Die Kritiker

«Pfarrer Braun: Ausgegeigt»

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Bischof Hemmelrath steht vor einem Desaster: Gegen Monsignore Mühlichs Rat hat er eine im Kirchenbesitz befindliche Stradivari an die Nachwuchsmusikerin Bridget Murrag verliehen, der das edle Instrument prompt gestohlen wurde. Pfarrer Braun soll die wertvolle Violine unauffällig wiederbeschaffen und reist zu seinem Entzücken nach Mittenwald, das seit Jahrhunderten für seine Geigenbauer berühmt ist. Auch Bridgets Mann Franz Trenkwalder gehört dieser traditionsreichen Zunft an und hofft, dass sein kleiner Sohn Maxl einmal in seine Fußstapfen treten wird. Danach sieht es aber nicht aus, denn Bridget will das verlockende Angebot der Londoner Symphoniker annehmen und mit Maxl nach England übersiedeln.

Doch dazu kommt es nicht mehr, denn die Violinenvirtuosin wird erwürgt, mit einer Harfensaite - von der kostbaren Geige fehlt nach wie vor jede Spur. Verstärkung erhält Braun von einem Kriminalisten, der schon durch seinen Namen für diesen Fall prädestiniert scheint: Kommissar Geiger. Während dieser das kirchliche Spesenkonto strapaziert, fühlt Braun einem gewissen Dr. Bondy auf den Zahn. Der arrogante Dandy besuchte Bridgets letztes Konzert und will nun ein Geschäft mit zwielichtigen Russen abschließen. Als Bondy neben einem leeren Geigenkasten erschlagen aufgefunden wird, wähnt Braun sich auf der richtigen Spur.

Darsteller
Ottfried Fischer («Der Bulle von Tölz») als Pfarrer Braun
Gundi Ellert («Mein eigen Fleisch und Blut») als Haushälterin Inge Haller
Antonio Wannek («Liebeslied») als Armin Knopp
Peter Heinrich Brix («Großstadtrevier») als Kommissar Geiger
Hans-Michael Rehberg («Mein Flaschengeist und ich») als Bischof Hemmelrath
Gilbert von Sohlern («Joyeux Noel») als Priester Mühlich
Felix Hellmann («Jud Süß – Film ohne Gewissen») als Franz Trenkwalder

Kritik
«Pfarrer Braun» darf wieder zuschlagen – nein, nicht nur bei den Dampfnudeln, die ihm seine neue Haushälterin noch spät nachts fröhlich serviert, sondern auch bei einem neuen Kriminalfall um eine verschwundene Geige und den damit zusammen hängenden, bald darauf eintretenden Mord. Was folgt, kennt man bereits aus all den Folgen zuvor: behäbige Ermittlungsarbeit, die fast gänzlich ohne Twists und Wendungen auskommt, ein völlig ideenloses Drehbuch (wieder aus der Feder von Cormelia Willinger) und oberflächlich wie klischeehaft entworfene Charaktere. Anspruchsloser Eskapismus und unambitioniertes klerikales Krimigewäsch, wie man es kennt: behäbig, langatmig und suggestiv, kurz: Degeto in Reinform.

Es sind die üblichen Plots und Konfliktchen, die die neue Folge dieser Altherren-Reihe wieder abklappert, gespickt mit all den überzogenen Albernheiten, mit denen man das Krimielement aufzulockern versucht – vergeblich. Das Grundkonstrukt ist einfach: Die Welt ist schön, Bayern natürlich im Besonderen, die bösen Mörder und Diebe werden geschnappt, Kommissar Geiger ist ein trotteliger Vollidiot wie eh und je und am Schluss müssen es Braun und sein Bischof wieder richten.

Bischof Hemmelrath setzt dabei selbstverständlich alles daran, seine Fehler bezüglich der Geigenverleihung zu vertuschen, wofür er Unsummen an Kirchengeldern ausgibt und ein bisschen Vetternwirtschaft betreibt, damit am Schluss alles in seiner Hand bleibt. Umtriebe, die man der katholischen Kirche mittlerweile fast schon zutrauen würde und die in der Realität natürlich skandalös wären. Nicht so bei «Pfarrer Braun». Da ist der Bischof vielleicht ein bisschen von Gestern, all seine Taten, die sich eher am Rande der Legalität befinden, zu kritisieren, geht für dieses Drehbuch jedoch wohl zu weit. Der oberste Grundsatz scheint es zu sein, behäbige Familienunterhaltung liefern zu wollen. Kritik an der Kirche, auch wenn diese auf recht dubiose Weise vorgeht wie in dieser Folge, wird nicht geübt. Aber mit Differenziertheit hatte man es bei «Pfarrer Braun» ja noch nie so, mit Recherche anscheinend ebenso wenig. Schließlich liest hier ein deutscher Polizist in einer der letzten Szenen dem gerade Verhafteten die Miranda-Rights vor, was so nur im angelsächsischen Raum üblich ist.

Auch bei der szenischen Umsetzung von Regisseur Jürgen Bretzinger wird sehr schnell klar, worauf hier das Augenmerk liegt: auf der malerischen bayerischen Landschaft, der hübschen Zugspitze und saftigen Wiesen. Die Gegend, für die Otti „Mama, mach mal wieder an Schweinsbraten“ Fischer steht. Wer mehr vom Fernsehen will, ist hier falsch. Denn die neue Folge von «Pfarrer Braun» ist von Anfang bis Ende vergeigt.

Das Erste strahlt «Pfarrer Braun: Ausgegeigt» am Freitag, den 11. Mai 2012, um 20.15 Uhr aus.

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