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El Clasico und die Grundversorgung

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Am Mittwochabend zeigt das ZDF das spanische Pokalfinale zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona live.

Der Aufschrei ist aktuell groß: Wohl für um die 50 Millionen Euro hat das ZDF jüngst die Rechte an der Uefa Champions League erworben – 50 Millionen an GEZ-Geldern für etwas, das der deutsche Bürger bislang recht gut auch im Privat-TV bei Sat.1 bekam. Doch das ist bei Weitem nicht das einzige Beispiel, wie sich das ZDF mit teurem Geld junge Zuschauer erkaufen will. Ein anderes, wenn auch nicht so prominent besprochenes, gibt es am Abend im Fernsehen zu sehen.

Der Mainzer Kanal hat sich entschieden, das spanische Pokalfinale ab 21.25 Uhr live auszustrahlen. Dort stehen sich der FC Barcelona und Real Madrid und somit zwei der stärksten Vereinsmannschaften der Welt gegenüber. Wie viel die Rechte gekostet haben, hat das ZDF nicht publik gemacht. In Mainz hofft man mit der Sportübertragung aber vor allem junge Menschen anzuziehen – gerade bei den 14- bis 49-Jährigen verlor der öffentlich-rechtliche Sender in den vergangenen Jahren deutlich an Boden. Am Lerchenberg selbst glaubt man wohl vor allem mit Sportübertragungen diesen Trend aufhalten zu können.

Aber wie viel darf man für so etwas zahlen? Zur Grundversorgung, zu der ARD und ZDF verpflichtet sind, gehört ein Pokalspiel aus Spanien sicherlich nicht. Vier Mal in 18 Tagen treffen Barcelona und Madrid aufeinander, einmal in der Liga, einmal im Pokal und in den kommenden beiden Wochen dann auch im Halbfinale der Champions League – die Spiele sind dann live bei Sky zu sehen. Das wusste das ZDF aber noch nicht, als es die Rechte am Pokalfinale erwarb. Man konnte davon ausgehen, dass es möglicherweise die einzige Partie der Vereine gegeneinander sein wird, die man im Fernsehen betrachten kann. Die Rechte an der spanischen Liga selbst hält aktuell der Internet-Sender Laola, der den El Clasico, wie das Aufeinandertreffen genannt wird, dann teilweise in Zusammenarbeit mit Bild.de zeigt.

Eins dürfte klar sein: Für die Live-Übertragung aus Spanien hat das ZDF deutlich tiefer in die Tasche gegriffen als für die Formate, die ansonsten laufen. Die ab 20.15 Uhr gezeigte Ausgabe von «Rette die Million» wird beispielsweise um 20 Minuten gekürzt, sie hat in dieser Woche nur eine Länge von 70 Minuten. Der Mehraufwand für eine normale Episode wäre nicht sonderlich hoch gewesen. Das um 21.45 Uhr gesendete «heute-journal» wird trotzdem gesendet und die sonst sich im Programm befindlichen Magazine verschlingen sicherlich nicht so viel Geld wie teurer Live-Sport. Aber sie bringen eben nicht so viel Quote (vor allem beim jungen Publikum).

Und darum geht es dem ZDF, was im Übrigen auch nicht ganz unverständlich ist. Schließlich muss es auch Aufgabe der Programmmacher in Mainz sein, junge Menschen zum Einschalten zu bewegen. Wenn dies öfter auch außerhalb von großen Sportevents klappen würde, dann wären einige Kritiker sicherlich ruhiger.

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