Die Kritiker

«Binny und der Geist»

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Gerne mehr davon: Der Disney Channel macht mit «Binny und der Geist», seiner ersten, eigenproduzierten fiktionalen Serie, einen charismatischen Anfang.

Hinter den Kulissen

  • Idee: Steffi Ackermann und Vivien Hoppe
  • Regie: Sven Bohse, Nico Zingelmann und Andy Fetscher
  • Drehbuch: Vivien Hoppe
  • Produktion: Steffi Ackermann und Sebastian Werninger
  • Besetzung: Johannes Hallervorden (als Melchior von und zu Panke), Merle Juschka (als Binny Baumann), Steffen Groth (als Ronald Baumann), Stefan Weinert (als Hubertus van Horas) und viele mehr
  • Umfang der ersten Staffel: 13 Folgen
  • Produktionfirma: UFA Fiction
Der deutsche Disney Channel bemüht sich seit seinem Wechsel ins frei empfangbare Fernsehen durchgehend daran, das hiesige Fernsehpublikum mit Eigenproduktionen für sich zu gewinnen. Mit «Ducks & Friends» gab es bereits eine Talkshow zu bestaunen, mit «Family Time» zeigt der Familiensender außerdem bereits in unregelmäßigen Abständen eine Spielshow. Und auch im Dokusoap-Segment ist der Disney Channel bereits sehr aktiv. Allerdings mangelte es ihm bislang an einer eigenen Serie. Nun aber folgt der hiesige Kanal in die Fußstapfen der lateinamerikanischen Disney-Sender, die mit «Violetta» ein weltweites Teeniephänomen starteten. Ob «Binny und der Geist» ähnlich erfolgreich wird, lässt sich momentan natürlich noch nicht absehen, jedoch wäre es dem Format zu gönnen. Und ein erster Schritt ist auch schon getan, denn die Disney Channels in Franreich, Italien, dem Vereinigten Königreich, Spanien, Südafrika und Skandinavien haben bereits Interesse an einer Ausstrahlung der übernatürlichen Kriminalkomödie angekündigt.

Ihren Anfang nimmt die von UFA Fiction verwirklichte Familienserie, als Familie Baumann von Hamburg nach Berlin-Pankow in eine prachtvolle, alte Villa zieht. Die 13-jährige Binny ist mit dieser einschneidenden Änderung in ihrem Leben alles andere als einverstanden, doch dann entdeckt sie in ihrem Zimmer einen außergewöhnlichen Mitbewohner: Einen Geist namens Melchior. Zwar ist er über Hundert Jahre alt, er erscheint aber in der Gestalt eines 14-jährigen Jungen. Binny will dieses galante, dennoch stets zu Streichen aufgelegte Gespenst wieder loswerden, was jedoch recht schwierig ist. Zunächst misslingen die Pläne, mit allerlei Geistergepolter Binnys Eltern zum Umziehen zu überzeugen. Und dann behauptet Melchior, er könne das Geisterdasein erst hinter sich lassen, wenn er einige Ungerechtigkeiten gelöst hat. Binny greift ihm – zunächst widerwillig – dabei unter die Arme, woraufhin sich aus dem Duo nach und nach ein tolles, eingespieltes Team formiert …

Die Pilotfolge kommt für eine familienorientierte Gespensterserie noch recht standardgemäß daher, führt aber sehr effektiv und flott nicht nur die Figuren ein, sondern auch den Tonfall und Look der Serie: «Binny und der Geist» verzichtet auf die grellen Farben und schrillen Figuren, die viele der aktuellen US-Disney-Sitcom ausmachen. Stattdessen erstrahlt diese charmante Produktion in filmreifer Optik und setzt zudem auf sympathische, nicht zu arg aufgesetzte Hauptcharaktere. Die titeltragende Binny wird von Merle Juschka mit trockenem Witz sowie authentischer Bodenständigkeit zum Leben erweckt, so dass die Serie viel ungekünstelter wirkt als viele der quotenstarken US-Disneyserien. Johannes Hallervorden derweil gibt, obschon Melchior einen Narren am Streichespielen gefressen hat, ein erfrischend zurückhaltendes, joviale Gespenst.

Die Fälle, die sich dem Ermittlerduo stellen, sind Mal in der Geisterwelt verwurzelt, andere Male in der Welt der Sterblichen. Stellt sich Binny und Melchior in der Pilotfolge noch die Frage, wer die Villa der Familie Baumann unwohnlich macht und was sein Motiv ist, geht es einige Ausgaben später um einen vermeintlich bösen Geist. Dieser fährt in einen Jungfußballer und macht aus ihm einen eigensinnigen, prahlerischen Dribbler – doch wieso? Um wen handelt es sich bei diesem Geist und was hat er mit einem legendären Bundesliga-Wettskandal zu schaffen?

Die zu lösenden Verbrechen und Mysterien sind knifflig genug, dass das junge Publikum ordentlich miträtseln kann, während das ältere Publikum bei den gelungeneren Episoden – wie besagter Fußballgeist-Folge – die Originalität bewundern kann. Zudem ist das folgenübergreifende zentrale Geheimnis rund um Melchiors Vorfahren komplex genug, um auch ältere Zuschauer wenigstens etwas ins Grübeln geraten zu lassen. Mit einer kleinen Prise Slapstick, einer guten Dosis Dialogwitz und vergnüglicher Situationskomik hat «Binny und der Geist» auch jenen Zuschauern was zu bieten, die mit Kriminalelementen nicht anfangen können.

Fazit: Liebenswerte Figuren, ein kinotauglicher Look und ein unerwartet entspannter Tonfall machen «Binny und der Geist» zu einer schmucken Familienserie, die Groß und Klein gleichermaßen anspricht. Um es mit Melchiors Worten zu sagen: Fabuziös.

«Binny und der Geist» ist sonntags um 19.50 Uhr im Disney Channel zu sehen.

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