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Als kleinen Gag und Anspielung auf ihre Vorgänger präsentieren sich die neuen Gastgeber zu Beginn ihres Schaffens noch kurzzeitig in den Gewändern der beiden Urgesteine Priol und Georg Schramm, legen die ohnehin eher albernen Kostümierungen allerdings bereits nach wenigen Sekunden ab. Wohl nicht zuletzt deshalb, um naheliegenden Vorwürfen vorzubeugen, man wolle lediglich das alte Erfolgsrezept plagiieren und eine billige Kopie der alten Anstalt anbieten. Derartige Kritik wäre allerdings auch völlig ungerechtfertigt, wie die weitere Dreiviertelstunde zeigt. Zwar stell man das beliebte und erfolgreiche Konzept nicht völlig auf den Kopf, doch einige Veränderungen fielen durchaus schon auf.
Am herausstechendsten ist hierbei die deutlich stärkere Fokussierung auf Studio-Sketche, für die sich die Macher zulasten einiger Stand-Ups entschieden haben. Es gibt wesentlich weniger Momente, in denen von Wagner oder Uthoff alleine vor dem Publikum stehend ausführlich auf bestimmte Sachverhalte in Form eines Monologes eingehen, stattdessen wird auf eine stärkere Interaktion zwischen den Protagonisten gesetzt. Auch die mit Matthias Egersdörfer, Nico Semsrott und Simone Solga überraschend wenig prominenten Gäste werden mehr in die Dynamik der Show eingebunden und nehmen somit mehr Platz in ihr ein als unter Priol und Pelzig.
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Andererseits kratzt man nun häufiger eher an der Oberfläche eines Themas, anstatt sich diesem in der zum Teil nötigen Ausführlichkeit zu widmen. Waren Priol und Pelzig wahre Meister darin, den Zuschauern Sachverhalte und Missstände in minutenlangen Ausführungen näher zu bringen und dabei stets den Eindruck zu vermitteln, dass sie das Thema selbst emotional aufwühlt, vermisst man solch intensive Momente in der Neuauflage bislang noch etwas. Manchmal entsteht gar der Eindruck, man setze mehr auf platte Kalauer als auf böses und bissiges Kabarett. Von Wagner gelingt es allerdings in seinen Ausführungen zu den Abzock-Fonds der Deutschen Bank zumindest einmal annähernd, eine Szene von ähnlicher Intensität heraufzubeschwören.
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Insgesamt bemüht sich «Die Anstalt» sichtlich darum, ihrem großen Vorbild nicht bloß ehrfurchtsvoll nachzueifern, sondern einen eigenen Charakter unter den beiden frischen Kräften zu entwickeln. Dabei gibt es einige Aspekte mit Potenzial, doch den Biss und die völlige Authentizität von Priol, Pelzig und Schramm können Uthoff und von Wagner bislang noch nicht gleichwertig übertragen. Es wäre allerdings auch vermessen, derartige Ansprüche bereits in der Auftaktfolge zu stellen. Die Chemie zwischen den neuen Präsentatoren stimmt bereits auf Anhieb, man bekommt hochklassiges Kabarett mit unterhaltsamen wie nachdenklichen Momenten geliefert und hat nach wie vor den Eindruck, gutes Fernsehen mit Herzblut und Mehrwert zu sehen. Für all das stand «Neues aus der Anstalt» von Beginn an - weshalb man kurz nach 23 Uhr mit dem guten Gefühl den Fernseher ausschaltet, sich auch künftig einmal monatlich televisionär einliefern lassen zu können.