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Schluss mit dem Autorisierungswahn

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Pressestellen greifen, vor allem bei Interviews, immer mehr in die Arbeit von Journalisten ein. Ein Kommentar von Quotenmeter.de-Chefredakteur Manuel Weis.

Es dürfte um die zehn Jahre her sein, dass sich – Stück für Stück – eine der gravierendsten Unsitten in der Zusammenarbeit zwischen PR-Manager und Journalist eingespielt hat. Der immer größer werdende und Blüten ungeahnten Ausmaßes treibende Wahnsinn des Autorisierens. Dass Interviewpartner von Zeitungen, Magazinen oder Online-Medien ihr gesprochenes Wort in verschriftlichter Form noch einmal gegenlesen können, dagegen spricht nichts. Mitunter kommt es in der Tat vor, dass bei von Redakteuren vorgenommenen Kürzungen für den Zitatgeber wichtige Einzelheiten unter den Tisch fallen.

Über viele Jahre wurde dies von Agenturen, Managern oder Sender-PR-Leuten auch in dieser Form gehandhabt. Unstimmigkeiten über einige Passagen in Interviews gab es hin und wieder. Inzwischen aber ist ein regelrechter Wahn beim Kürzen und Streichen von verschriftlichen Gesprächen ausgebrochen, der soweit geht, dass einige sogar Fragen von unabhängigen Journalisten umschreiben oder gänzlich zensieren.

Die Frage, die die PR-Menschen dann nicht beantworten können, ist, wofür man überhaupt noch persönliche Gespräche führt. Warum schicken Redaktionen wie Quotenmeter.de ihre Redakteure nach draußen, warum findet ein Gespräch mit Medienprofis statt, wenn danach alles – aber auch wirklich alles – via doppeltem Boden der Autorisierung wieder gestrichen werden kann?

Nicht selten erlebt es Quotenmeter.de – vor allem in den vergangenen Monaten, dass Pressestellen Interviews an jeder Stelle, an der man auch nur das kleinste Stück Kritik an irgendetwas vermuten könnte, radikal zusammenkürzen. Was übrig bleibt sind meist nur Worthülsen – bestehend aus für den Sender gut klingendem PR-Sprech. Mit dem tatsächlich Gesagten hat das mitunter aber nur noch wenig zu tun. Beispiel: Äußerungen über den immer weiter vorherrschenden Kostendruck in der Medienbranche, die Tatsache, dass fehlendes Geld dazu führt, immer mehr in immer weniger Zeit zu liefern.

Eine altbekannte Weisheit – aber wohl zu brisant für ein schriftliches Interview. Dabei ist es eigentlich die Aufgabe von PR-Managern Magazine und Zeitschriften zu unterstützen – mitunter natürlich auch die Interviewgeber – nicht aber Zensur vorzunehmen. Selbst PR-Spezialisten raten eigentlich von diesen Maßnahmen ab; vorgenommen aber werden sie immer häufiger. Doch damit muss Schluss sein. Ein Interview ist nur dann einer Veröffentlichung wert, wenn es etwas mit dem Gesagten zu tun hat und nicht ein Best-Of der in den vergangenen Wochen versandten Pressemitteilungen einer Fernsehstation ist.

Quotenmeter.de wird daher in den kommenden Wochen die Anzahl der Interviews in der Reihe „Sonntagsfragen“ zurückschrauben und nur noch Gespräche veröffentlichen, die auch echte Aussagen beinhalten. Darüber hinaus sucht die Redaktion das Gespräch mit den entsprechenden Sendermitarbeitern – und ist in ersten Diskussionen sogar schon auf ein offenes Ohr gestoßen.

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