Die Kritiker

«Tatort: Borowski und der Engel»

von

Zum zehnjährigen Borowski-Jubiläum machte Autor Sascha Arango eine eindrucksvolle Studie über eine Borderline-Persönlichkeit, die den Ermittler an seine Grenzen führt. Über ein paar Unstimmigkeiten kann hinweggesehen werden.

Inhalt:


Hinter den Kulissen

  • Produktion: Nordfilm Kiel GmbH
  • Ausf. Produzent: Holger Ellermann
  • Produzentin: Kerstin Ramcke
  • Regie: Andreas Kleinert
  • Buch: Sascha Arango
  • Musik: Daniel Dickmeis
  • Bildgestaltung: Benedict Neuenfels
Die Altenpflegerin Sabrina Dobisch wird Zeugin eines Verkehrsunfalls und versucht beherzt, das Leben des jungen Fußgängers Christian van Meeren zu retten. Anschließend beschuldigt sie die Autofahrerin Doris Ackermann des vorsätzlichen Mordes. Während Sabrina als mutige Retterin gefeiert wird und das öffentliche Aufsehen genießt, bleibt Kommissar Borowski skeptisch: Außer der Zeugenaussage deutet nichts auf ein Kapitalverbrechen hin, bis seine Kollegin Sarah Brandt eine Waffe im Handschuhfach von Doris Ackermann findet.

Darsteller:


Axel Milberg («Inside WikiLeaks») ist Kommissar Borowski
Sibel Kekilli («Game of Thrones») ist Sarah Brandt
Lavinia Wilson («Sechzehneichen») ist Sabrina Dobisch
Thomas Kügel («Der Dicke») ist Roland Schladitz
Leslie Malton («Stille») ist Doris Ackermann

Kritik:


Der vierfache Grimme-Preisträger Andreas Klienert wurde die Ehre zu Teil, den Kieler Jubiläums-«Tatort» zu inszenieren. 2003 lief die erste Folge des nördlichsten Ermittlers, von Kommissar Borowski, der in Kiel ermittelt. Seitdem gelten die Episoden von Borowski zwar als ziemlich lustig, aber auch als überaus düster und zugleich intensiv. In der Kategorie „intensiv“ wird dieser «Tatort» im 2013er Ranking sicherlich unter die ersten Drei kommen. Als Markenzeichen des Kieler «Tatorts» gelten die harten Gegenspieler des von Axel Milberg auch diesmal wieder wunderbar verkörperten Ermittlers. Der bekommt am Anfang seines Zehnjährigen erstaunlich wenig Screentime, stattdessen steht vielmehr die brillierende Lavinia Wilson im Mittelpunkt.

Ein Name, den man sich für 2014 vielleicht merken sollte: Wilson, bisher bekannt aus «Sechzehneichen» oder «Blutgeld», arbeitet sich an ihrer kaputten Figur ab. Die Altenpflegerin, die so viel tut für die Gesellschaft, die Tode ertragen muss von Menschen, die sie pflegt und die nur einmal gerne Heldin wäre. Als es ihr gelingt einen Unfall zu inszenieren, in Folge dessen der Sohn ihres Chefs bei der Hausbank stirbt, genießt sie plötzlich die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit – hatte sie dem am Unfallort noch Schwerverletzten doch die Hand gehalten und angeblich mitbekommen, er hätte behauptet, der Unfall sei ein Anschlag auf ihn gewesen.

Wilson muss als Altenpflegerin Sabrina Dobisch fast die volle Palette von Gefühlen darbieten, mal sehr warmherzig, fast schon liebevoll, im nächsten Atemzug aber wieder wie versteinert. Sie verstrickt sie in ein Korsett der Lügen, das aber so clever aufgebaut ist, dass Borowski nur schwer dahintersteigt; auch wenn er von Beginn an Zweifel hat an der angeblichen Geschichte des Unfallhergangs. Es ist aber eindeutig nicht Borowski, an den man sich nach „Borowski und der Engel“ erinnern wird.

Es ist die intensive und toll von Sascha Arango kreierte Figur eben jener Sabrina Dobisch; ein Engel, der sich vor seinem großen Auftritt noch mal eben einen Besuch beim Frisör gönnt. Denn: Dieser «Tatort» versucht nicht die durchaus als Psychopathin zu bezeichnende Gegenspielerin hässlich und grauenvoll zu zeigen, er nimmt sich auch Zeit für die schönen Seiten der Täterin. Dass die Geschichte dabei nicht immer zu 100 Prozent logisch vorgeht, ist nicht schlimm – versucht man in den 90 Minuten doch eher die Frage zu beantworten, was eben passiert, wenn eine Borderline-Persönlichkeit sich zu solchen Schritten entscheidet.

Und somit ist es wieder ein relativ klassischer „Borowski“-Krimi, der zwar nicht der erfolgreichste der Reihe ist, aber vielleicht in aller Regelmäßigkeit der Sehenswerteste. Zum Zehnjährigen erklärt Sabine Holtgreve aus der «Tatort»-Redaktion: „Der Borowski-«Tatort» erzählt neben „Whodunit“-Fällen auch offen geführte Täterfiguren – und schuf so einige der schillerndsten Antagonisten der «Tatort»-Reihe. Und weiter: Das Spiel mit Horror- und Gruselelementen und der Blick in menschliche Abgründe sind typisch für den Kieler «Tatort». Und diesmal gelingt das so gut wie vielleicht noch nie. Irgendwelche Unstimmigkeiten können da sehr schnell und sehr getrost vergessen werden.

Das Erste zeigt «Tatort: Borowski und der Engel» am Sonntag, 29. Dezember 2013 um 20.15 Uhr.

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