TV-Markt

Der TV-Markt im Mai: Der Tag der Abrechnung folgt auf den Monat des Grauens

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Ein TV-Jahr, das fast ausschließlich Verlierer kennt, endet mit den schlechtesten Werten für die acht großen Sender in der Fernsehgeschichte. Dabei gab es im Mai nicht den einen großen Verlierer.

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Alle Zuschauer (Fernsehjahr)


ALLE ZUSCHAUER (FERNSEHJAHR)
11,3
11,6
12,7
12,4
9,7
10,2
3,3
3,5
5,3
5,2
7,1
7,6
4,9
5,3
3,6
3,8
Marktanteile in %  |  Sep. 2016 – Mai 2017 gegenüber Sep. 2015 – Mai 2016

Herzlichen Glückwunsch an das ZDF und an VOX. Die beiden Sender können nun wahrlich mit ihrer Arbeit in den vergangenen neun Monaten zufrieden sein, haben sie es doch unter schwierigen Marktkonstellationen geschafft, zumindest jeweils ein moderates Plus zu verzeichnen. Die Mainzer feiern mit 12,7 Prozent einen zu keinem Zeitpunkt gefährdeten Gesamtsieg und dominieren das Fernsehgeschäft somit schon zum fünften Mal in Folge. Bedenkt man dann noch, dass sich ZDFneo mittlerweile zum stärksten Spartensender überhaupt entwickelt hat und in den vergangenen Monaten schon einige Male an der Drei-Prozentmarke gekratzt hat, darf man hier gerne doch einmal auch den etwas preisintensiveren Champagner aus dem Kühlschrank holen. VOX wiederum legt zumindest leicht von 5,2 auf 5,3 Prozent zu und stellt damit die große Ausnahme dar unter den zum Teil unter massiven Einbußen leidenden Privatsendern.

Hier wäre zunächst einmal RTL zu nennen, das bis Januar noch berechtigterweise darauf hoffen konnte, erneut die 10,2 Prozent der vergangenen beiden Saisons zu wiederholen, hintenraus dann aber massiv einbrach und sich letztlich mit gerade einmal 9,7 Prozent begnügen muss. Es ist der erste einstellige Saison-Wert für die Kölner überhaupt und rundet den massiven Bedeutungsverlust der vergangenen sechs Jahre ab - 2011 hatte man noch tolle 14,5 Prozent verbucht und damit sogar problemlos ARD und ZDF überholt. Zumindest die Privaten stellen aber keine ernsthafte Konkurrenz dar, da sie viel mehr mit eigenen massiven Quoten-Nöten zu kämpfen haben. Beispiel Sat.1: Mit 7,1 Prozent ging es hier erneut etwa einen halben Prozentpunkt verloren, womit man seit 2012 (damals noch 10,2 Prozent) etwa drei Prozentpunkte eingebüßt hat. Man könnte auch "fast ein Drittel seiner Zuschauer" sagen. In fünf Jahren.

Aber auch ProSieben kam der Raabschied nun besonders teuer zu stehen, war es doch das erste Fernsehjahr, das man komplett ohne sein Jahrhunderttalent bestreiten musste. Und da nur wenige adäquate Alternativen installiert wurden, kannte das Publikum nur wenig Gnade: Mit 4,9 Prozent wurde sogar die Fünf-Prozenthürde verpasst, nachdem man zuvor vier Jahre lang recht konstant bei 5,3 bis 5,7 Prozent gelegen hatte. Bei kabel eins gab es nach dem leichten und bei RTL II nach dem massiven Abwärtstrend der vergangenen Jahre nicht mehr allzu viel zu verlieren, dennoch wurden auch hier noch einmal rote Zahlen geschrieben.

Und dann wäre da noch Das Erste, bei dem man nicht so recht weiß, wie die Saison einzuordnen ist. Mit den 11,3 Prozent wurde einerseits der schwächste Wert der Sendergeschichte eingefahren, nachdem man sich in den fünf Jahren zuvor mit 11,6 bis 12,1 Prozent recht konstant gehalten hatte. Andererseits liegt man noch immer deutlich vor der privaten Konkurrenz und droht auch nicht wirklich, rapide abzusacken - was auch König Fußball und seinem Dauerbrenner «Tatort» zu verdanken ist, ohne die das Gesamtbild schon deutlich stärkere Rottöne enthalten würde. Wo wir schon bei diesem Thema sind: Mit nur noch 57,9 Prozent ging es erwartungsgemäß auch in diesem TV-Jahr wieder steil bergab für die acht großen Sender, fast zwei Prozentpunkte wurden gegenüber den 59,6 Prozent von 2015/16 eingebüßt. Es ist das achte Jahr hintereinander, in dem Verluste zu vermelden sind - im Mai 2010 hatten übrigens noch astronomisch erscheinende 69,3 Prozent generiert. Übrigens beschleunigte sich die Fragmentierung des Marktes diesmal besonders schnell, lediglich ein einziges Mal verloren die Sender noch mehr Zugkraft binnen eines Jahres.

