Fernsehfriedhof

Der Fernsehfriedhof: „Silvester fällt aus!“

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Quotenmeter.de erinnert an all die Fernsehformate, die längst im Schleier der Vergessenheit untergegangen sind. Folge 171: Die Silvesterklassiker des DDR-Fernsehens.

Liebe Fernsehgemeinde, heute gedenken wir einiger der legendärsten Sendungen der DDR.

«Maxe Baumann» und «Ferienheim Bergkristall» wurden am 31. Dezember 1976 bzw. am 31. Dezember 1983 im ersten Programm des DDR-Fernsehens geboren. Sie bildeten nicht nur bis zur Wende den festen Kern des ostdeutschen Silvesterprogramms, sondern gehörten bei vielen Menschen zum festen Ritual des letzten Abends des Jahres, waren sie doch in der DDR vergleichbar populär wie «Dinner For One» in der BRD. Anders als beim West-Klassiker entstand jedoch jedes Jahr eine neue Ausgabe.

Die Tradition begründete zunächst die Reihe «Maxe Baumann», die erstmals am Silvesterabend 1976 ausgestrahlt wurde. Im Zentrum stand darin der frischgebackene und titelgebende Rentner Maxe, der mit der vielen Freizeit, die ihm sein Ruhestand bescherte, nichts anzufangen wusste. Also versuchte er seinen Mitmenschen zu helfen, stiftete dabei jedoch stets Unruhe und Chaos. Hauptdarsteller Gerd E. Schäfer war zwar durch das Mitwirken an zahlreichen Märchenverfilmungen und als einer der Moderatoren der Sendung «Der Wunschbriefkasten» in der DDR bereits recht bekannt, wurde jedoch erst durch die Rolle des liebevollen Chaoten Maxe legendär. Unterstützt wurde er bei seinen jährlichen Auftritten durch die ebenso beliebten DDR-Stars Helga Hahnemann und Rolf Herricht, die in wiederkehrenden Nebenrollen auftraten. Die Figur der Ehefrau von Maxe’s Sohn Horst verkörperte zudem Margot Ebert, die bereits seit 1957 durch die jährliche Weihnachtssendung «Zwischen Frühstück und Gänsebraten» und damit das zweite große Ritual des DDR-Fernsehens führte. Nach sieben erfolgreichen Ausgaben wurde «Maxe Baumann» am Ende des Jahres 1982 das letzte Mal ausgestrahlt und die Produktion vorerst eingestellt. Erst anlässlich der 750-Jahrfeier Berlins zeigte man am 01. Mai 1987 eine weitere und dann letztlich finale Ausgabe mit leicht veränderter Besetzung. Den Sendeplatz am Silvesterabend hatte zu diesem Zeitpunkt dann schon das Nachfolgeformat «Ferienheim Bergkristall» inne.

Während «Maxe Baumann» lediglich aufgrund des Sendeplatzes zum Silvesterritual wurde, erfolgte dies beim «Ferienheim» auch auf inhaltlicher Ebene, denn die jährlichen Folgen zeigten stets die turbulenten Vorbereitungen für die Jahresabschlussfeierlichkeiten eines fiktiven Gästehauses, an denen der gestresste Heimleiter, die Belegschaft sowie die ewig gleichen Gäste beteiligt waren. Passenderweise trug die erste Folge den Titel „Silvester fällt aus“. Doch obwohl die Situation immer ausweglos erschien, endete jede Episode mit einer gelungenen Feier und mit einem obligatorischen Happy End. Die Drehbücher für die rund 90minütigen Geschichten stammten dabei aus der Feder vom bekannten Humoristen Hans-Joachim Preil, der zusammen mit «Maxe Baumann»-Darsteller Rolf Herricht, regelmäßig als Komiker-Duo „Herricht und Preil“ auftrat und in der DDR außerordentlich beliebt war. In den letzten Ausgaben des «Ferienheims» wirkte Preil auch als Darsteller mit. Zudem spielte seine Ehefrau einen der wiederkehrenden Hotelgäste. Komplettiert wurde das jährliche Ensemble durch wechselnde Fernsehlieblinge der DDR. In einer Nebenrolle trat damals übrigens auch die heutige RTL-Wettermoderatorin Maxi Biewer auf, die ebenfalls im Berlin-Special von «Maxe Baumann» zu sehen war.

Inszenatorisch waren sowohl «Maxe Baumann» als auch «Ferienheim Bergkristall» heitere Lustspiele, also leichte Theaterstücke, die allesamt auf der Insel Usedom im Kulturhaus von Zinnowitz vor Live-Publikum aufgezeichnet wurden. Ab dem Jahr 1984 kam mit «Drei reizende Schwestern» eine weitere Reihe dieser Art hinzu, die jedoch in der Regel in der Weihnachtszeit ausgestrahlt wurde. Mit dem Ende der DDR und dem Ende des Deutschen Fernsehfunks endete schließlich auch die Produktion der populären Stücke aus dem Kulturhaus Zinnowitz. Allerdings verschwanden die Ausgaben nicht vollständig, denn der RBB und der MDR wiederholen die Klassiker noch immer mit einer gewissen Regelmäßigkeit. So zeigt der RBB am 31. Dezember 2011 und am 01. Januar 2012 jeweils eine Folge von «Maxe Baumann» in seinem Vormittagsprogramm, während der MDR am Silvestertag 2011 gegen halb elf die erste Folge vom «Ferienheim Bergkristall» erneut aufführt. Die «Drei reizenden Schwestern» folgen dann Mitte und Ende Januar 2012 im MDR und RBB.

«Maxe Baumann» und «Ferienheim Bergkristall» wurden am 31. Dezember 1982 bzw. am 31. Dezember 1989 beerdigt und erreichten ein Alter von sieben bzw. sechs Ausgaben. Im Jahr 2006 wurden beide Reihen von einem Dresdner Theater zum Stück «Maxe Baumann wird Hoteldirektor» kombiniert, bei dem der rastlose Rentner zum Leiter des Ferienheims wurde. Indessen sind beide Produktionen vollständig auf DVD erschienen.

Mögen die Sendungen in Frieden ruhen!

Die nächste Ausgabe des Fernsehfriedhofs erscheint am kommenden Donnerstag und widmet sich dann dem ersten großen Primetime-Flop von Johannes B. Kerner.

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