Statistisch gesehen

Das war das Jahr 2009,92!

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Offenbar immer früher laufen die Jahresrückblicke im TV. Wie groß ist eigentlich der Anteil von 2010, den Kerner und Jauch dabei verpassen?

Statistisch gesehen essen 85 Prozent der Deutschen zu Weihnachten Ente oder Gans. Ferngesehen wird dabei üblicherweise nicht. Wozu auch? Geht es nach den TV-Machern ist das Jahr schließlich längst vorbei.

Kaum wird der Adventskalender aufgestellt, schon stehen auch sie schon wieder auf dem Programmplan: Jahresrückblicke, in denen sich die großen Sender mit prominenten Gästen gegenseitig zu übertreffen versuchen. Vor allem, was die tragischen Geschichten betrifft: Wer hat die meisten chilenischen Bergarbeiter im Studio? Und wer die meisten Angehörigen von Loveparade-Opfern? Auch in diesem Dezember sind Jauch, Gottschalk und Kerner wieder für ihre Sender im Einsatz und Aiman Abdallah präsentiert erneut den Jahresrückblick der ungewöhnlichen Art.

Doch traditionell bekriegen sich die Sender nicht nur mit den besten und teuersten Gästen, sondern auch mit dem Sendetermin. Jeder will der Erste sein, auch wenn das dem Wesen eines Jahresrückblicks eigentlich zuwider läuft. Schließlich hat der Letzte am meisten vom Jahr. Vorgedrängelt hat sich auch dieses Jahr wieder Johannes B. Kerner mit «2010 - Der große Jahresrückblick». Nach dem 4. Dezember im letzten Jahr war dieses Mal schon am 2. der große Blick zurück angesagt.

Rücken die Jahresrückblicke unter dem Druck, die Konkurrenz nicht enteilen zu lassen, also immer weiter nach vorne? Das lässt sich nicht eindeutig beantworten. Nimmt man die drei klassischen Jahresrückblicke, so laufen diese dieses Jahr im Schnitt tatsächlich 1,3 Tage früher als 2009. Rechnet man ProSiebens «Galileo Big Pictures» hinzu, so liegt der Sendetag durchschnittlich 0,5 Tage später. Aber «Big Pictures» ist so verschieden angelegt, dass es mit den drei anderen Rückblicken gar nicht konkurrieren muss.

Ein Jahresrückblick am 2. Dezember, da stellt sich natürlich die Frage: Was verpasst der Kerner dabei alles vom Jahr? Rekordkälte bahnt sich an - friert vielleicht die Ostsee zu? Oder tritt die Bundesregierung aufgrund schlechter Presse durch wikileaks demnächst geschlossen zurück? Davon wird wohl höchstens Gottschalk am 12. berichten können, denn für Jauch, der bereits am Sonntag zurückblickt, dürften diese Ereignisse zu spät kommen.

Große Teile des Jahres fehlen bei den Rückblicken, die vom Naturell her an Silvester am besten aufgehoben wären, einfach. Kerner konnte am Donnerstag nur auf 335 Tage zurückblicken - das sind nicht einmal 92 Prozent des Jahres. Verglichen mit einem 90-minütigen Spielfilm wäre das, als würde man über sechs Minuten verpassen. Und zwar ausgerechnet den Schluss.



Bei RTL werden 7,4 Prozent des Jahres fehlen, im ZDF immerhin noch 5,5 Prozent. Nur ProSieben deckt das Jahr 2010 mit 97,5 Prozent nahezu vollständig ab.

Ob der Zeitpunkt der Ausstrahlung wirklich einen großen Einfluss auf die Einschaltquoten hat, bleibt zweifelhaft, auch wenn man bei RTL glaubt, im letzten Jahr schlechte Erfahrungen mit einem späten Termin gemacht zu haben. Solange nicht gerade am Heiligabend gesendet wird, dürften alle Sendungen ihre Stammzuschauer finden - bei manchen sind das eben mehr und bei anderen weniger.

Oft steckt mehr hinter den Zahlen des TV-Geschäfts als man auf den ersten Blick sieht. Oder weniger. Statistisch gesehen nimmt sie unter die Lupe.

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