Die Kritiker

«Herrscher des Schreckens: Julius Cäsar»

von

Inhalt


Mit der achtteiligen Reportage-Reihe «Herrscher des Schreckens» portraitiert n-tv History legendäre Kaiser, sagenhafte Königinnen oder geniale Feldherren. Die charismatischen Herrscher hatten alle jedoch auch eine dunkle, böse Seite. So zogen sie die Menschen um sich herum zwar in ihren Bann, zeichneten sich aber auch durch Unbarmherzigkeit und Kälte aus. Eines hatten diese Großen der Geschichte gemein: Eine schwere Persönlichkeitsstörung. Psychogramme, die nach neuesten Erkenntnissen erstellt wurden, beweisen die kranke Psyche dieser Staatsoberhäupter. Sie schickten ihre Soldaten unbarmherzig in den sicheren Tod, schändeten die Frauen ihrer Gegner und ließen ganze Landstriche ausrotten. Diese n-tv History-Reihe zeigt die Kehrseite der Medaille und erklärt, was diese Menschen zu Herrschern des Schreckens gemacht hat.

Kritik


Mit «Herrscher des Schreckens» hat der Nachrichtensender eine Reportage-Reihe der modernen Art zu bieten. Mit dem römischen Herrscher Julius Cäsar beginnt die achteilige Reihe. Es folgen Reportagen über Kleopatra, Attila, Dschingis Khan, Caligula, Nero, Alexander der Große und Hannibal. Das Format wurde von der internationalen Produktionsfirma ITV Global Entertainment produziert und ist in deutscher Erstausstrahlung zu sehen. Die erste Reportage der Reihe beschreibt das Leben und Wirken von Julius Cäsar. Das Konzept des Formats ist dabei sehr geradlinig. Nach einer kurzen Einführung in die Thematik und die Aspekte, die man später behandeln möchte, steigt man direkt ein und analysiert die gegeben Fakten. Immer wieder vermischen sich Bilder des modernen Roms, wo die Cäsar-Statue steht, mit jenen Aufnahmen, die man aus den Geschichtsbüchern kennt. Die Reportage «Herrscher des Schreckens» schafft so einen Spagat zwischen neuzeitlichen Erkenntnissen und den Überlieferungen der Antike. Der oftmals träge Geschichtsstoff aus den Zeiten des Römischen Reichs, der vielen Schüler auch heute noch Schlummerstunden im Unterricht verschafft, wird in der n-tv History-Reportage so aufbereitet, dass das spröde Thema plötzlich interessant erscheint.

Dabei geht man auch in «Herrscher des Schreckens: Julius Cäsar» sehr chronologisch vor. Wissenswerte Fakten werden nicht ausgespart, nur geht man eben auf eine moderne Art und Weise heran. Julius Cäsar, der vom13. Juli 100 v. Chr. bis zum 15. März 44 v. Chr., lebte wird in der n-tv-Reportage als weitsichtiger Staatsmann, genialer Feldherr und begabter Autor zugleich vorgestellt. Gerade den Aspekt seiner Autor-Tätigkeit, mit der er nicht gerade maßgeblich Bekanntheit erlangt hat, gewichtet n-tv History, so dass Julius Cäsar schon hier aus einer völlig neuen Perspektive betrachten kann. Nach dieser Vorgeschichte arbeitet sich die Reportage über den römischen Herrscher zu dem Aspekt seines erlangten Ruhms vor. Dafür beraubte Cäsar viele seiner Zeitgenossen ihrer Würde oder schickte sie in den Tod. Ob in Gallien, Germanien oder während des römischen Bürgerkriegs sogar in der Heimat - überall hinterließ Cäsar „verbrannte Erde“. Cäsar statuierte Exempel und lehrte seine Mitmenschen das Fürchten vor ihm. n-tv History zeigt dabei die ganze Brutalität und Skrupellosigkeit des Herrschers auf. Doch wer viel Blut und schreckhafte Szenen erwartet, wird enttäuscht. Denn bei der Reportage verzichtete man auf die Nachstellung von Begebenheiten. Vielmehr konzentriert man sich auf einen Mix aus historischen Monumenten, die die Erzählungen untermauern, Abbilder der Schlachten und Veranschaulichungen in Comic-Form.

