Die Kritiker

«Mord in Aschberg» - Da, wo der Finn die One-Liner raushaut

von

Der neue Teil der losen Finn-Zehender-Reihe erweist sich als sehr humorig. Allein: Es fehlt mittlerweile am Unkonventionellen.

Cast und Crew

Vor der Kamera
Hinnerk Schönemann («Marie Brand») als Finn Zehender
Thomas Thieme («Rosa Roth») als Gerhard Mühlfellner
Katja Danowski («Heiter bis tödlich - Nordisch herb») als Agnes Sonntag
Stephanie Eidt («Das Ende einer Maus ist der Anfang einer Katze») als Karin Herzog
Peter Schneider («Heimat 3 - Chronik einer Zeitenwende») als Jörg Albrecht
Julischka Eichel («Woyzeck») als Simone Albrecht
Hinter der Kamera
Produktion: Aspekt Telefilm-Produktion GmbH
Drehbuch: Holger Karsten Schmidt
Regie: Markus Imboden
Kamera: Peter von Haller
Produzentin: Claudia Schröder
Mit Finn Zehender hat das ZDF mal den Finger in die Wunde gelegt. Vor einigen Jahren musste der Privatdetektiv in «Mörderisches Wespennest» einen Sumpf aus kleinstädtischer Korruption trockenlegen. In «Tod einer Brieftaube» wurden zwar die gesellschaftskritischen Töne heruntergeschraubt, die komödiantischen Elemente saßen dafür umso besser. «Mörderische Jagd» war inhaltlich vergleichsweise simpel, an herrlich skurrilen aberwitzigen Situationen fehlte es aber auch hier nicht.

In «Mord in Aschberg» muss Finn Zehender einem Mordkomplott auf die Spur kommen, bei dem das Drehbuch die Täter von Anfang an offen führt: Simone Albrecht beauftragt den Detektiv, ihren Mann Jörg zu beschatten. Der hat laut ihr eine Affäre, ein Treffen mit seiner mutmaßlichen Liebhaberin stehe in Kürze an. Finn soll den beiden nachstellen und Fotos schießen. Doch Jörg trifft sich nicht mit einer Loverin, sondern mit einem gewissen Christian Buss, der bei diesem Treffen erschossen wird. Den Mord hatte Simone beauftragt und einen Auftragskiller, einen Soldaten mit ausgiebiger Gefechtserfahrung, auf Buss angesetzt. Finns Fotos geben ihrem Mann, der als Täter aufgrund allerhand zwielichtiger Verbandelungen mit Buss rasch in den Fokus rücken könnte, ein erstklassiges Alibi.

Um den Fall zu lösen, muss Finn wieder einer Menge Leuten tüchtig auf die Nerven gehen: dem ermittelnden Kommissar Festenberg und seinem trotteligen Kollegen (der kurioserweise den selben Namen trägt wie der Verfasser dieser Zeilen), seiner Flamme Agnes, einer Jurastudentin, die sich gerne als Staatsanwältin ausgibt, und natürlich den aufgescheuchten Killern, die alles tun, um ihre Spuren zu verwischen. Der Duktus: vorzugsweise humorig. Wenn Finn Zehender auftritt, müssen Mordkomplotte auch mal lustig erzählt werden.

In all diesem Gewusel aus Absurditäten und One-Linern schafft «Mord in Aschberg» aber auch sehr düstere Momente – Momente, in denen sich der prinzipiell eher mit humorvollen Untertönen erzählte Mord- und Totschlagsplot sehr real, sehr abgründig und verstörend bricht. Die zweite Ebene um kleinbürgerliche Intrigen, um Bigotterie und Vetternwirtschaft, die in «Mörderisches Wespennest» noch sehr präsent war, wird in der aktuellen Fortsetzung allerdings deutlich stärker banalisiert, mit weniger Zwischentönen und Ambivalenzen versehen. Dass Zehenders Schrullen mittlerweile wohl etabliert sind und in «Mord in Aschberg» nur wenige Variationen erfahren, verstärkt leider den Eindruck, dass der neue Film die Reihe weniger sinnvoll fortschreiben kann, sondern vielmehr als eine weitere Inkarnation bekannter Muster herhalten muss.

Einzige Rettung: Das Grundgerüst erweist sich immer noch als tragfähig. Die Hauptfigur ist angenehm frei von sendeplatz- und sender(!)-gewohnten Überzeichnungen, die Punchlines werden dezenter gesetzt als in vergleichbaren Formaten, die Schrullen der Charaktere weniger überstilisiert, als man das kennt, und stattdessen beiläufiger in das narrative Konstrukt eingeflochten, was dem Ganzen einen leicht authentischeren, nahbareren Flair verleiht als im Regelbetrieb der Krimi-Comedy-Kiste.

Dennoch: Von all den herausragenden Elementen, die die Finn-Zehender-Filme mal mühelos in die qualitative Spitze einsortierten, der hohen Gagdichte vermischt mit einer starken narrativen Grundhaltung, ist nicht mehr allzu viel übrig. Statt neue, vielleicht gar innovative Muster zu finden, wird versucht, aus dem abgetragenen Bestehenden noch einen vierten Film zu zimmern. Kann man machen. Nur macht Wiedersehen dann vielleicht nicht mehr ganz so viel Freude.

Das ZDF zeigt «Mord in Aschberg» am Montag, den 26. Mai um 20.15 Uhr.

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