Die Kritiker

«Heiter bis tödlich – München 7: Die Wilde aus dem Süden»

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Inhalt


Der Hauptwachtmeister Xaver Bartl nahm sich vor, den Morgen ausgeruht mit einem Kaffee vom Stand seiner Freundin Elfi Pollinger zu beginnen, doch ein Chaos auf dem Viktualienmarkt ruft ihn schon früh zur Pflicht: Am Valentin-Brunnen versammeln sich zahllose Jugendliche zu einem Flashmob, wodurch sie einem Lieferwagenfahrer den Weg versperren. Xaver kann nur ratlos daneben stehen, weil die Meute an Jungspunden nichts unrechtes tut und auch schnell wieder verschwindet. Aber der Leiter der Truppe, genannt Event-Charly Muggenbauer, legt ein vorlautes Mundwerk an den Tag, weshalb sich der ältere Hauptwachtmeister vornimmt, sich ihn bei Gelegenheit vorzuknöpfen. Und tatsächlich stiftet Event-Charly bald darauf erneut Verwirrung im siebten Revier der Münchener Innenstadt ...

Am selben Tag kehrt Moni Riemerschmidt, eine einstige Freundin Bartls, nach zwölfjährigen Aufenthalt in Buenos Aries mitsamt ihrem neuen Lebenspartner nach München zurück. Kaum gelandet, verschwindet Monis Partner spurlos – und mit ihm auch ihre Handtasche inklusive sämtlichen wichtigen Papieren. Weil sie sich nicht ausweisen kann, sieht sich Moni gezwungen, Xaver anzurufen und darum zu bitten, für sie zu bürgen. Dieser hilft ihr bereitwillig, was jedoch Elfi verärgert, da sie schon seit Jahren versucht, Xaver fest an sich zu binden und nun fürchtet, ihn an die Heimgekehrte zu verlieren.

Unterdessen sucht Xavers Kollege Felix nach Mitteln, dem Flashmobber Charly einen Strich durch seine den Alltag aufwirbelnden Rechnung zu machen. Nach kurzer Internetrecherche findet sich auch ein Weg, ihn zu belangen ...

Darsteller


Andreas Giebel («Die Rosenheim-Cops») ist Xaver Bartl
Florian Karlheim («Sommer in Orange») ist Felix Kandler
Christine Neubauer («Krambambuli») ist Elfi Pollinger
Monika Gruber («Heiter bis tödlich – Hubert und Staller») ist Moni Riemerschmidt
Luise Kinseher («Nix für ungut!») ist Thekla Eichenseer
Julia Koschitz («Doctor's Diary») ist Sandra Holzapfel
Arnd Schimkat («Otto's Eleven») ist Charly Muggenbauer

Kritik


Bislang liefen unter der Vorabend-Dachmarke «Heiter bis tödlich» neue Serienschöpfungen, die bei den Zuschauern jedoch eher mäßig ankamen. Mit «München 7», einer Serie über den Alltag des selbst ernannten, urbayerischen „Sheriff vom Marienplatz“ und seinem milieugeschädigten, jungen Kollegen, startet nun eine Neuheit innerhalb der Lokalkrimi-Schiene. Denn die von Franz Xaver Bogner erschaffene Serie kann sich bereits auf ein etabliertes Stammpublikum verlassen. Zwischen 2004 und 2006 strahlte der Bayerische Rundfunk dreizehn Episoden der mit dem Grimme-Preis und dem Bayerischen Fernsehpreis prämierten Reihe aus, bevor sie trotz großem Zuschauerzuspruch eingestellt wurde. Als einer der Gründe kursierte die Behauptung Bogners, die Geschichten seien auserzählt, es gäbe keine brauchbaren Ideen für seine Figuren mehr.

Sechs Jahre später dürfen sich also Liebhaber der bayerischen Polizistenserie davon überzeugen, ob der 1949 geborene Regisseur und Autor neue, erzählenswerte Ideen sammeln konnte. Währenddessen wird die Reihe erstmals einem größeren Publikum zugänglich gemacht – zumindest in der Theorie. Schließlich gilt der Vorabendsendeplatz im Ersten auch als Todeszone.