Cäsar gewährte keine Kritiker und auch keine Gnade. Rund 20.000 wehrlose Frauen und Kinder im Belagerungsring um Alesia und 9.000 Menschen in der Schlacht von Avaricum fielen seiner Herrschaft zum Opfer, wie die Reportage berichtet. Und auch wenn es Überlebende gab, dann nur aus Cäsars Kalkül: Sie sollten berichten, dass Widerstand gegen Cäsar zwecklos ist. Insgesamt mussten eine Millionen Menschen für Cäsars Machtstreben sterben. Mit solchen Zahlen untermauert die Reportage «Herrscher des Schreckens» das Ausmaß der Schreckensherrschaft. Das Credo „Veni, vidi, vici – Ich kam, sah und siegte!“ erscheint in einem ganz anderen Zusammenhang. Zum Schluss schlägt n-tv History noch eine Brücke zum Ableben von Cäsar selbst. Gerade dieser Teil ist höchst modern gehalten. Aufgrund seiner vielen Sex-Affären habe sich der römische Herrscher nämlich eine Krankheit eingefangen, heißt es. Mit Hilfe moderner Technologien wird dem nachgegangen. Zu Wort kommen Forscher und Historiker gleichermaßen. Dadurch verbunden war seine beschleunigte Gier nach Macht, die ihm das Leben kostete. Als er zur Krone griff, wurde er seinem Senat gemeuchelt.

n-tv History schafft es gerade im zweiten Teil der Reportage viele neue Aspekte zu beleuchten und auch moderne Herangehensweise macht Spaß. Doch ob ein Psychogramm des Römers, der rund 20 Prozent der Gallier ausrottete und als strategischer Mörder in die Geschichte eingeht, wirklich nötig ist, bliebt jedem Zuschauer selbst überlassen. Dennoch ergeben die Vergleiche, die man mit anderen Herrschern anstellt, Sinn. Doch sind die psychologischen Erkenntnisse dann doch etwas dürftig. Eine Grafik verdeutlicht auch das. Sie wird in den weiteren Ausgaben von «Herrscher des Schreckens» wohl noch ergänzt, so dass sie ihre Aufwendigkeit rechtfertigt. Die gelungene Reportage aus dem modernen Blickwinkel ist sehr erfrischend und gelungen. Ein wenig trüben nur die vielen Wiederholungen von Kameraeinstellungen und – Bildern die lehrreiche Geschichtsstunde bei n-tv History. Ein abwechslungsreiches Bildmaterial hätte die 45-minütige Reportage abgerundet. Für den Geschichtsunterricht ist «Herrscher des Schreckens» jedoch abwechslungsreich genug und mit Sicherheit auch wesentlich spannender als das Geschichtsbuch.

n-tv zeigt die Reportage «Herrscher des Schreckens: Julius Cäsar» am Samstag, 2. April 2011, um 20.10 Uhr in deutscher Erstausstrahlung. Weitere Folgen sind immer samstags ab 20.10 Uhr in Doppelfolgen zu sehen.

Kurz-URL: qmde.de/48702
Teile ich auf...
Kontakt
vorheriger Artikel«Schlüter sieht's»: Samstagsspielenächster Artikel«True Blood» erholt sich wieder

Optionen

Drucken Merken Leserbrief



Heute für Sie im Dienst: Fabian Riedner

E-Mail:

Quotenletter   Mo-Fr, 10 Uhr

Abendausgabe   Mo-Fr, 16 Uhr

Datenschutz-Info

Letzte Meldungen

Werbung

Mehr aus diesem Ressort


Jobs » Vollzeit, Teilzeit, Praktika


Surftipp


Surftipps


Werbung