First Look

«CSI» spielt die Jugendkarte

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Mit dem jüngsten Cast aller Zeiten will sich das Franchise am Leben erhalten. Das ist aber nicht zu Ende gedacht. «CSI: Cyber» ist in zahlreichen anderen Punkten nämlich nicht mutig genug. Unser First Look.

Hinter den Kulissen «CSI: Cyber»

  • Darsteller: Patricia Arquette (Avery Ryan), Charley Koontz (Daniel Grummitz), Peter MacNicol (Stavros Sifter), James Van Der Beek (Elijah Mundo), Bow Wow (Brody Nelson), Hayley Kiyoko (Raven)
  • Autoren: Ann Donahue, Anthony E. Zuiker und Carol Mendelsohn.
  • Executiver Producer: Donahue, Zuiker, Mendelsohn und Jerry Bruckheimer sowie Jonathan Littman
  • Musik: Ben Decter und Jeff Russo
  • Produktion: CBS Television Studios, Content Partners, Jerry Bruckheimer Television
Schicksalstage für «CSI»: 15 Jahre ist es her, dass der weltweite Siegeszug des Franchises begann. Erfunden von Anthony E. Zuiker, einem ehemaligen Kraftfahrer, der zu Ruhm gelangte, weil ihm die Idee zu der damals bahnbrechend neuen Krimiserie kam. Ende der 90er nämlich waren Forensiker, Gerichtsmediziner, Spurensucher und Begriffe wie DNA etwas für Nerds. Die CBS-Krimiserie mit Marg Helgenberger und William Petersen in der Hauptrolle warf nicht nur ein neues Licht auf die Arbeit der Kriminalisten, sie löste auch einen neuen Boom an Crime-Procedurals - erst in Amerika und dann überall - aus. Es folgten neben zwei Ablegern aus Miami und New York auch etliche weitere Serien dieser Machart - von «Crossing Jordan» bis hin zu «NCIS», das inzwischen ebenfalls eigene Spin-Offs hat.

Nun haben die Ermittler aus dem Glücksspielparadies Las Vegas 15 Jahre auf dem Buckel - oder auch nicht: Denn nach zahlreichen Cast-Wechseln ist der Lack der CBS-Serie ab. Die Ableger aus dem sonnigen Miami und dem eher düsteren New York sind schon seit Jahren Geschichte. Die Serie ist sogar ganz vom Aussterben bedroht. Ob das Original im Frühsommer entsprechend noch einmal für eine weitere Staffel verlängert wird, steht in den Sternen. Möglicherweise hängt das Schicksal der Ermittler in Las Vegas vom Abschneiden des dritten Spin-Offs ab, der in diesen Tagen im Land der unbegrenzten Möglichkeiten Premiere feierte. Die «CSI» ins Jahr 2015 transportiert hat man mit «CSI: Cyber», das weggeht von Spurensicherern und sich ganz dem hippen Thema der Internetkriminalität widmet.

Den Machern, neben Zuiker auch Serienveteranen wie Jonathan Littman oder Ann Donahue, ging es bei der neuen Serie nicht darum, die «CSI»-Welt neu zu erfinden. In vielen Dingen verließ die Produzenten der Mut auf halber Strecke. Die erste Folge macht aber relativ gut klar, was die Analyse der Verantwortlichen ergeben haben muss. CBS-Krimis erreichten zuletzt generell ein zu altes Publikum; ein Problem, das nicht nur «CSI» betrifft. Knapp 60 Jahre alt ist der durchschnittliche Fan - was in etwa auf dem allgemeinen Altersschnitt von CBS-Drama-Produktionen liegt. Mit dem neuen Format wollen die Verantwortlichen diese Zahl auf Biegen und Brechen drücken. Nie zuvor war der Hauptcast eines «CSI»-Formats so jung wie beim Neustart. Der Darsteller des PC-Nerds Daniel Grummitz wird vom 28-jährigen Charly Koontz gespielt. Noch jünger ist Hayley Kiyoko, ein fast aus «NCIS» geklonter Abbey-Verschnitt mit verrückter Figur. 24 ist die Schauspielerin gerade einmal. Der sportlich-schicke Elijah Mundo (gespielt von James Van Der Beek) ist zwar schon Ende 30, wirkt aber jünger. Den Altersschnitt ziehen einzig und allein Hauptfigur Avery Ryan (46) und Stavros Sifter (Peter MacNicol: 61) nach oben. Ganz so jung durfte es also doch nicht werden; schließlich will man ja auch die bisherigen «CSI»-Stammseher nicht mit zu konsequentem Jugendwahn verschrecken.

