Die Kritiker

«Heiter bis tödlich – Nordisch herb: Der Puppenspieler»

von

Story


Aufregung im Husumer Polizeirevier: Der gefürchtete Polizeipräsident Dr. Wenzel Sommer kommt für einige Tage zu Besuch, um die Tragbarkeit der Mitarbeiter zu überprüfen. Dazu nimmt er das Chefbüro in Anschlag und beordert die liebreizende Sekretärin Wibke „zum Diktat“. Derweil haben es Jon und Nora mit einem ihrer bislang mysteriösesten Fälle zu tun. Professor Schücking, der Direktor des örtlichen Puppenspieler-Museums, wird tot von der Decke hängend aufgefunden. Als die Polizisten am Tatort eintreffen, sind die Museumsangestellten gerade dabei, ihren verstorbenen Chef abzuhängen. Ein Zeichen der Ahnungslosigkeit von verwirrten Unschuldigern, oder versuchen die Täter, ihre Spuren zu verwischen?

Die Ermittlungen im schaurigen Mordfall werden dadurch erschwert, dass Jon im Puppenmuseum mit einem schwer wiegenden Kindheitstrauma konfrontiert wird. Obendrein treffen zeitgleich Jons als Bestatter tätiger Vater Claas sowie sein hartnäckiger Konkurrent Thorwald am Tatort ein, um sich die Leiche des Ermordeten zu sichern. Jon behauptet, den Totengräber-Wettstreit unparteiisch durch einen Münzwurf zu entscheiden, schustert den Toten jedoch Thorwald zu. Es stehen also stressige Tage in Husum an …

Darsteller


Frank Vockroth («Notruf Hafenkante») ist Jon Peterson
Loretta Stern («Unschuldig») ist Nora Neubauer
Thomas Kügel («Tatort») ist Kriminalrat Hinrichs
Nora Binder («Mein Leben & ich») ist Wibke Hooge
Martin Wißner («Polizeiruf 110») ist Rayk Kilian
Ulrich Voß («Unschuldig») ist Claas Peterson
Robert Schupp («Schloss Einstein») ist Dr. Wenzel Sommer

Kritik


Vor fünf Wochen startete mit «Nordisch herb» die erste von derzeit drei Serien, die im Ersten unter der Dachmarke «Heiter bis tödlich» laufen, und als Quotenbringer für den ARD-Vorabend konzipiert wurden. Als die erhofften Publikumsmagneten stellten sich die Schmunzelkrimis nicht gerade heraus, was angesichts der durchweg schwachen Pilotfolgen nicht sonderlich verwundern dürfte. Aber gerade im Fall von «Nordisch herb» sind die schlechten Quoten auch enttäuschend, denn auf Grundlage des durchwachsenden Piloten entwickelte sich in den nachfolgenden Episoden eine sehr amüsante, kleine Serie voller Charme. Und auch wenn «Nordisch herb: Der Puppenspieler» nicht die beste Folge der Serie ist, finden sich auch in ihr die positiven Entwicklungen der nordischen Krimikomödie wieder.

Mangelte es der Pilotfolge noch an Witz, erwarten den Zuschauer mittlerweile sehr gelungene Neckereien zwischen den zentralen Figuren der Serie. Diese charismatischen, verbalen Kabbeleien profitieren von dem überraschenden Engagement, mit denen die toll harmonierenden Darsteller ihre Rollen füllen. Vor allem Loretta Stern und Frank Vockroth geben als Ermittler-Duo Nora & Jon ein hervorragendes Team ab, weshalb die eigentlich einfallslose Konstellation ihrer Figuren das Sehvergnügen keinesfalls trübt. Speziell in dieser Episode erhält Vockroth zudem die Gelegenheit, seine Figur von ihrer verletzlichen Seite zu zeigen. Das Drehbuch liefert zwar eine eher durchwachsene Begründung für Jons Kindheitstrauma, doch Vockroth bringt diese Zeilen sehr rührend und glaubwürdig rüber, indem er Jon ehrlich verletzt zeigt und trotzdem subtil gegen den emotionalen Ausbruch kämpfen lässt.

In «Nordisch herb: Der Puppenspieler» kommen aber auch zwei Nebenfiguren, der Auszubildende Rayk und die Sekretärin Wibke, besser zur Geltung. Seit Beginn der Serie sind beide etwas gewachsen: Rayk ist als Revierjüngling zwar weiterhin der Prügelknappe seiner Vorgesetzten, allerdings versucht er sich mittlerweile auch zu wehren, was aufgrund seiner leicht kindischen Störrigkeit für einige Schmunzler sorgt. Wibke wiederum wird seit ein paar Episoden eine Affäre mit dem Polizeipräsidenten nachgesagt, die in «Nordisch herb: Der Puppenspieler» endlich gezeigt wird und sich seitens Wibkes als überaus teeniehafte, naive Liebelei herausstellt. Die Comedy-erfahrene Nora Binder nutzt dies, um wieder ihre Aufgedrehtheit aus «Mein Leben & ich» zu zeigen, wechselt gegen Ende der Episode aber auch problemlos ins dramatische. Hier ist es erneut das Drehbuch von Martin Maurer, das die ernsteren Elemente von «Nordisch herb» kurz hält. Denn wie Wibkes Reaktion auf die wahren Absichten ihres geliebten Dr. Sommer dargestellt wird, ist im Rahmen des zuvor etablierten ein wenig übertrieben.

Ein anderes Problem der «Heiter bis tödlich»-Reihen ist in dieser Folge dafür absent. Die Fälle in diesen Schmunzelkrimis sind für den Zuschauer häufig zu leicht durchschaubar. «Nordisch herb: Der Puppenspieler» bietet zwar weiterhin keine spektakuläre Nuss, die es zu knacken gilt, jedoch springt der Täter das Publikum auch nicht mit aller Offensichtlichkeit an. Ein wenig Miträtseln kann man dieses Mal also schon. Lobenswert ist außerdem, dass die Hintergrundmusik nie die Penetranz der anderen «Heiter bis tödlich»-Serien erreicht. Dafür übertreibt in dieser Episode Robert Schupp maßlos in der Rolle des gelackten Polizeipräsidenten. Sein wildes Chargieren ist zwar zunächst witzig, wird allerdings über die Dauer der Folge viel zu albern. Dennoch zeigt «Nordisch herb: Der Puppenspieler» alles in allem, dass das Projekt «Heiter bis tödlich» durchaus funktionieren kann und die Serienmacher fähig sind, einen durchweg charismatischen Lokalkrimi mit Witz auf die Beine zu stellen.

Das Erste strahlt «Heiter bis tödlich – Nordisch herb: Der Puppenspieler» heute, am 22. Nveomber 2011, um 18.50 Uhr aus.

Kurz-URL: qmde.de/53363
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