Vor Ort

Ein Jahr «Peter Hahne»: Talk mit Alleinstellungsmerkmal

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Der ZDF-Journalist und Talk-Moderator Peter Hahne blickte auf seine Sendung zurück und sprach über seine Gäste, sein Konzept und auch über die Nachrichten in Krisenzeiten.


Kritisch hinterfragt Peter Hahne als Journalist auch seine eigene Aufgabe, wie er betont. „Ein Ritual ist die Anfangsfrage, die ich meinem Gast oder meinen beiden Gästen stelle. Als Moderator habe ich dabei natürlich auch immer das Ende der Sendung vor Augen und möchte letztlich zu einer Bilanz des Gesprächs gelangen. Es ist mein Ziel, dass die Gesprächspartner am Ende etwas voneinander gelernt haben, was bei intensiven Gesprächen gelingt“, beschreibt Peter Hahne seine Funktion in der Sendung. Den Moderator, der seine Sendung nicht mit einer eigenen Produktionsfirma realisieren lässt, sondern allein für das ZDF arbeitet, hat auch eine klare Haltung beim Talk: „Man kann ruhig und bequem sitzen, aber dennoch impulsiv sein. Das gilt auch für mich. In der Sendung soll eine freundliche Atmosphäre geschaffen werden. Doch das bedeutet nicht, dass ich unkritisch bin. Aber ich möchte mich auch nicht verstellen müssen“, sagt Peter Hahne. „Meine Sendung ist live und das Format ist auch nicht einfach. Man muss hoch konzentriert sein“, ergänzt er. Auch wenn Peter Hahne sehr viel Erfahrung mit dem Live-Charakter einer Sendung mitbringt, passieren zwischendurch einige kleine Patzer – wie einst vor einer Live-Schalte, wo er ein Bonbon ausspuckte und dabei schon auf Sendung war.

Solche Ausschnitte sind natürlich bei «Harald Schmidt», «TV total» oder der «heute-Show» schnell ein gefundenes Fressen, doch Peter Hahne geht damit locker um: „Das ist das Beste, was einem Talk-Moderator passieren kann, wenn man zum Beispiel bei «Harald Schmidt» zu sehen ist. Ich sage immer: ‚Zeigt’s doch, verlängert’s doch.‘ Denn wenn keiner mehr über einen redet, ist das in der Branche schlecht“, weiß Peter Hahne. In manchen Sendungen wird auch mal das ganze Konzept über den Haufen geworfen: „Die Einspielfilme werden auf ein vorher zwischen mir und der Regie vereinbartes Stichwort hin gezeigt. Denn es soll ja ein flüssiges Gespräch mit den Gästen stattfinden. Als Stefanie zu Guttenberg zu Gast war, mussten wir beispielsweise die Reihenfolge der Filme völlig umstellen, weil mein Gespräch mit ihr anders verlief“, blickt Peter Hahne zurück.

Auch ist man meist darüber erfreut, wenn man mit einem Talk-Thema auf positive Art von sich reden macht und entweder schon das Thema der kommenden Woche mitliefert oder in den Nachrichten für weiteren Diskussionsstoff sorgt. „Wenn wir mit dem Thema unserer Sendung in den Agenturen laufen, dann hat das sowohl einen Aufmerksamkeits- als auch PR-Effekt“, beschreibt der Moderator. „Doch die schönsten Preise sind Publikumspreise. Es wird in der Presse natürlich auch mal was Kritisches geschrieben, das muss man hinnehmen. Doch schlimmer als ein Verriss ist es, wenn die Zuschauer gehen“, sagt Peter Hahne.

Mit seiner eigenen Sendung hat Peter Hahne zudem die Seiten gewechselt. Bei seiner Arbeit im Berliner Hauptstadtstudio des ZDF hat er aus den Meldungen der Nachrichtenagenturen Beiträge für die Nachrichtenformate gemacht. Mit «Peter Hahne» bedient der Journalist ein ganz anderes Format. Er produziert die Nachrichten selbst. „Es ist Politik aus erster Hand. Das politische Genre ist klar erkennbar und das hat seinen Reiz“, sagt Peter Hahne, dessen Vertrag als stellvertretender Leiter im ZDF-Hauptstadtstudio im Februar 2010 endete. „Als Journalist hat man seinen Beruf verfehlt, wenn man nicht sagt: Ich mache mal was Neues“, erläutert Hahne seine Entscheidung für sein eigenes Talk-Format beim Mainzer Kanal. „Mir war dabei wichtig, dass ich selbst entscheiden kann, was ich mache“, so Hahne.

Den Blick über den Tellerrand wagt der Journalist aus Leidenschaft, wenn er auf die aktuelle Nachrichtenberichterstattung im Fernsehen blickt. „Gerade in diesen nachrichtenintensiven Zeiten ist es wichtig zu berichten, ohne aber falsch zu beruhigen. Oft ist auch die Dosierung der Berichterstattung ein Thema. Dabei ist es der öffentlich-rechtliche Auftrag die traurige Realität abzubilden. Bei den privaten Sendern spielt da mehr das Ökonomische eine Rolle. Um die Kompetenz zu haben brauchen ARD und ZDF Seriosität und ein umfangreiches Korrespondentennetz“, so Peter Hahne. Eine andere Entwicklung sieht er kritisch: „Es ist bedenklich, wenn zum Beispiel bei Printmedien immer weniger Mitarbeiter, immer mehr machen müssen und klassische Ressorts gestrichen werden. Auch der Erfolgs- und Quotendruck hat irgendwo eine Grenze. Denn der macht den Journalismus oberflächlicher. Das Motto sollte aber lauten: Besser später die Nachricht veröffentlichen, aber dann auch gut recherchiert. Denn das größte Kapital eines Mediums sind Kompetenz und Vertrauen“, sagt Peter Hahne. „So sind in der heutigen Zeit auch die Politiker Getriebene der Medien, manchmal aber auch die Treiber selbst. Es geht dann darum, wer in die Schlagzeilen kommt. Das Schicksal von Guido Westerwelle ist ein Paradebeispiel dafür“, analysiert der ZDF-Moderator.

Vor einem Jahr hat Peter Hahne seine Sendung im ZDF in Angriff genommen – bei der zukünftigen Talkshow-Schwemme der Öffentlich-Rechtlichen bewahrt man sein Alleinstellungsmerkmal. „Es kann nicht genug Talk-Shows geben, solange jede für sich selbst ein besonderes Merkmal hat. Wir nutzen mit der Sendung «Peter Hahne» die 48-stündige Atempause, in der es keine Talkshow gibt. Doch der Kampf ist einfach da, das wird ein interessanter Wettstreit - auch um die Gäste. Am Ende entscheidet der Zuschauer“, erläutert Peter Hahne und hebt dabei das Alleinstellungsmerkmal seiner Sendung nochmals hervor: „Wir brauchen nicht den Effekt, dass die Zuschauer klatschen. Bei uns sind die Gäste davon befreit, eine Pointe setzen zu müssen.“ In «Peter Hahne» wird auch viel mit Großeinstellungen gearbeitet: „Wir wollen betroffen machen, auch ohne über Dinge zu sprechen, die betroffen machen“, beschreibt Peter Hahne. Und auch das ist ein Alleinstellungsmerkmal der Sendung, die zufrieden auf ihr erstes Jahr im ZDF zurückblicken kann.

Die nächste Ausgabe von «Peter Hahne» zeigt das ZDF am Sonntag, 17. April 2011, um 13.03 Uhr.

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