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Lieber Helmut Thoma,

von
Das letzte Mal, dass man von Ihnen in den Medien etwas mitbekommen hat, war im Februar, als Sie in Folge von Thomas Gottschalks Rücktrittsverkündung bei «Wetten, dass..?» offiziell bekannt gaben, dass für Sie das Format am Ende sei und sollte man es überhaupt unbedingt noch weiterführen wollen, Stefan Raab in Ihren Augen der einzig mögliche Thommy-Nachfolger wäre.

Nun sind Sie erneut in den Fokus gerückt, allerdings in einen zunächst etwas kleineren – auch, wenn die neue Nachricht um Sie Großes zu versprechen scheint: Sie planen einen Verbund aus mehreren privaten und regionalen Kleinstsendern, wie z.B. TV Berlin, Hamburg 1 und NRW TV. Innerhalb dieses Zusammenschlusses wollen Sie ein „bundesweites Mantelprogramm für die Regionalsender“ schaffen und selbige mit einigen deutschlandweit gleichen Programmstrecken ausstatten. Sie träumen von einer Art US-Network in Deutschland.

Und wieso? Angeblich sei ein Hauptgrund, dass Sie das aktuelle deutsche TV-System zu festgefahren finden. Die Öffentlich-Rechtlichen würden zu sehr ein Programm für Zuschauer ab 50 machen und die Privaten seien zu stark auf ihre Gewinnmaximierung aus. Natürlich gibt es auf beiden Seiten auch einige Ausnahmen, doch die bestätigen ja bekanntlich die Regel und so könnte man eigentlich festhalten, dass Sie mit dieser Beobachtung im Allgemeinen schon irgendwie Recht haben. Nur: Sind Sie selbst nicht zumindest für den angesprochenen Missstand bei den Privaten mit verantwortlich? Immerhin brachten Sie in den 90ern das Konzept der werberelevanten Zielgruppe mit auf den deutschen TV-Markt - auch wenn Sie sich von ihr inzwischen schon distanziert haben. Und: Kann so ein Regionalsender-Verbund wirklich helfen, das aktuelle deutsche Fernsehen zu verbessern? Was in einem großen Land wie Amerika im Network klappt, muss hierzulande ja nicht hinhauen, denn jenseits des großen Teiches hat man mehr Möglichkeiten, aus denen man schöpfen kann und dabei vor allem auch mehr Geld dafür.

Aber gerade unter anderem in den USA wollen Sie Investoren für Ihr Projekt finden: Privatpersonen und Private-Equity-Unternehmen sollen 30 Millionen Euro für die ersten beiden Jahre Aufbau des Verbundes erbringen. Dabei sollen zunächst rund 11 Millionen deutsche Haushalte das „German Network“ über analoge Kabelnetze und Satellit empfangen können. Nach und nach wollen Sie diesen Wert dann auf 16 Millionen anheben sowie auf verstärkte nationale Werbeeinnahmen setzen. Wie schön. Wie einfach. Wie genial. WENN es denn klappen würde. Doch dass Sie das selbst glauben, muss man ja als fast ebenso unglaubhaft darstellen.

Und die wichtigste Frage: Wie soll denn das Bundesprogramm in den kleinen Sendern dann aussehen? Darüber scheinen Sie und die Verantwortlichen dieser Regionalkanäle sich ja noch längst nicht im Klaren zu sein. Sie meinen, am Anfang wäre es noch „ein relativ einfaches Programm“, über das die Kritiker wieder bestens schimpfen könnten. So, wie damals zu ihren RTL-Anfangszeiten.

Würde der Aufbau eines solchen Verbundes gelingen und würde das Programm mit der Zeit wirklich besser werden (und dazu bräuchte es ja dann schon Serien, Shows, Filme, Magazine oder Reportagen), wäre Ihnen im Alter von über 70 Jahren noch einmal ein großer Wurf gelungen. Und wenn es nicht klappt, würde sich Ihnen die Frage stellen, wieso Sie sich nicht einfach mal wieder als Verantwortlicher oder Berater eines bereits bestehenden Senderverbundes betätigt haben, um das ach so schlechte Programm und sein System dort höchstselbst mit neuen Konzepten wieder zu verbessern?

Jedenfalls reden Sie wenigstens nicht so viel wie andere, sondern versuchen, auch wirklich etwas zu tun. Und die Zulassungskommission der Landesmedienanstalten (ZAK) hat Ihrem sog. „Volks-TV“ diese Woche auch bereits eine Lizenz erteilt.

Viel Erfolg beim deutschen Network-Aufbau!

Ihr
Gregor Elsbeck

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