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2013: Das Jahr der realistischen Soaps

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Anfang Januar startet RTL II «Köln 50667» – wenige Wochen später wird Sat.1 «Patchwork Family» (AT) starten. Das freut filmpool aktuell (noch). Droht jetzt aber schon eine Übersättigung?

Geschichte wiederholt sich. Wir erinnern uns an das Jahr 2004 als das ZDF am Nachmittag mit dem neuen Genre Telenovela («Bianca») plötzlich zum Quotenstar wurde. Nur kurze Zeit später nahm Sat.1 mit «Verliebt in Berlin» ebenfalls eine solche Märchengeschichte ins Programm auf und kurz einige Monate weiter gab es solche Formate auch im Ersten und sogar bei ProSieben. An diesem Mechanismus, dass man Erfolgreiches ausdehnt, hat sich auch sieben Jahre später wenig geändert. Diesmal geht es allerdings nicht um märchenhafte Liebesgeschichten, sondern um Soaps mit authentischer Darstellungsweise – wie Produzent filmpool es nennt. Kritiker bezeichnen die Formate als Krawall-Fernsehen oder als Scripted Reality.

RTL II hat sein Vorabendprogramm schon seit Sommer auf solche Soap-artigen Geschichten umgestellt und somit auf den Erfolg von «Berlin – Tag & Nacht» reagiert, das derzeit am Vorabend etwa 1,5 Millionen Menschen unterhält – etwa eine Million weitere kommen bei RTL II Now hinzu, bei Facebook folgen der Berliner Party-WG fast 2,4 Millionen User. Das färbt inzwischen auch auf die in Staffel vier spielende Urlaubsserie «X-Diaries» ab, die anfangs mit Wochengeschichten gestartet ist und in Staffel vier nun größere Stränge erzählt. Die 80 Episoden wurden in zwei Blöcke unterteilt: Die ersten 40 Episoden spielten am Stück auf Mallorca (unter anderem mit Katy Karrenbauer), nun werden acht Wochen lang in 40 Episoden junge Menschen auf Ibiza begleitet.

Dieses Prinzip wird 2013 dann mit «Köln 50667», dem offiziellen «Berlin – Tag & Nacht»-Ableger fortgesetzt. Die Vorabendproduktion von RTL II hat inzwischen – allen Kritikern zum Trotz – auch Befürworter aus der Branche. ITV Studios Germany-Chef Jan Kromschröder sagte über die 19.00 Uhr-Serie bei Quotenmeter.de: „So wie «Berlin – Tag & Nacht» muss eine Serie im Jahr 2012 sein.“ Während die Berliner Party-WG kommendes Jahr weiterhin um 19.00 Uhr laufen wird, will sich «Köln 50667» an ein etwas älteres Publikum richten und in der Gastro-Szene angesiedelt sein.

"Der Cast ist etwas älter, zusätzlich hoffen wir, durch den Fokus auf die Gastroszene eine etwas ältere Gruppe zu erreichen, die wir in der Masse bei «Berlin – Tag und Nacht», das in der jungen Zielgruppe enorm erfolgreich ist, nicht ansprechen. Dennoch bieten wir auch in «Köln 50667» viel für die Jüngeren, zum Beispiel mit der Rolle von Alex' 17-jähriger Tochter, die auch ihre eigenen Storylines erhalten wird", erklärte Felix Wesseler, Pressesprecher der produzierenden Firma filmpool im Gespräch mit Quotenmeter.de.

Für das etwas ältere Publikum dreht filmpool in Berlin derzeit aber auch eine neue Vorabendsoap, die ab Anfang 2013 (ein genauer Termin ist noch offen) in Sat.1 laufen wird. Darin ziehen zwei Großfamilien in Berlin zusammen. „Im Mittelpunkt des Familienclans stehen Polizistin Christina (37) und Fahrlehrer Michael (41). Beide sind seit anderthalb Jahren ein Paar und leben seit zwei Wochen unter einem Dach. Doch aus dem Liebesnest wird ein bunt zusammen gewürfeltes Auffangbecken, denn beide bringen jeweils vier Kinder in die Ehe“, beschreibt Sat.1 das Format und betont, dass es sich bei der Vorabendsoap um eine Produktion handelt, die recht fiktional – aber mit Laiendarstellern – daherkommt. Ob Sat.1 die Sendung um 18.00 oder 19.00 Uhr starten lässt, ist derweil noch unklar.

Fakt ist aber: Das Genre der authentischen Soaps boomt – auch bei RTL stehen im kommenden Jahr Veränderungen bei «Alles was zählt» ins Haus – ob es auch in Richtung «BTN» geht, will man weder bei RTL noch bei der Firma Grundy UFA bisher verraten. Bei filmpool gibt man sich aktuell noch gelassen, was bei derzeit drei Formaten dieser Ausrichtung auch noch zu verstehen ist. Wesseler: "Grundsätzlich besteht immer die Gefahr der Übersättigung mit einem Genre. Um das zu vermeiden, bedienen wir mit «Köln 50667» eine etwas andere Zielgruppe, so dass wir das Format des Scripted Entertainment weiterentwickeln. Nur so können sie lange laufen – «Barbara Salesch» lief zwölf Jahre, und das auch nur, weil wir es immer wieder erneuert haben."

Zumindest was die neue RTL II-Produktion «Köln 50667» angeht, kann von einem riesigen Interesse im Vorfeld gesprochen werden. Die Facebook-Seite platzt fast – und zahlreiche Postings offenbaren, dass die Jungen schon jetzt heiß auf die Geschichten aus der Domstadt sind. Binnen weniger als 100 Stunden haben weit mehr als 200.000 Menschen die offizielle Seite geliked. Darüber hinaus gibt es rund 20 weitere Fake-Accounts, die nicht vom Sender kommen und zumeist ebenfalls mehrere 1.000 Freunde haben.

Am Ende wird es so sein, wie es immer ist: Die ersten Formate – und dazu dürfte «Köln 50667» ganz sicher noch zählen, haben eine große Chance dauerhaft zu überleben. Je später die Nachzügler kommen, desto größer wird dann die Flopgefahr.

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