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Würfel, Psychopathen und Katzenmenschen – Die letzte Horrorwoche bei ZDFneo

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Der Sommer war gruselig! ZDFneo beendet diesen Samstagabend seine Horrorwochen. Die Quotenmeter.de-Kinoexperten Sidney Schering und Antje Wessels begleiten euch durch diese schaurige Nacht.

Samstag, 1. August, 22.05 Uhr: «Gothika»


Anfang der 2000er befand sich der Torture Porn auf dem Vormarsch und die Remakes bekannter 80‘s-Terrorklassiker dominierten das Horrorgenre auf eine weitaus weniger innovative Art. Zwischen diesen beiden Genretrends hatten einzelne Projekte die Funktion, die ansonsten recht brach liegende Horrorlandschaft weitestgehend jung zu halten. Ein solches inszenierte Mathieu Kassovitz, der mit «Die purpurnen Flüsse» bereits einen Thriller-Klassiker vorlegen konnte, und dessen Mysterythriller «Gothika» insbesondere von der stark auf Hauptdarstellerin Halle Berry («Cloud Atlas») zugeschnittenen PR profitierte. Berry, dato frisch als „Bondgirl“ gebrandmarkt, spielt in der finsteren Spukgeschichte eine Psychiaterin, die aufgrund eines Unfalls ihr Gedächtnis verloren hat und seither selbst als Patientin ihrer eigenen Psychiatrie einsitzt. Angeblich habe sie ihren Vorgesetzten ermordet…

Die Geschichte selbst ist trotz einer starken, atmosphärischen Inszenierung nicht neu, besticht aber besonders die die Leistungen der allesamt bekannten Darsteller. Neben Halle Berry sind unter anderem Robert Downey Jr. («Iron Man») und Penélope Cruz («The Counselor») in tragenden Rollen dieses Schauerstücks zu sehen. Auch hinter der Kamera ging es einst namhaft zu: Zu den Produzenten gehört unter anderem Robert Zemeckis («Forrest Gump»). Besondere Bekanntheit erreichte der Film auch durch den Titelsong: „Behind Blue Eyes“ von Limp Bizkit erreichte durch die Verwendung als Abspannsong einen erneuten Popularitätsschub.

23.35 Uhr: «The Unborn»


Wir nähern uns in den USA zweifelsohne einem Goldenen Zeitalter des Fernsehens. Man denke an Serien wie «The Wire», «Breaking Bad» oder «Justified» [...]. Immer mehr Filmschaffende nähern sich dem Fernsehen, so etwa Martin Scorsese mit «Boardwalk Empire», und das liegt auch daran, dass im Kabelfernsehen erzählerisch Dinge möglich sind, die so mitunter nicht im Kino machbar sind.
David S. Goyer über das Verhältnis zwischen Kino und TV
Ähnlich stark besetzt geht es weiter: immerhin haben in David S. Goyers Horrorthriller «The Unborn» sowohl Gary Oldman («Kind 44») als auch Idris Elba («Thor») eine entscheidende Rolle inne. Doch der «Da Vinci’s Demons»-Macher kann die Schwächen innerhalb der Story nicht allzu stilsicher mit einer eindringlichen Atmosphäre ausgleichen. Dafür setzt der Filmemacher und Drehbuchautor zu stark auf altbewährte Jumpscares und lässt es zu, dass in «The Unborn» die Grenzen der Logik einmal mehr mit Anlauf gesprengt werden.

In dem Film geht es um die junge Studentin Casey (Odette Annable), die von furchtbaren Visionen geplagt wird. Als sie einen Arzt aufsucht, entdeckt dieser bei ihr eine Veränderung der Augenfarbe, was darauf hindeutet, dass Casey ein Zwilling ist. Als sie ihren Vater mit dieser Annahme konfrontiert und die Wahnvorstellungen immer konkreter werden, zieht es die junge Frau zu ihrer Großmutter, die ihr ein schreckliches Geheimnis offenbart…
Eigentlich ist «The Unborn» klassische Massenware, doch der hohe Produktionsstandard und die Leistungen der Darsteller heben den Film knapp über den Status einer Direct-to-DVD-Produktion. Hierzulande sahen das im Erscheinungsjahr 2009 übrigens knapp 200.000 Zuschauer so, die für «The Unborn» ein Kinoticket lösten.

0.55 Uhr: «Cube»


Der dritte Film des finalen, sommerlichen ZDFneo-Horrorabends 2015 hebt prompt das Niveau. Und dabei beträgt das Budget nur einen Bruchteil dessen, was «The Unborn» kostete. Als Teil der Debütfilm-Initative des Canadian Film Centre blickte «Cube» auf gerade einmal auf ein Budget von 350.000 Dollar. Was Vincenzo Natali daraus gemacht hat, ist jedoch ein Horrorfilm, der sich als absolutes Pflichtprogramm für Genrefreunde etabliert hat! Die Grundidee ist so einfach wie bestechend: Sechs Menschen erwachen im Inneren eines Würfellabyrinths. Ohne Erinnerung, wie sie dorthin geraten sind. Und da es keinerlei Lebensmittel und auch kein Wasser im schwach beleuchteten Gefängnis gibt, hat das Sextett nur rund drei Tage Zeit, einen Ausweg zu finden …

Der kanadische Kulthorror sprüht vor visuellen Ideen, wie man aus geringen Mittel das Maximum an optischem Reiz und beengender Atmosphäre rausholt. Bestechend ist die Mischung aus leichten Science-Fiction-Elementen, schneidendem Thriller und effizientem Splatter vor surrealer, kunstvoll gefilmter Kulisse. Trotz der durchwachsenen Dialoge gelingt es «Cube» zudem, auf zwei Ebenen zu funktionieren: Als origineller Spannungsfilm oder als clevere Allegorie über existentialistische Fragen über die Auswegslosigeit des Menschen.

2.20 Uhr: «Katzenmenschen»


Zum Abschluss wird es bei ZDFneo sinnlich: Regisseur Paul Schrader («Ein Mann für gewisse Stunden») erzählt von Irena, der Nachfahrin eines alten, verfluchten Familiengeschlechts. Wann immer die Angehörigen dieser Familie ihrem sexuellen Drang nachgehen, verwandeln sie sich in reißerische Bestien. Als sie ihren Bruder Paul in New Orleans besucht, erklärt dieser, dass es nur einen Weg gäbe, diesen Zauber zu brechen: Eine Affäre unter Geschwistern. Irena hält Paul für verrückt, und so sucht die Jungfrau ihr Heil in den Armen des Zoodirektors Oliver (John Heard) …

Das Remake eines Klassikers von Jacques Tourneur aus dem Jahr 1942 geht gezielt andere Wege als das Original. Tourneurs Film wurde seinerzeit verlacht, später aber von Filmkennern aufgrund seiner feingeistigen Behandlung dessen, wie gefährlich das Unterdrücken der eigenen Sexualität ist, und des eleganten Spiels aus Licht und Schatten gefeiert. Die von Jerry Bruckheimer produzierte Neuauflage ist prickelnder, effektreicher und inhaltlich faszinierenderweise einerseits direkter, andererseits in seiner Aussage verschachtelter. Dieser knifflige Balanceakt aus schwüler Erotik, ästhetischem Horror und elegantem Anspruch wird angetrieben durch die brillante Performance von Hauptdarstellerin Nastassja Kinski und David Bowies flammendem Song "Putting Out Fire", der Jahre später auch in «Inglourious Basterds» formidabel eingesetzt wurde.

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