Die Kritiker

«Wenn wir uns begegnen»

von
Story
Der Weihnachtsmarkt feiert seinen letzten Tag und Weihnachten steht unmittelbar vor der Tür, als sich verschiedene Geschichten kreuzen. Ein 8-jähriger Junge bekommt plötzliche Kopfschmerz-Anfälle auf dem Markt und muss, nachdem er zusammenklappt, in eine Klinik eingewiesen werden. Seine Mutter kann aber nicht bei ihm sein, da sie auch am Heiligen Abend arbeiten muss. Zeitgleich kann der Weihnachtsmann seinem Alkoholproblem nicht entweichen und sorgt folglich nicht gerade für besinnliche Stimmung.

Ein anerkannter Arzt der Klinik kommt nicht mit dem Verlust seiner Gattin zurecht und verbringt den 24. Dezember vorzugsweise an seinem Arbeitsplatz. Das tut notgedrungen auch Hannah, die beim Weihnachtsessen vor den Problemen mit ihrem Lebensgefährten flüchtet. Im besagten Krankenhaus befinden sich außerdem noch eine einsame, alte Frau, die sich nach Zuwendung sehnt, eine junge Kunststudentin, die mit ihrem Leben nicht klarkommt, und ein Pastor, der ein lange verschwiegenes Geheimnis mit sich herumträgt …

Darsteller
Uwe Kockisch («Schattenwelt») ist Prof. Max Singer
Muriel Baumeister («Die Frau des Frisörs») ist Dr. Hannah Cornelsen
Stephan Kampwirth («Contergan») ist Thomas Cornelsen
Esther Zimmering («Morgen räum‘ ich auf») ist Karina Meisner
Rosemarie Fendel («Späte Aussicht» ist Lili Ferber
Michael Gwisdek («Das Wunder von Berlin») ist Edgar Wurlitzer
Michael Lott («Die Brücke») ist Darius Horwarth
Anian Zollner («Der große Tom») ist Dr. Oliver Holling

Kritik
Verlust, Selbstverleugnung, Suizid, Alkohol, Obdachlosigkeit, Einsamkeit, Trennung, Zeugungsunfähigkeit, Verlust eines wichtigen Menschen, schwere Erkrankung - dies sind die wichtigsten Zutaten des bewerteten Films. Ganz klar: Hier werden ganz heiße Eisen angefasst - und davon nicht wenige. Doch wird der Film den hohen Anforderungen der Thematik gerecht?

«Wenn wir uns begegnen» ist ein Weihnachtsfilm voller Melancholie und Einsamkeit. Zwar steht am Ende ganz klar die Hoffnung im Vordergrund, aber die ARD Degeto-Produktion greift ausschließlich auf rührselige und dramatische Geschichten zurück, die am Ende alle im Krankenhaus kulminieren.

In den ersten Minuten des Films starten zahlreiche Episoden ohne merklichen Zusammenhang. Schon in der Inhaltsbeschreibung wird deutlich, dass es viele Handlungsstränge gibt (ohne jedoch auf jeden einzelnen eingegangen zu sein). Diese große Anzahl an Geschichten ist das vermutlich größte Manko des Films, da folglich der nötige Tiefgang fehlt. So kann das Gefühl nicht weichen, dass Regisseur Sigi Rothemund mit aller Kraft ein vielschichtiges, feinfühliges Drama schaffen wollte, dabei aber an der Anzahl der angerissenen Episoden scheitert.

Auf Eines wurde (Gott sei Dank) größtenteils und vor Allem erfolgreich verzichtet: Schacht-Szenen. Der Film wiegt sich in Melancholie und der seichten Spannung, die die Szenen umgeben. Nach kurzer Zeit wird dem Zuschauer bewusst, dass es sich um konvergierende Handlungsstränge handelt. Durch das Münden der zahlreichen Probleme und Krisen im Krankenhaus (es bildet quasi den Knoten- beziehungsweise Ballungspunkt) wird eine subtile Spannung erzeugt, die einen stets rätseln lässt, was die Personen miteinander zu tun haben.

Leider wirkt insbesondere die Geschichte der Kunststudentin Karina Meisner vollkommen unausgegoren und irgendwie unangebracht - muss denn wirklich jedes schwerwiegende Problem verarbeitet werden? Hier hätte man sich - wie bereits kurz erwähnt - auf weniger einigen können um so für eine ganzheitliche, tiefgründige Dramaturgie zu sorgen.

Da es aus schauspielerischer Sicht nur wenige Aussetzer gibt und der fehlende Einsatz von Plattitüden (es handelt sich um eine ARD Degeto-Produktion) hervorgehoben werden muss, ist der Film durchaus empfehlenswert - auch mit dem zu dick aufgetragenen Happy-End.

Die ARD zeigt «Wenn wir uns begegnen» am Freitag, den 12. Dezember 2008, um 20.15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/31505
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