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Die Radiosprechstunde: ‚Ein deutschlandweites Mainstream-Privatradio könnte funktionieren‘

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Radioberaterin Yvonne Malak spricht mit uns über regionale Unterschiede des Radios in Deutschland. Sie sagt auch, wieso zuletzt viele Mainstream-Stationen laut MA Hörer verloren haben.

Sie ist eine der bekanntesten deutschen Radio-Beraterinnen. Yvonne Malak arbeitet seit Mitte der 80er Jahre im Radio. Sie wurde bekannt als Co-Moderatorin von Arno in der 104.6 RTL Morningshow im Berlin, wechselte dann als Programmchefin zu Radio Ton und als Programmdirektorin zu BB Radio. Seit 2006 berät sie diverse Radiostationen, darunter viele Marktführer wie rt.1 in Augsburg, und Radio Hamburg im Norden.

16 Bundesländer, 16 verschiedene Radio-Systeme. Die Hoheit über die Radiostationen eines Bundeslandes haben, so sieht es die Ordnung in Deutschland seit dem zweiten Weltkrieg vor, die Landesmedienanstalten. Und daher ist der Radiomarkt hierzulande anders gegliedert als im Ausland. In Bayern gibt es nur ein landesweites Privatradio, dafür eine Vielzahl kleinerer lokaler Stationen. NRW setzt auf ein Zwei-Säulen-Modell aus WDR-Sendern und vielen Lokalstationen, in Baden-Württemberg kämpfen drei private Bereichssender gegen zahlreiche Lokalradios. „Berlin hatte schon früher 30 terrestrische Sender in Konkurrenz zueinander. Als ich kürzlich in Berlin war, habe ich 70 Stationen über DAB+ gezählt“, sagt Radioberaterin Yvonne Malak, die bei RTL in Berlin einst selbst als Co-Moderatorin an der Seite des legendären Arno in der Morgensendung zu hören war. Natürlich sei die Konkurrenz in Gebieten wie Berlin deutlich größer als etwa in Bayern. Und vor allem sei die Ansprache an die Hörer eine andere.

„Die Morgenshow von Radio Hamburg würde vermutlich in Berlin nicht funktionieren, das Programm von R.SH, das für ein Flächenland gemacht ist, hätte wohl in NRW keine Chance. Ein deutschlandweites Mainstream-Privatradio, sofern es von der Politik gewünscht wäre, könnte aber funktionieren. Malak verweist dabei auf den Deutschlandfunk und bezeichnet den Sender daher als eine Art „Antenne Deutschland.“ Der deutsche Radiomarkt ist einige Wochen vor Bekanntwerden der nächsten Ergebnisse der Radio-Media-Analyse besonders in Bewegung.

Wenn ein Sender allerdings zwei, drei Jahre in Folge Hörer verliert, dann sollte er sich schon Gedanken machen, ob die Strategie noch stimmt.
Yvonne Malak, Radioberaterin
Ergebnis der vergangenen Radio-MA war ein meist mehr oder weniger deutlicher Verlust der größeren Mainstream-Sender, die auf aktuelle Chartmusik setzen. Einzig ffn in Niedersachen konnte die Werte der Ausweisung zuvor halten. „Ein klassisches MA-Phänomen“, versucht Radioberaterin Malak zu beruhigen. Sie vermutet, dass bei zahlreichen Stationen die Hörer im Sommer wieder da wären. „In habe solche Ergebnisse schon oft erlebt. Da hat ein Sender bei einer MA ein Drittel seiner Hörer verloren, die Reichweiten dann in Folge aber direkt wieder um die Hälfte gesteigert.“ Die Radio-MA wird über Telefonumfragen erhoben – einmal von Winter bis Frühjahr, dann wieder von September bis Dezember. Auch wenn die MA-Zahlen die harte Währung für die Verteilung der Werbegelder sei, dürfe sich ein Radiomacher nicht von einem einzelnen Ergebnis verrückt machen lassen. Es zählten eher langfristige Trends. „Wenn ein Sender allerdings zwei, drei Jahre in Folge Hörer verliert, dann sollte er sich schon Gedanken machen, ob die Strategie noch stimmt“.

Stark in Bewegung ist momentan auch der Markt in Hamburg. Die Landesmedienanstalt hat hier die Frequenzen für einen Zeitraum von zehn Jahren neu vergeben – im UKW-Bereich, dem reichweitenstärksten, ging etwa Energy Hamburg überraschend leer aus. Aktuell darf die Station per einstweiliger Verfügung noch weiter senden. Auswirkungen auf den Markt würden diese Veränderungen nicht im größeren Umfang haben, glaubt Malak. Von einem UKW-Ende von Energy Hamburg könnte etwa Radio Hamburg am ehesten profitieren und seine Marktführerschaft weiter ausbauen, glaubt sie. „Radio Hamburg wird als starke und etablierte Radio-Marke der Hansestadt mit um die 200.000 Hörer pro Stunde weiter der Platzhirsch bleiben.“

Mit diesem Teil endet die Radiosprechstunde mit Yvonne Malak. Jeden Dienstag im Juni hat sie sich bei Quotenmeter.de einem großen Thema gewidmet. Hier alle Folgen nachlesen.
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