Serienneulingen wird mit der Episode «Die Wilde aus dem Süden» immerhin eine gute Gelegenheit zum Einstieg gegeben, denn diese widmet sich zu den größten Teilen darum, die von Monika Gruber gespielte, neue Figur der Moni einzuführen. Die restliche Figurenkonstellation erklärt sich schnell von selbst: Der in monotonem Bayerisch redende Xaver Bartl wohnt in einem von ihm und seiner Schwester bewirteten Hotel, hätte den Polizeidienst also nicht nötig. Aber er macht es gern, schließlich ist die Gegend rund um den Marienplatz „sein Revier“, und da muss sich ja einer um Ordnung kümmern. Xaver ist mit seiner Arbeit, seinem Stadtteil und solchen Dingen wie seinem morgendlichen Kaffee verheiratet und felsenfest überzeugter Junggeselle – sehr zum Leidwesen seiner Jugendliebe Elfi.

Im Zentrum der Serie stehen ausnahmsweise nicht Mord, Totschlag und Rauschgifthandel. Wer also bei der «Heiter bis tödlich»-Reihe «Nordisch herb» mit ihren wöchentlichen Morden nach einigen Wochen frotzelte, dass ganz Friesland mittlerweile ausgerottet sein müsste, darf sich beim Münchener Lokalkrimi mit dem realistischen Alltag der Kriminalpolizei auseinandersetzen. In der Pilotfolge werden Anwohner (und spaßigen Unsinn verurteilende Polizisten) störende Flashmobs und der Diebstahl der persönlichen Papiere abgehandelt – wirklich nichts aufregendes, und in diesem Fall auch nichts kniffliges. Dass Monis Lebensabschnittsgefährte wohl kaum aus Versehen mitsamt ihrem Hab und Gut untertauchte, wird sehr schnell klar, und wie die Polizisten den Flashmob-Organisator Charly aufhalten können, ist ein aus dem Hut gezauberter Drehbuchtrick. Man kann den so unaufgeregten Xaver einem neuen Publikum ja nicht als jemanden vorstellen, der jungen Flashmobbern durch bürokratische Haarspalterei den Spaß verdirbt.

Ohne schwerwiegende oder knifflige Kriminalfälle muss «München 7» durch interessante Figuren oder gelungenen Humor auf sich aufmerksam machen. Löblich ist, dass die Charaktere glaubwürdig sind und nie so unnötig überzeichnet wirken, wie es in vielen anderen Comedy-Krimis üblich ist. Zumindest in der Staffelpremiere sind die Bajuwaren allerdings viel zu ruhig, als dass sie wirklich die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich ziehen könnten – alle sprechen ohne größere emotionale Betonung in ihrem Dialekt daher, der zudem Nicht-Bayern ein sehr spitzes Ohr abverlangt. Allein Monika Gruber darf als die titelgebende „Wilde aus dem Süden“ aus der monotonen Gefühlslage ausbrechen, um (wenngleich etwas steif) herumzuzetern. Den im Vorfeld versprochenen anarchischen Humor, der sich aus dem Irrsinn des Alltags entwickelt, sucht man ebenfalls vergeblich. Denkbar wäre höchstens, dass für ein älteres Publikum die Flashmob-Aktionen so skurril daherkommen, dass sich bei ihnen vor Lachen die Balken biegen. Wer weiß?

Was «München 7» allerdings konstant positiv anzumerken ist, ist die Liebe zum Schauplatz sowie der spürbar treffende Blick auf Münchener Eigenheiten. Regisseur und Autor Franz X. Bogner liebt München und lässt seine Serie die südliche Großstadt leben und atmen. Wer eine Zuneigung für München hat, wird sich also schnell heimisch fühlen. Für alle anderen Lokalkrimi-Fans startet mit «München 7» die «Heiter bis tödlich»-Reihe, die die am besten abgerundeten, allerdings auch farblosesten Figuren dieser Dachmarke bietet. Der vermeintlich anarchische Witz der Serie entpuppt sich dagegen als pseudo-skurriles Geplänkel, was die handwerklich gelungene Reihe inhaltlich zur Luftnummer macht.

«Heiter bis tödlich – München 7» läuft ab dem 7. März mittwochs um 18.30 Uhr im Ersten.

Kurz-URL: qmde.de/55355
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