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Quotenschwund bei «stern TV»

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Nur 13,3 und 14,7 Prozent beim jungen Publikum: Die Einschaltquoten von «stern TV» mit Jauch-Nachfolger Steffen Hallaschka bröckeln. Muss sich RTL Sorgen machen oder sind die Zuschauerverluste erklärbar? Quotenmeter.de analysiert die Lage.

Vorneweg sei gesagt: Das Engagement von Steffen Hallaschka als Nachfolger von Günther Jauch bei «stern TV» ist kein Experiment, es ist im Gegenteil ein Projekt. Ein Projekt, langfristig angelegt, gründlich überlegt. Man testete 2010 zahlreiche Moderatoren, die das Potenzial haben, erfolgreich in die Fußstapfen des beliebtesten deutschen Fernsehgesichtes zu treten. Mit der Entscheidung für Steffen Hallaschka, der zuvor vornehmlich Sendungen bei den dritten Programmen der ARD präsentiert hatte, wurden alle überrascht. Dieser Mann muss in den Castings sehr überzeugend gewirkt haben – und letztlich bescheinigte jeder, der Hallaschkas bisherige TV-Karriere verfolgt hatte, die Fähigkeit, das große «stern TV» moderieren zu können.

Nun, nachdem Hallaschkas erste Shows im Januar durch kräftige Unterstützung des quotenstarken RTL-Dschungelcamps teilweise an der 30-Prozent-Marke bei den werberelevanten Zuschauern kratzen konnten, ging es ab Februar kräftig abwärts: Die fünf Sendungen seit dem 02. Februar kamen bei den Zielgruppen-Marktanteilen nicht über den Senderschnitt von RTL hinaus. Die erfolgreichste Sendung ab Februar ohne Dschungelcamp-Hilfe erreichte 18,1 Prozent Marktanteil am 16. Februar. Den schlechtesten Wert musste man eine Woche später hinnehmen, als nur 13,3 Prozent der 14- bis 49-Jährigen einschalteten – dies waren nicht einmal mehr drei Viertel des RTL-Durchschnitts. Dazu gesellten sich zwei weitere der bisherigen fünf Shows, die auf weniger als 15 Prozent Marktanteil kamen.

Bemerkenswert ist, dass Hallaschka durch das erfolgreiche «Ich bin ein Star» schnell einem größeren Publikum zugänglich gemacht wurde – die Sendungen am 19. und 26. Januar wurden von mehr als drei Millionen Menschen gesehen. Diese Marke wurde anschließend nicht mehr erreicht. Die Einstandssendung kam sogar auf 4,42 Millionen Gesamtzuschauer. Das Publikum hat sich also zunächst auf Hallaschka eingelassen, doch ohne die Dschungelcamp-Hilfe konnte er seine Zuschauer nicht halten – oder anders gesagt: Er konnte die Chance nicht nutzen, ein größeres Publikum durch die Dschungelcamp-Shows zu binden.

Dies liegt weniger daran, dass die Themen sich anders gestalten als zu Jauch-Zeiten: Mit dem Guttenberg-Rücktritt, einer Teuro-Diskussion bei Drogerieartikeln und dem „Karneval auf Krankenschein“ war man aktuell, boulevardesk und zielgruppennah aufgestellt. Hallaschka selbst wirkt souverän, engagiert und frisch; sein Moderationsstil erinnert an Jauch und ist doch distiktiv. Vielleicht ist ihm zum Nachteil, dass er – auch aufgrund seines Aussehens – doch an Jauch erinnert und vom Otto-Normal-Zuschauer permanent mit ihm verglichen wird. Doch gegen den beliebtesten deutschen TV-Moderator kann auch Hallaschka nicht gewinnen. Nicht umsonst hieß es, dass man mittwochs „den Jauch“ schaue und nicht «stern TV».

Ein weiterer Grund für schwächere Zuschauerzahlen im Februar und März ist auch die starke Sport-Konkurrenz: Wichtige Spiele wie DFB-Qualifikationen, Champions-League-Partien mit deutscher Beteiligung oder das DFB-Pokal-Halbfinale lassen die Quoten von Sat.1 und den Öffentlich-Rechtlichen nach oben schießen, während der komplette RTL-Mittwoch an Boden verliert. Zum Vergleich: Im gleichen Zeitraum 2010 (Anfang Februar bis Anfang März) schnitten auch drei von fünf Jauch-Sendungen unter dem Senderschnitt ab, eine davon erreichte auch nur schwache 13,7 Prozent in der Zielgruppe (03. März 2010). Jauch holte mit den fünf Sendungen im Schnitt 16,3 Prozent – Hallaschka kam in diesem Jahr auf minimal geringere 15,6 Prozent. Im Jahresvergleich verlor Hallaschka beim Gesamtpublikum genau 200.000 Zuschauer, bei den Werberelevanten waren es 70.000.

Und diese Verluste sind erklärbar: Es war von vornherein klar, dass die Quoten der erfolgreichen Magazinsendung mit dem Moderatorenwechsel zunächst fallen würden – wer von etwas anderem ausgegangen wäre, kennt das Geschäft nicht. Und insofern ist Hallaschka auch als Projekt, nicht als Experiment zu verstehen. Das Anfreunden mit dem Zuschauer und die Herstellung der neuen Marke «stern TV» mit Hallaschka erfordern Zeit – dies haben nicht zuletzt die Wechselspieler Markus Lanz, Johannes Kerner und Oliver Pocher am eigenen Leib erfahren. Bisher aber schlägt sich Hallaschka – wie gezeigt – im Vergleich zu den Genannten sogar gut.

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