14- bis 49-Jährige (Fernsehjahr)


14- BIS 49-JÄHRIGE (FERNSEHJAHR)
6,5
6,7
5,9
5,8
12,8
13,2
5,5
5,8
7,4
6,7
8,7
9,0
10,0
10,9
4,9
5,2
Marktanteile in %  |  Sep. 2016 – Mai 2017 gegenüber Sep. 2015 – Mai 2016

Das Establishment wackelt und manifestiert seine Position zugleich! Dieses zunächst paradox klingende Urteil lässt sich bei Betrachtung der RTL-Werte dieses Jahres fällen, die im sechsten Jahr in Folge rückläufig sind und mit 12,8 Prozent einen neuen historischen Tiefstand erreichen (zum Vergleich: 2010/11 hatte man noch grandiose 19,2 Prozent verbucht). Und doch können die Kölner zugleich auch ein wenig aufatmen, denn erstmals seit sechs Jahren hat sich zugleich der Abstand zu Hauptkonkurrent ProSieben vergrößert, das mit 10,0 Prozent nach weitgehender Konstanz in den vergangenen Jahren diesmal einen umso heftigeren Nackenschlag hinzunehmen hat. Dass es letztlich nicht sogar noch in die Einstelligkeit hinab ging, hatte man in erster Linie den mit 10,8 und 10,7 Prozent vergleichsweise starken Zahlen im Oktober und November zu verdanken, wenngleich man selbst hier nicht einmal den vergangenen Saisonschnitt erreichte.

Ohnehin sah es bei ProSiebenSat.1 in diesem Jahr alles andere als rosig aus, denn auch Sat.1 büßte weiter ein und lag mit 8,7 Prozent erstmals überhaupt bei weniger als zehn Prozent. Kein Wunder also, dass die Verantwortlichen des Bällchensenders mittlerweile sehr still geworden sind hinsichtlich der Artikulation des Ziels, mittelfristig die Zweistelligkeit zurückzuerobern - sie würden sonst ohnehin nur noch ausgelacht. Und kabel eins flutscht mit 4,9 Prozent erstmals unter die Fünf-Prozentmarke. Im Gegensatz dazu kommen die großen Sender der RTL-Gruppe letztlich mit einer Manifestation des Vorjahres-Niveaus über die Runden, obgleich neben RTL auch RTL II einbüßt und nur noch 5,5 statt 5,8 Prozent erzielt. Auch hier muss ein Wert verkraftet werden, der in seiner Schlechtigkeit historische Ausmaße besitzt.

Aber da gibt es ja auch noch VOX. Und nachdem man als Medienanalyst in den vergangenen Jahren noch ein wenig im Beurteilungszwiespalt war, da der Sender einerseits schon hier einige spannende Impulse setzte, aber in Breite sogar leicht an Quote verlor. In letzter Zeit jedoch überzeugte der Sender über weite Strecken sowohl in der Daytime als auch am Abend und darf sich deshalb über 7,4 Prozent im Saison-Mittel freuen. Mit einem Plus von mehr als einem halben Prozentpunkt ist man der große Exot unter den Verlierern und Bewegungsunfreudigen. Letzteres trifft auf die beiden öffentlich-rechtlichen zu, wobei Das Erste mit seinen 6,5 Prozent minimal gegenüber der Vorsaison einbüßt, während das ZDF nach seinem historischen Tief minimalst auf 5,9 Prozent zulegt. Der kumulierte Marktanteil aller großen Sender beträgt derweil nur noch 61,7 Prozent und sackt somit abermals deutlich gegenüber dem Vorjahr (63,3 Prozent) ab. Noch zu Beginn dieses Jahrzehnts hatten fast drei Viertel der jüngeren Fernsehenden die acht hier besprochenen Kanäle verfolgt.

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