfund- und Dollarnoten fälschten und im Gegenzug in relativer Sicherheit Vergünstigungen genossen.

Die historische Grundlage bildet das Fundament der Geschichte von Salomon Sorowitsch, überzeugend gespielt von Karl Markovics. Der jüdische Geldfälscher gilt im Berlin der 30er Jahre als eine Koryphäe seines Faches und kann von seinen Fälschungen gut leben. Als Sorowitsch verhaftet wird, eröffnet sich ihm im Konzentrationslager Sachsenhausen die Möglichkeit, für die Deutschen Geld im großen Stil herzustellen. Als Pragmat mit dem Willen, den Krieg zu überleben, muss er sich das Paradoxon der Arbeit zur Wehr setzen: Sabotage bedeutet Tod, Befehlsausführung verlängert den Krieg und damit die Gefangenschaft.

Genau dieser Spirale will sich Mithäftling und Kommunist Adolf Burger nicht aussetzen und schlägt vor, die Geldfälscherei zu sabotieren und hinauszuzögern. Dieser primäre Konflikt bildet den Großteil der Handlung, wobei August Diehl den idealistischen Widerstandskämpfer zu eindimensional verkörpert und gegen Markovics’ Schauspiel wenig auszusetzen hat.

Der wahre Gegenspieler ist sowieso kein Mithäftling, sondern Obersturmbannführers Friedrich Herzog, der als Mitläufer Karriere gemacht hat und vom Nationalsozialismus eigentlich nur persönlich profitieren will. Er mimt den Gutmenschen, wird aber zum erbarmungslosen Egozentriker, wenn er seine Karriere gefährdet sieht. Großartig gespielt von Devid Striesow, ist der Charakter des Friedrich Herzog einer der spannendsten im Film.

Der Zuschauer schluckt, wenn Herzog Stereotypen nationalsozialistischer Propaganda in Gebärden der Häftlinge erkennt und unverfroren Witze über „die Juden“ zum Besten gibt oder Herzogs Frau in schicker Garderobe und mit Zigarette im Mund den Einsatz jüdischer Gefangener für das Vaterland lobt, um im nächsten Moment die Kinder ins Bett zu bringen – die Banalität der Normalität wird zum Ausdruck der Schreckensherrschaft.

Der Spielfilm ist überwiegend in dunklen, grobkörnigen Bildern gehalten, die die Tristesse des Lageralltags noch bedrückender wirken lassen. Doch trotz guter Besetzung und authentischem Szenario fehlt dem Film der gewisse Rest emotionaler Tiefe, um vollends begeistern zu können. So bleibt der Zuschauer oftmals in einer Beobachterrolle, anstatt die moralischen Konflikte der Gefangenen wirklich greifen zu können. Was bleibt ist aber trotzdem ein handwerklich ausgezeichneter Film mit tollen Schauspielern, der mit seiner Erzählung über ein nahezu unbekanntes Kapitel deutscher Kriegsgeschichte einen spannenden Abend verspricht.

Das ZDF zeigt «Die Fälscher» am Mittwoch, dem 28. Januar 2009, um 20:15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/32783
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