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«Big Brother» auf der Insel: Welche Schlüsse sixx aus der UK-Version ziehen kann

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Nach etwa vier Jahren will sixx wieder ein "Normalo"-«Big Brother» in Deutschland zeigen. Das englische Fernsehen setzt durchgängig auf das Format und gibt Rückschlüsse auf die sixx-Version.

Für ProSiebenSat.1 werden Reality-Formate immer mehr zu einem Steckenpferd der Sendergruppe. Nach dem Erfolg der zweiten Staffel von «Promi Big Brother», wagte sich Sat.1 auch ans aktuell laufende, einjährige XXL-Projekt «Newtopia». Zuletzt wurden Informationen zu einer ProSieben-Version von «Survivor» ganz ohne Kamerateam bekannt und nun zieht auch sixx nach: Wie vergangene Woche, nicht wirklich zur Freude von ProSiebenSat.1, berichtet wurde, startet sixx wohl noch im Herbst diesen Jahres eine neue Staffel von «Big Brother» – und zwar von der Version mit Normalbürgern, wie sie ab kurz nach der Jahrtausendwende bis 2011 bei RTL II und zeitweise auch bei RTL lief.

Die Container-Sendung hat weltweit Fans und gilt in vielen Wohnzimmern als Kult, ungewiss bleibt dennoch, ob sich die Reanimierung des Formats für das kleine sixx lohnen wird. Noch vor gar nicht allzu langer Zeit offenbarte sich beim deutschen Fernsehpublikum eine gewisse Müdigkeit gegenüber dem Format, die bei RTL II letztendlich zum Ende der Sendung führte. Die täglichen Folgen der elften Staffel, deren Episodenzahl RTL II zwischenzeitlich sogar verlängerte, schnitt mit durchschnittlich 7,4 Prozent ab – einem stolzen Wert für RTL II-Verhältnisse, der jedoch auch einen herben Verlust birgt, denn die zehnte Runde interessierte noch durchschnittlich 10,6 Prozent der Zielgruppe. Darüber hinaus sind deutlich überdurchschnittliche Quoten deutlich bei Produktionskosten, wie sie bei «Big Brother» anfallen, ein Muss. Besagten Kosten wurde die erste Staffel von «Promi Big Brother» bei Sat.1 im Jahr 2013 nicht wirklich gerecht, gleichwohl auch damals 13,7 Prozent bei den Werberelevanten über der Sat.1-Norm lagen.

Dafür sprach die jüngere «Big Brother»-Vergangenheit in deutschen Landen wieder für ein „Normalo“-«Big Brother». 18,7 Prozent verzeichnete die zweite Staffel von «Promi Big Brother» bei Sat.1 zuletzt und auch sixx machte großartige Erfahrungen mit dem Format, denn «Promi Big Brother Late Night», moderiert von Jochen Bendel und Melissa Kahalaj, vervielfachte den sixx-Schnitt durch mittlere 6,1 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen. Doch liegen die tollen Werte an den Prominenten? Schon seit längerer Zeit schickte kein Sender mehr unter dem «Big Brother»-Label unbekannte Deutsche in ein von Kameras überwachtes Haus. Einen Hinweis darauf, wie sich die Marktanteile bei sixx künftig gestalten könnten, geben die Zahlen aus dem Vereinigten Königreich, das immer noch, wie die USA auch, auf das ursprüngliche «Big Brother» setzt.

Bei Channel 4 startete «Big Brother» ebenfalls im Jahr 2000 und avancierte dort, wie in Deutschland auch, zu einem absoluten Quotenhit. Schon seit 2011 läuft das Format jedoch beim deutlich kleineren Channel 5, wo die Sendung zunächst nicht in Tritt kam. Kurz nachdem in England mit «Celebrity Big Brother» auch eine Promi-Version der Reality-Sendung zum Auftakt bei Channel 5 für tolle Quoten sorgte (durchschnittlich 5,57 Millionen Zuschauer), hatte die normale Version mit den Zuschauerzahlen zu kämpfen. Durchschnittlich 1,55 Millionen Zuschauer sahen die zwölfte «Big Brother»-Staffel in England im Schnitt. Mit 2,2 Millionen Zuschauern zum Finale verzeichnete das Format ein Allzeit-Tief und halbierte die Reichweite der elften Runde auf Channel 4, die außerdem durchschnittlich noch 2,8 Millionen Zuschauer anzog. Das sollte es bei Channel 5 jedoch nicht gewesen sein, denn wie in Deutschland Sat.1, lernte auch Channel 5 nach seiner ersten «Big Brother»-Staffel dazu.

Zwar gaben die Final-Werte der 13. Staffel erneut deutlich auf 1,76 Millionen Zuschauer ab, dafür schalteten im Schnitt nun 1,60 Millionen ein, was zwar vorerst immer noch ausbaufähig war, jedoch von einer deutlichen Reichweitensteigerung auf im Schnitt 1,90 Millionen Zuschauer im Rahmen der vierzehnten Staffel wieder relativiert wurde. Erstmals seit 2010 gewann der Staffel-Sieger wieder 100.000 Euro, außerdem wählten die Anrufer nun die Person, die das Haus verlassen muss, anstatt wie zuvor die Person, die ihrer Ansicht nach im Container bleiben sollte.

Auch das Jahr selbst, in dem «Big Brother» bei sixx zurückkehrt, kann eine große Rolle spielen, genauso wie die Jahreszeit – das zeigte die neueste Staffel bei Channel 5 im Jahr 2014. Dort lief «Big Brother» durchschnittlich nur unter den Augen von 1,57 Millionen Reality-Fans und zwar auch weil zeitgleich die Fußball-Weltmeisterschaft sowie die im Vereinigten Königreich beliebten Commonwealth Games stattfanden. Im Herbst und im Winter 2015 stehen hingegen keine Sport-Großereignisse bevor, die sixx‘ erster «Big Brother»-Staffel gefährlich werden könnten.

Durchschnitts-Reichweite von «Big Brother» bei Channel 5 (UK)

  • Staffel 12 (2011): 1,55 Mio.
  • Staffel 13 (2012): 1,60 Mio.
  • Staffel 14 (2013): 1,90 Mio.
  • Staffel 15 (2014): 1,57 Mio.
in Bezug auf alle Fernsehenden
In England tut sich «Big Brother» dieser Tage also schwer, gleichwohl die Zahlen des kleineren Channel 5 im Vergleich zu den einstigen Zahlen Channel 4s naturgemäß deutlich niedriger sind. Eine weitere Implikation für die sixx-Ausstrahlungen lässt sich aus dem Umstand ziehen, dass meist die längeren Staffeln der Reality-Sendung im Schnitt weniger Zuschauer interessieren. So begab es sich bei RTL II schon, dass der Sender durch die Verlängerung im Rahmen der elften Staffel Einbußen von 0,3 Prozentpunkten beim jungen Publikum machen musste – damals sendete der Grünwalder Sender knapp 140 Ausgaben, während Channel 5 heutzutage auf um die 70 Folgen setzt. Auch bei Channel 4 erreichten die Staffeln neun und zehn mit erstmals über 100 Episoden die bis dahin wenigsten Zuschauer.



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