Altersstruktur «CSI: Cyber»

Peter MacNicol: 61
Patricia Arquette: 46
Charly Koontz: 28
‘Sham Mross 26
James Van Der Beek: 26
Hayley Kiyoko: 24
Durchschnittsalter der Hauptdarsteller: 37,2 Jahre,
Irgendwo auch verständlich, denn so innovativ «CSI» einst war, im Kern bediente das Format schon auch konservative Gemüter. So gilt es in den USA schon als bahnbrechend, dass die ausführenden Produzenten mit Patricia Arquette erstmals in der Geschichte des Franchises eine Frau zur Hauptrolle machten. Ihre Figur Avery Ryan ist inspiriert von der Realität; als Vorlage für ihren Charakter dient die Expertin für Cyber-Psychologie und Sachbuchautorin Mary Aiken, die unter anderem als psychologische Beraterin für das European Cyber Crime Centre (EC3) bei Europol arbeitet. Genau das geht aber nicht ganz auf: So müssen sich Donahue, Littmann, Zuiker und Co schon die Frage gefallen lassen, ob die Altersstruktur im Cast passt. Arguettes Zusammenwirken mit den hippen Jungen könnte irgendwann ein Problem werden - ebenso wie die komplette Grundidee.

Immerhin die wurde direkt zu Beginn schon einmal erklärt. Das Cyber-Team ist immer dann zuständig, wenn mithilfe von elektronischen Medien ein Verbrechen begangen wurde. In der Premiere nutzten Verbrecher eine Baby-Cam, die eigentlich den Eltern helfen soll, ihr Baby im Blick zu haben, wenn sie nicht im Raum sind, um das Kleinkind zu entführen. So wird der Zuschauer im Verlauf mit Trojanern, Mal- und Spyware konfrontiert, aber auch mit einer kurzen Verfolgungsjagd auf einem Motorrad - inklusive Schusswaffengebrauch. Ganz von alten Mustern trennen will man sich aber - wie schon erwähnt - nicht. Und das ist durchaus schade, denn so kann nicht der Eindruck entstehen, dass das grundlegende Konzept von Neuheiten dominiert wird: Selbstverständlich darf im Laufe der Folge auch Avery Ryan mit Pinseln und Puder Fingerabdrücke nehmen - und auch der Besuch beim Gerichtsmediziner darf nicht fehlen.

Diese Szene ist sicherlich das (optische) Highlight des neuesten «CSI»-Ablegers. Wie es sich für das Jahr 2015 gehört, können die Torsos von Leichen nun dreidimensional in den Raum gebeamt und die Figuren via Handbewegung wieder ausgeknipst werden. Visuell beeindrucken wollte die Serie schon immer; nur fällt dies mit dem zunehmenden Fortschritt der Technik schwerer und schwerer. Vielversprechend ist somit nicht sehr viel am neuesten «CSI»-Projekt; erst ganz zum Schluss lassen die Autoren das Publikum noch einmal aufhorchen. Es wird nämlich, wie zuletzt schon in manchen «CSI»-Formaten einen sich durch die komplette Staffel ziehenden Fall geben, der auch Auskunft über die Vergangenheit von Ryan geben wird. Einst war die Chefermittlerin nämlich Verhaltenspsychologin, verlor ihren Job aber, weil bis heute Unbekannte sich in ihre Praxis-Computer gehackt und Patientendaten veröffentlicht haben. Als Konsequenz wurde einer ihrer Patienten sogar ermordet. Den Täter zu finden, ist bis jetzt das erklärte Ziel der Beamtin.

So ist festzuhalten, dass der große Wurf nicht gelungen ist. Vielleicht ist das aber auch gar nicht das Ziel von Sender CBS und den Produzenten gewesen. CBS fährt schließlich schon seit Jahren ganz gut, einen 0815-Krimi nach dem anderen auf den Markt zu werfen. Dieser etwas größere Wurf dürfte aber notwendig sein, wenn die Marke «CSI» auch in fünf Jahren noch eine Rolle auf dem TV-Markt spielen soll. Dass «CSI: Cyber» eine ähnlich lange Halbwertszeit wie das Original aus Las Vegas hat, dürfte bei jetziger Gestaltung so gut wie ausgeschlossen sein.

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