Die Kritiker

«Mein Mann, ein Mörder»

von

Ferres agiert in diesem TV-Thriller als gehörnte Ehefrau, die eine düstere Beobachtung macht.

Inhalt


Hinter den Kulissen

  • Regie: Lancelot von Naso
  • Drehbuch: Lancelot von Naso & Kai-Uwe Hasenheit
  • Produktion: Hubertus Meyer-Burckhardt & Uwe Urbas
  • Musik: Oliver Thiede
  • Kamera: Felix Cramer
  • Schnitt: Andreas Radtke
Die Literaturübersetzerin Minette führt seit vielen Jahren eine nach außen glücklich aussehende Ehe mit dem Motivationstrainer und Managementcoach Paul Frei: Das Paar verfügt über eine gepflegte Eigentumswohnung, einen liebenswerten Hund sowie über zwei wohlgeratene, durch und durch vorbildliche Kinder. Doch im Liebesleben zeigt sich, dass zwischen Minette und Paul längst nicht alles eitel Sonnenschein ist: Der Mentalcoach geht regelmäßig fremd und versteckt dies nicht einmal mehr sonderlich gut. Als Minette von Pauls neuster Bettgesellin erfährt, dem jungen Häschen Nora, spioniert sie den Turteltauben nach und bekommt mit, wie Paul seine Gespielin für ein Wochenende nach Prag einlädt. Dort geraten Minettes Ehemann und seine Affäre in einen argen Streit: Sie will, dass er sein bisheriges Leben aufgibt, um mit ihr eine neue Existenz zu gründen, er behauptet, er könnte niemals seine Gattin für jemanden verlassen.

Als Paul aus Prag zurückkehrt, wirkt er zutiefst deprimiert, voller Schuldgefühle. Er will Minette etwas wichtiges beichten, doch sie nimmt ihm diese Bürde ab. Da Nora nicht aus Prag zurückkehrte und ihr Lebensgefährte sie als vermisst meldet, kommt in Minette ein grausiger Verdacht auf: Hat ihr Mann Nora womöglich ermordet?

Darsteller


Veronica Ferres («Schtonk!») als Minette Frei
Ulrich Noethen («Teufelsbraten») als Paul Frei
Esther Zimmering («Schwesterherz») als Nora Novac
Mehdi Nebbou («Zappelphilipp») als Arie van Doorn
Ulrike Kriener («Die Gustloff») als Vera Dönhoff

Kritiker


Harald Schmidt, Stefan Raab und viele weitere Komödianten aus dem deutschen Showgeschäft haben Veronica Ferres über die Jahre zu einer wandelnden Punchline gemacht: Die namhafte deutsche Schauspielerin, die kaum mehr auf der Leinwand, dafür umso häufiger in großen TV-Produktionen zu sehen ist, steht bei Comedians für übertriebenes Schauspiel, absurde Rollen und gravierende Fehlbesetzungen. Nicht, dass diese Gags gänzlich aus dem Nichts kommen: Oft genug agiert Ferres in Rollen, die als welttragend angelegt sind, die nicht völlig zu ihr passen wollen und von ihr darstellerisch eher mit der Tapezierrolle, denn mit dem feinen Pinsel gestaltet werden.

Trotzdem nicht vergessen werden, dass Ferres zahlreiche Schauspielpreise ihr Eigen nennt, die sie für überzeugende Performances erhielt. Zumeist sind dies Leistungen in Filmen, in denen Ferres nicht als die Retterin der Gesellschaft, des Anstands oder gar des Weltfriedens auftritt, sondern eher als durchsetzungsfähige, doch mit charakterlichen Schwächen ausgestattete Dame des gehobenen Bürgertums. Eine solche Figur verkörpert sie nun endlich wieder in der Thriller- und Liebesdrama-Elemente vereinenden ZDF-Produktion «Mein Mann, ein Mörder». Dieser Neunzigminüter schreit zwar nicht nach einem Preissegen, liefert aber solide Fernsehunterhaltung, bei der die Hauptdarsteller das ausbaufähige Drehbuch retten.

Allmählich wandelt sich Minette von der leicht genervten, aber keine Änderung erkämpfenden Ehefrau, die ihrem Mann nachspioniert und fest daran glaubt, ihre Ehe sei mit wenigen Mitteln zu retten, zu einer erbitterten Strippenzieherin. Mit jeder neuen Erkenntnis in diesem Verwirrspiel kämpft sie härter und rücksichtsloser für den Fortbestand ihrer Ehe – ein Wandel, den Ferres mit wenigen mimischen Mitteln glaubwürdig umreißt. Ulrich Noethen wiederum steigert sich freudig in seine Rolle des undurchsichtigen Lügners hinein und wertet mit einem dreckigen Pokerface zahlreiche Szenen auf.

Die Handlung wiederum hat zwar das Potential zu einem soliden Stück Suspense, Fernsehende mit Genreerfahrung werden allerdings die zu bewusst gelegten falschen Fährten und zwecks Verwirrungsspiel eingebauten Informationsleerstellen durchschauen, weshalb die Spannungskurve eher gemächlich ausfällt. TV-Zuschauer mit weniger Genrekenntnissen wiederum müssen gerade gegen Ende hin einige haarsträubende Wenden schlucken, die sich zudem mit den zwischenzeitlichen Versuchen beißen, diesem Betrugsspielchen eine dramatisch-bodenständige Note zu verleihen.

Aufgrund der polierten handwerklichen Umsetzung, visuell wie akustisch, taugt «Mein Mann, ein Mörder» dennoch zu einem kurzweiligen Fernsehabend. Große Spannung sollten Interessenten aber ebenso wenig erwarten wie eine Schlussszene, die sich plausibel aus den Figuren entwickelt – hier ging es den Machern mehr um den Effekt als um die Charakterzeichnung.

«Mein Mann, ein Mörder» ist am Montag, den 3. Februar, um 20.15 Uhr im ZDF zu sehen.

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