Die Kritiker

«Klinik am Alex»

von

Story


Luisa Keller, die neue chirurgische Assistenzärztin in der Klinik am Alex, freut sich auf ihren ersten Tag, auf den Anfang eines neuen Lebens. Aber aller Anfang ist bekanntlich holperig: Luisa hat noch nicht einmal angefangen zu arbeiten und steht schon auf der schwarzen Liste ihres Chefs Dr. Stephan Roth. An seiner Seite erlebt sie ihren ersten Fall, der sie von der Zukunft, die ja angeblich heute beginnt, weit in die Vergangenheit zurückkatapultiert: Die Patientin ist mit Zwillingen schwanger, eine komplizierte Geburt steht bevor. Luisa, selbst ein Zwilling, berührt der Fall aufgrund ihrer eigenen Geschichte. Sie reagiert emotional statt professionell, was zu Problemen mit Dr. Roth führt, der Gefühle bei der Arbeit lieber außen vor lässt.

Hülya möchte, im Gegensatz zu dem sehr konkurrenzbewussten Jens, die neuen Assistenzärzte nicht als Feinde betrachten, doch als sich Luisa, um Solomon zu helfen, in einen ihrer Fälle einmischt, sieht sie rot.Solomon und Christian kämpfen hart um ein Unfallopfer, doch der Mann stirbt im OP. Solomon fürchtet, dass dieser unglückliche Ausgang seiner ersten Operation ein schlechtes Omen für seine weitere Karriere ist.

Darsteller


Jana Voosen («Sommerwellen») ist Luisa Keller
Andreas Brucker («Die Rettungsflieger») ist Dr. Stephan Roth
Tobias Kay («Die Weisheit der Wolken») ist Christian von Uhlen
Lee Rychter ist Jens Meyer
Eva-Maria Reichert («Das Wunder von Loch Ness») ist Dr. Hülya Gül
Sarah Becker («Mamas Flitterwochen») ist Doris Manefeld

Kritik


Der Pilot von «Klinik am Alex» ist zwar kein Totalausfall, kommt aber auch nicht einmal annähernd an amerikanische Krankenhausserien wie «Emergency Room», «Grey's Anatomy» oder gar «House» heran. Die Plots sind strikt nach Schema F konstruiert und bieten wenig Aufregendes. Zwei Unfallopfer werden in die Klinik eingeliefert, von denen der eine stirbt und der andere sich danach deswegen Vorwürfe macht, während sich eine werdende Mutter kurz vor dem Blinddarmdurchbruch Sorgen um die Zwillinge in ihrem Bauch macht. Das klingt zwar alles hoch dramatisch und emotional, wird allerdings bis zum Erbrechen weichgespült.



Es hat schon etwas sehr Bezeichnendes, dass die Protagonistin, die in dieser Folge ihren ersten Tag als die neue Assistenzärztin in der Klinik durchlebt, sich stets auf ihr “Bauchgefühl” verlässt und weniger durch medizinische Kompetenz auffällt. Das gipfelt in den furchtbar kitschigen letzten Szenen dieser Episode, in der sie das Problem der viel zu niedrigen Herzfrequenz eines der Zwillingsbabys dadurch löst, dass sie es aus dem Brutkasten nimmt und neben sein Geschwisterchen legt. Noch klischeehafter kann man so etwas gar nicht in Szene setzen und irrationales Bauchgefühl triumphiert wieder einmal über rational Nachvollziehbares. So viel zum Thema Realitätsnähe.

Die meisten Figuren bieten interessante dramaturgische Ansätze, doch viele davon werden nur antelephoniert. Der afrodeutsche Assistenzarztneuling Solomon wird latentem Rassismus ausgesetzt, was allerdings zu keiner Konfrontation führt, während Luisa versucht, sich möglichst schnell in die Hackordnung der Klinik einzufügen, was ebenfalls zu nur langweiligen und eher unbedeutenden Konflikten führt.

Durch den pseudo-dokumentarischen Stil der Soap versucht man, ein wenig Frische in das doch recht miefige Unterfangen zu mischen, was jedoch ebenfalls nur bedingt gelingt. Denn die Interviews mit den Protagonisten offenbaren wenig Neues über sie. Ferner sind sie natürlich als ein beliebtes Stilmittel fauler Autoren zu werten, die sich nun ja nicht darüber den Kopf zerbrechen müssen, wie sie die Emotionen einer Figur szenisch durch Handlung darstellen können, wenn man sie sie auch einfach aussprechen lassen kann.

Schauspielerisch kann «Klinik am Alex» zumeist überzeugen und mit Jana Voosen hat man eine gute Wahl für die Hauptdarstellerin gefunden. Doch massive Fehler in der Handlungskonstruktion sowie der eigenwillige Stil dieser Pseudo-Dokumentation und die recht eindimensionalen Charaktere lassen den Piloten der Serie lediglich in die Kategorie “gerade noch ansehbar” fallen.

Sat.1 strahlt die erste Staffel von «Klinik am Alex» ab Donnerstag, dem 29. Januar 2009, um 22.15 Uhr aus.

Kurz-URL: qmde.de/32781
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