Sonntagsfragen

'Spaß an Spielern, die den feinen Ball spielen'

von
Sky Moderator Jan Henkel sprach mit Manuel Weis über den Auftakt der neuen Bundesligasaison.

Heute beginnt die neue Bundesliga-Saison. Wenn Sie denn mal die Gelegenheit haben, ein Spiel privat zu schauen… wie sieht das aus? Gemütlich mit einem Bier und Chips auf dem Sofa?
Ich trinke keinen Alkohol, demnach fällt die Bier-Variante schon einmal aus. Ich begleite die Bundesliga schon so lange als Journalist, dass ich mir Fußball eigentlich gar nicht mehr privat ansehen kann. Man achtet dann zwangsläufig immer auf mehrere Dinge – beispielsweise auf die Übertragung als solches. Das ist sowohl bei Sky-Übertragungen der Fall als auch bei den Sendungen unserer Mitbewerber. Grundsätzlich versuche ich, wenn ich Fußball schaue, so viel wie möglich vom Spiel mitzubekommen. Ich bin deshalb auch nicht in der Lage mit vielen Menschen Fußball zu schauen.

Public Viewing wäre für Sie also das Worst Case-Szenario?!
Nein, nicht unbedingt. Beim Public Viewing steht ja das Gemeinschaftserlebnis im Vordergrund – eigentlich geht das dabei ja nicht darum, das Spiel ganz intensiv zu verfolgen. Ich meinte eher kleine Fußballrunden mit zehn oder 15 Leuten bei mir zu Hause.

Sie leben in Italien und kennen auch die dortige Fußballwelt bestens. Worin unterscheidet sich der italienische Fan vom deutschen?
Der Italiener hat mehr Ahnung vom Fußball. Das klassische Fußballgespräch in Italien geht über Taktik und Mercato – also wer wechselt wohin? Es sind inhaltlich sehr gute Gespräche, das mag ich. Die italienischen Fans kennen in der Regel auch die taktische Ausrichtung der jeweiligen Gegner sehr gut und können deshalb meist sehr fundierte Einschätzungen abliefern.

Sind Sie eigentlich Fan einer bestimmten Mannschaft?
Ich habe aufgehört Fan zu sein und das sage ich jetzt nicht, weil man als Sportjournalist möglichst neutral sein sollte. Ich bin schlicht Fan vom Fußball. Natürlich ist es aber so, dass man zu manchen Clubs eine engere Beziehung hat, beispielsweise weil sich im Lauf der Jahre eine Art Freundschaft zu Trainern gebildet hat.

Felix Magath zum Beispiel…
Darauf werde ich immer angesprochen. Wir haben überhaupt kein Problem miteinander.

Kurz zur Erklärung: Sie sind mal nach dem Spiel Schalke gegen Dortmund im Sky-Studio etwas aneinander geraten…
Wir haben uns danach ausgesprochen, uns die Hand gegeben. Ich finde, genau solche Typen wie Felix Magath braucht die Bundesliga.

Was geht in so einem Moment in einem Moderator vor?
Ich habe mir gedacht, dass die Zuschauer jetzt in diesem Moment wohl sehr viel Spaß haben werden.

Sie wurden für Ihre Reaktion bei diesem Interview sehr gelobt…
Das ist immer schwierig. Natürlich freue ich mich über positive Beurteilungen, es gab aber auch Negative. Vor allem die Schalke-Fans waren der Meinung, dass wir ihren Verein zu schlecht darstellen.

Wenn Sie sich aussuchen könnten: Moderieren Sie lieber im Stadion oder im Sky Studio?
Die Stadion-Moderation ist etwas ganz Besonderes: Da passiert das Geschehen. Studio-Moderationen sind ganz anders. Sie stellen andere Anforderungen an den Moderator. Ich würde sagen, dass ich beides brauche. Der aktuelle Wechsel – alle drei Wochen Studio, dazwischen zwei Wochen Stadion, ist genau das, was ich wählen würde, wenn ich es mir aussuchen könnte.

Haben Sie eigentlich noch Ziele in Ihrer Karriere?
Jeder hat Ziele. Bisher habe ich eigentlich alle erreicht.

Die neue Saison beginnt ja nun – gibt es Spieler, auf die Sie sich besonders freuen?
Ja, viele Spieler. Ich habe immer Spaß an Spielern, die den feinen Ball spielen können. Mir gefallen auch junge Spieler, deren Entwicklung sehr deutlich ist: Toni Kroos zum Beispiel oder Matts Hummels. Matts hat als er acht Jahre alt war immer auf dem Gang des DSF gespielt und alles kleingeschossen. Er ist der Sohn der Fußballchefin dort. Es ist dann natürlich schön, wenn man jemanden so lange kennt und ihn dann irgendwann in der ersten Liga wiederfindet.

Sie waren Sky-Mann im deutschen Lager, sie waren beim Champions League-Finale… können die kommenden Monate überhaupt besser werden als die zurückliegenden?
Ich war in den vergangenen zwölf Jahren bei zehn Champions League-Finalspielen – es geht also immer weiter.

Aber da waren ja wenige dabei mit deutscher Beteiligung.
Das stimmt – aber auch ohne deutscher Beteiligung ist es immer spannend. Ich erinnere mich noch an das Spiel zwischen Liverpool und Milan.

Zur Erklärung: Hier stand es zur Halbzeit 3:0 für Milan, Liverpool machte in Durchgang zwei dann das 3:3 und gewann schließlich im Elfmeterschießen.
Ich habe in der Pause mit Arrigo Sacchi ein Interview geführt – wir hatten aber keine Zeit mehr das auszustrahlen. Also habe ich mit ihm vereinbart, dass er so tut, als hätte Milan schon gewonnen und das Spiele wäre schon vorbei. Sie können sich vorstellen, was los war, als nicht mehr sicher war, dass die Italiener wirklich gewinnen. Mein Handy klingelte, wir wurden gebeten, dieses Interview nie zu senden. Das hätten viele sicherlich sehr gerne gesehen – aber wir haben die Aufnahmen verzichtet und können davon nur noch erzählen.

Herr Henkel, danke für das Gespräch und einen guten Start in die neue Saison.

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