Die Kritiker

«Stubbe - Von Fall zu Fall: Der Stolz der Familie»

von

Story


Ein junges Mädchen wird am frühen Morgen auf einem Feldweg in der Nähe eines Neubaugebiets am Rande Hamburgs ermordet aufgefunden. Der schockierende Zustand der Leiche macht eine schnelle Identifizierung unmöglich. Einzig ein am Handgelenk des aufreizend gekleideten Opfers gefundener Stempelabdruck verweist darauf, dass die Tote in der Tatnacht eine Disko besucht haben muss.

Bei der mühseligen Suche nach der Herkunft des Mädchens stößt Kommissar Stubbe schließlich auf eine Familie mit zwei Töchtern, von denen eine in der Nacht zuvor nicht nach Hause gekommen ist. Die Eltern reagieren zunächst sehr gefasst auf die schlechte Nachricht, denn Stubbes Beschreibung des Opfers passt keineswegs zur ihrer 17-jährigen Tochter Sandra. Die Leichenschau bringt jedoch bald traurige Gewissheit.

Neben dem wortkargen und tief erschütterten Vater ist es so vor allem Sandras unscheinbare Schwester Peggy, die Stubbe hilft, Licht ins Dunkel der Tatnacht zu bringen. Nach und nach offenbart sich Stubbe dabei das Bild einer jungen Frau, die trotz eines liebevollen und behüteten Zuhauses insgeheim ein Doppelleben führte: In der Familie die Mustertochter mit besten Schulnoten und am Wochenende der jugendliche Draufgänger mit dem Traum von der großen Showkarriere, für den sie bereit war, viel - offenbar allzu viel - zu riskieren.

Darsteller


Wolfgang Stumph («Romeo und Jutta») ist Wilfried Stubbe
Stephanie Stumph («Baby frei Haus») ist Christiane Stubbe
Margret Homeyer («Die Blücherbande») ist Charlotte Hoyn
Lutz Mackensy («The Dead Meat») ist Bernd Zimmermann
Helene Grass («Die Rättin») ist Rosinsky
Wanja Mues («Der Fürst und das Mädchen») ist Helge
Charley Ann Schmutzler («Leroy») ist Peggy
Vincent Krüger («Gute Zeiten, schlechte Zeiten») ist Robert
Carolyn Genzkow («Die Pfefferkörner») ist Lilly
Samuel Weiss («Die Albertis») ist Vollenweider
Dirk Borchardt (« Gute Zeiten, schlechte Zeiten») ist Peter Blum
Karoline Eichhorn («Der Sandmann») ist Marion Blum
Dzamilja A. Sjöström («Vater eines Mörders») ist Sandra
Armin Dillenberger («Good Bye, Lenin») ist Hummer

Kritik



Es hätte so schön werden können: Die 41. Folge der bereits 15 Jahre laufenden Krimiserie
«Stubbe - Von Fall zu Fall» und zugleich der letzte von drei neuen Samstagabendkrimis des beliebten und überaus erfolgreichen Kommissars Wilfried Stubbe kokettiert nicht nur mit einem durchaus spannenden Fall, sondern übt sich auch gekonnt in der Darstellung charakterlicher Abgründe. Genau das passt zu einem Typen wie Stubbe, der mit dem Fahrrad zum Tatort kommt, in aller Ruhe Bilder von Bekannten an übergroße Flipcharts hängt und mit pinkfarbenem Filzstift Beziehungen, Verflechtungen und Fakten notiert. Doch auch wenn die Ausgangslage besser nicht sein könnte, den Sprung zu einem richtig guten Samstagabendkrimi hat die in Hamburg spielende Serie nicht finden können.

So ist die Schauspielleistung keineswegs konstant: Während das bewährte Familienduo aus Wolfgang Stumph und Stephanie Stumph nebst Lutz Mackensy in ihrer gewohnten Routine auf gutem Niveau agiert, versinkt das überzogene Spiel von Carolyn Genzkow und Samuel Weiss als Vater Vollenweider und Tochter Lilly im Mittelmaß. Die betroffene Familie Blum, die als charakterlich gebrochener, ja fast neurotisch gezeichneter Mittelstand ohne große Existenzängste, dafür aber mit schwerwiegenden Familienproblemen dargestellt wird, weiß durch tolle Schauspielarbeit von Karoline Eichhorn und Dirk Bochardt zu überzeugen, fährt dabei allerdings oftmals an den Rand der Plakativität. Charley Ann Schmutzler als Tochter Peggy kommt erst im Laufe des Films in Fahrt, leistet dann aber einen wichtigen und guten Beitrag zur Atmosphäre des Falls. Um die Protagonisten möglichst differenziert darzustellen, werden viele inhaltliche Längen in Kauf genommen, die weder dem Film noch den Charakteren guttun.

Das Drehbuch von Simone Kollmorgen und Martina Mouchot weiß inhaltlich zu überzeugen, auch die Produktion wurde gewissenhaft ausgeführt. Über dem gesamten Film hängt allerdings die bleischwere Prämisse, einen besonders guten Fall, eine besonders gelungene Charakterdarstellung, eine besonders bedrückende Atmosphäre zu schaffen, der man letztendlich nicht wirklich gerecht werden konnte und somit entweder zu wenig oder einen bedeutend zu großen Fokus auf einzelne Szene legte. Das ist schade, dann einzelne Einstellungen strahlen mit ihrer thrillerartiger Ruhe Unbehagen aus und brillieren mit schlichter Eleganz - da hilft es natürlich wenig, wenn die nächste Szene belanglose Büroarbeit zelebriert. «Stubbe - Von Fall zu Fall: Der Stolz der Familie» hätte ein toller Krimifilm mit Ansätzen einer Milieustudie im in sich selbst und den Erwartungen an ein besseres Leben festgefahrenen Mittelstand werden können, verkommt aber leider zu einem durchschnittlich-guten Fall mit einigen Höhepunkten und einer trivialen, wenngleich netten Nebenhandlung.

Das ZDF zeigt «Stubbe - Von Fall zu Fall: Der Stolz der Familie» am Samstag, den 29. Januar 2011, um 20:15 Uhr.

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